Berlin. Der neue „Tatort“ aus Köln dreht sich um windige Finanzgeschäfte. Der Film ist beklemmend und warnt gleichzeitig die Zuschauer.
Größer könnten die Unterschiede kaum sein: Hier der blasse Arbeitslose im schlecht sitzenden Billiganzug, der nicht weiß, wie er sich und seine schwangere Frau durchbringen soll. Da der charismatische Jungunternehmer mit Edelmarke, Penthousewohnung und Luxuskarosse. Und der meint, er könne werden wie er? Und in kürzester Zeit ein eben solches Leben führen?
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Klar möchte der angehende Vater wissen, wie das geht. Der Zuschauer möchte das auch. Und kriegt es in „Pyramide“, dem neuen „Tatort“ aus Köln, auch vorgeführt. Darin geht es um den Traum vom schnellen Glück. Aber auch darum, wie diese Blase platzt.
Denn der vermeintliche Aufsteiger André Stamm (Rouven Israel) sitzt da gleich anfangs bei den Kommissaren Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) im Verhörzimmer. Soll endlich gestehen. Wehrt aber ab. Er sei hier, um seine Geschichte zu erzählen: „Und Sie hören mir gefälligst zu!“ Und das wird in Rückblenden – in Kapiteln mit moralischen Titeln wie „Versuchung“ und „Habgier“ – fast parabelhaft als Tragödie aufgerollt, wie sie so oder ähnlich überall passieren kann.
Der Traum vom schnellen Geld – und seine Abgründe
Der arme Tropf gelangt hier in eine verlockende Welt, in der lauter joviale junge Männer mit wenigen Telefonanrufen viel Rendite machen. Und abends wilde Partys feiern, mit Champagner und Sprüngen in den Pool, natürlich im Maßanzug. Es ist doch so einfach: Man muss nur risikobereite Leute überzeugen, in garantiert gewinnbringende Anlagen zu investieren, und streicht die Provision dafür ein.
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Wie das geht, führt der Geschäftsführer Christopher Komann vor. Der heizt „Underperformer“ zu „Powersellern“ (Verkäufer mit niedrigem und hohem Umsatz, Anm. d. Red.) an. Und wenn sie ihr Soll mal nicht erreichen, sollen sie halt Freunde und Familie zum Investieren überreden. Robin Sondermann spielt diesen Chef mit einer Aasigkeit und Eiseskälte, die schockiert und doch zugleich fasziniert. Ein Blender, der weiß, wie er seine Jünger antreibt. Denn der Großteil der Provisionen landet natürlich ganz oben in der Firmenpyramide, bei ihm. Während seine Angestellten immer abhängiger werden – und auch eigenes Erspartes verlieren.
Am Ende – oder doch am Anfang, es ist ja eine Rückblende – gibt es einen toten Anwalt, der eine Sammelklage gegen die dubiose Investmentfirma angestrebt hat, ruinierte Anleger und eine entführte Frau. Der zweite Mann in der Firma will seinen Chef mit einer Waffe das Geständnis abringen, dass alles Betrug sei. Und André Stamm, der kleine Mann mit dem großen Traum, findet sich bei der Polizei wieder.
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Kölner „Tatort“: Am Ende sind alle Verlierer
Erst vor einem Monat haben die Kölner Kommissare noch auf dem Weihnachtsmarkt Glühwein getrunken, da sind sie schon wieder aktiv. Ihr 89. Fall „Pyramide“ ist beklemmend spannend und wirkt lange nach. Auch wenn die Ermittler hier einmal ganz zurücktreten. Für Wurst oder Glühwein ist keine Zeit. Alles dreht sich um die Blase toxischer Jungunternehmer. Da ist viel Testosteron in der Luft, wenn die vermeintlichen Alphatierchen auf dicke Hose machen und sich doch wie kleine Jungs gerieren. Ähnlichkeiten mit „The Wolf of Wall Street“ mit Leonardo DiCaprio sind nicht zufällig.
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Am Ende aber gibt es nur Verlierer – und, das schockiert am meisten, einen, der immer weiter macht. Das ist auch eine Warnung an den Zuschauer. Denn solch dubiose Firmen lauern überall im Internet. Und sie operieren zwar im Graubereich, sind aber nicht verboten. Nach dieser sehr intensiven Folge sollte man auf solche Machenschaften nicht mehr so leicht reinfallen.
Der Krimi „Tatort: Pyramide“, läuft am Sonntag, 14. Januar, um 20.15 Uhr in der ARD und ist außerdem in der Mediathek zu sehen.