Berlin. Iris Berben tut sich schwer mit dem Gedanken an Vergänglichkeit. Warum sie so lange leben möchte wie möglich, erklärt sie im Interview.

Iris Berbens Terminkalender ist wie immer prall gefüllt. Im Gespräch verrät die 73-Jährige, welche Themen und Erfahrungen sie zurzeit bewegen – vom Einsatz für Frauenrechte bis zur Frage nach der Endlichkeit des Lebens.

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Was waren zuletzt die schönsten Erfahrungen für Sie? 

Iris Berben: Aktuell freue ich mich, mich selbst in einer sehr luxuriösen Situation wiederzufinden: Ich drehe einen wirklich klugen und humorvollen Film, der zum Nachdenken motiviert. Gleichzeitig bekam ich die Möglichkeit, nach Cannes zu fahren und an der Seite inspirierender Persönlichkeiten über den roten Teppich zu schweben.

Auch durfte ich an der Verleihung des „Lights on Women Worth Awards“ teilnehmen, bei der junge Kurzfilmregisseurinnen ausgezeichnet und Frauen innerhalb der männerdominierten Branche gefördert werden. Ich finde es großartig, Teil dessen zu sein und die von L’Oréal Paris geschaffene Plattform weiter auszubauen. Häufig wird tiefgreifendes Engagement seitens großer Kosmetikkonzerne nicht erwartet. 

Iris Berben über Filmbranche: „Das Licht auf den Frauen leuchtet immer stärker“

Haben Sie das Gefühl, dass sich sozusagen mehr Lichter auf Regisseurinnen richten oder bleibt die Filmbranche männerdominiert?

Berben: Das Licht auf den Frauen leuchtet immer stärker. Natürlich ist die Filmbranche noch stark männerdominiert und innerhalb verschiedener Teilaspekte sicherlich überholt, nichtsdestotrotz blicken wir auf eine sehr starke, selbstbewusste junge Generation von Frauen sowie Männern, die mit einem ganz anderen Selbstverständnis das Miteinander lebt und definiert. Eine Generation, die mit verstärkter Kraft Druck ausübt, damit sich die Verhältnisse ändern. Genau diese Art des Drucks brauchen wir – leider noch immer.

Ihr Sohn Oliver ist Vorstandschef des Medienriesen Constantin. Sagen Sie ihm, dass er Frauen fördern soll?

Berben: Nein, aber das muss ich auch gar nicht. Er ist mit dem entsprechenden Selbstverständnis der Gleichberechtigung, Vielfalt und Unterstützung gesellschaftlicher Gruppen bereits groß geworden. Ich muss ihn darauf nicht aufmerksam machen. 

Iris Berben: „Meine Neugierde ist unermesslich groß“

Sie haben Enkel, gehören also inzwischen zur Großelterngeneration. Was können Sie Kindern und Jugendlichen an wichtigen Erkenntnissen vermitteln?

Berben: Jeder muss seine Melodie und sein Terrain finden, auf dem er oder sie sich verwirklichen und das Leben bestreiten möchte. Zu meiner Melodie hat es immer gehört, offen zu sein, neugierig zu bleiben. Routine nicht als Mittel zum Zweck aufkommen zu lassen und sich immer wieder erstaunen zu wollen – auch von sich selbst. Wach und selbstbestimmt durchs Leben zu gehen, bildet in meinen Augen eine gute Voraussetzung hierfür.  

Iris Berben bei den diesjährigen Internationalen Filmfestspielen in Cannes.
Iris Berben bei den diesjährigen Internationalen Filmfestspielen in Cannes. © IMAGO/ABACAPRESS | IMAGO stock

Sie meinten in einem Interview im letzten Jahr, dass Sie gerne noch ein paar hundert Jahre leben würden, wenn das möglich wäre.

Berben: Das ist auch so. Aber es geht nicht darum, dass ich für immer jung bleiben möchte. Sondern darum, dass meine Neugierde unermesslich groß ist. Wir befinden uns aktuell in einer Zeit der unglaublichen Wucht an Veränderungen, wie zum Beispiel im technischen Bereich, wo sich fast alles überholt. Momentan wird sich entlang vieler Ebenen mit dem Thema KI auseinandergesetzt – diese Vielfalt der Veränderungen füttert und fixt meine Neugierde an. Ich möchte wissen, wie es weitergeht und wie unsere Gesellschaft mit bekannten aber auch gänzlich neuen Thematiken umgehen wird. 

Haben Sie den grundsätzlich Ihren Frieden mit dem Ende gemacht?

Berben: Nein, das ist kein gern gebetener Gast bei mir. 

Schauspielerin Iris Berben: „Habe die richtige Wahl getroffen“

Auf der hellen Seite des Lebens finden sich dann aber eben Auftritte wie dieses Jahr in Cannes, wo Sie viele Kolleginnen treffen konnten. Wie gut kennen Sie eigentlich Kolleginnen wie Helen Mirren?

Berben: Mit Helen trete ich besonders gerne in den Austausch. Ich habe mich auch auf Viola Davis gefreut, die ich bei einem Dreh kennen und schätzen lernte. Sie kennzeichnet für mich eine sehr bodenständige Frau, mit der normale und tiefgründige Gespräch geführt werden können, ohne zu fremdeln – wir alle teilen eine gemeinsame Basis.

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Diese Schauspielerinnen sind ja mit großen Hollywood-Filmen erfolgreich. Versuchen Sie selbst insbesondere nach dem Siegeszug von „Triangle of Sadness“ mehr international zu arbeiten?

Berben: Aktiv versuchen tue ich nichts. Ich habe die Nachricht bekommen, dass meine deutsche Produktion „Paradise“ im ersten Halbjahr zu den meistgestreamten Filmen auf Netflix gehört. Da weiß ich, dass ich die richtige Wahl getroffen habe.