Berlin. In „Um Himmels Willen“ begeisterte er Millionen als intriganter Stinkstiefel, privat hingegen setzte Fritz Wepper ganz andere Akzente.
Die Sorge um Fritz Wepper war groß, Millionen Fans hatten um ihn gebangt. Nun ist der beliebte Schauspieler („Um Himmels Willen“) im Alter von 82 Jahren gestorben. Seine letzten Tage verbrachte er in einem Hospiz in Oberbayern, wo er von seiner Ehefrau Susanne Kellermann (49) und ihrer gemeinsamen Tochter Filippa (12) regelmäßig besucht wurde.
Vom Tod ihres Mannes erfuhr „Bild“ über seine Ehefrau Susanne Kellermann. Sie sagte der Zeitung: „Fritz ist friedlich eingeschlafen.“ Der große TV-Star starb am Montagmorgen um 9.45 Uhr im Hospiz.
So fürsorglich war Weppers zwölfjährige Tochter
Noch vor wenigen Tagen erzählte Kellermann, wie gut die gemeinsame Tochter Filippa (12) mit dem schwer erkrankten Vater umgehe: „Filippa legt sich auch mal zu Fritz aufs Bett. Sie ist sehr fürsorglich, heitert ihn auf, erzählt ihm viel und dekoriert sein Zimmer mit Bildern.“
Weppers Gesundheitszustand hatte sich zuletzt rapide verschlechtert. Der Tod seines Bruders Elmar im Oktober 2023 hatte ihn zusätzlich mitgenommen, so war von seiner Familie zu hören.
Im Dezember 2023 wurde er wegen einer Blutvergiftung im Krankenhaus behandelt. Er musste deswegen um die Funktion seiner künstlichen Herzklappe bangen. 2021 war bekannt geworden, dass er an Hautkrebs erkrankt ist, dieser hatte bereits Metastasen gebildet. Im Frühjahr wurde ihm ein Tumor im Bauchraum operativ entfernt. Nach einer Corona-Infektion musste er anschließend rund 15 Monate im Krankenhaus verbringen. Seit 2021 arbeitete er nicht mehr als Schauspieler.
Fritz Wepper: Millionen hat er mit „Um Himmels Willen“ begeistert
Fritz Wepper ist Millionen als Bürgermeister Wöller aus der beliebten ARD-Serie „Um Himmels Willen“ bekannt. Er spielte diesen intriganten Stinkstiefel mit so viel Gespür für die wirklichen Stinkstiefel im Leben, dass sich bei vielen Zuschauer der Gedanke aufgedrängt hatte: Der Wepper ist der Wöller.
Selten genug, dass es diese Einheit von Rolle und Person gibt. Götz George und Schimanski, das ging Richtung Kult. In dieser Liga spielte Wepper keineswegs, aber er konnte es durchaus mit einem anderen Pärchen aufnehmen: Klausjürgen Wussow und Prof. Brinkmann, Chef der Schwarzwaldklinik.
Während George und auch Wussow immer darauf hinwiesen, wie viel mehr noch in ihnen steckt, begnügte Wepper sich mit Wöller, den er seit 2002 ununterbrochen gespielt hatte. Seine Frau, so sagte er im persönlichen Gespräch mit dieser Redakion, habe ihn sogar manchmal ermahnt: „Jetzt lass den Wöller aber mal am Drehort.“
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Dampf ablassen mit „Um Himmels Willen“ im Fernsehsessel
Auch wenn ihn das aufbrausende Temperament zu Hause nicht so beliebt machte – das Publikum hatte ihn ins Herz geschlossen. Er war ein Ekel in Hochpotenz, ein Chef zum Fürchten. „Es gibt Zuschauer, die so gerne mal ihrem Chef so richtig die Meinung sagen möchten.“ Er übernehme die Chefrolle stellvertretend. Mit ihm konnte man Dampf ablassen im Fernsehsessel.
Wepper, der in München lebte, hatte jedoch noch eine andere Seite, die Seite der Suche nach absoluter Ruhe. „Ich habe die Einführung in die Lehre des Zen unter klosterähnlichen Bedingungen von einem japanischen Zen-Meister gelernt. Das war für mich eine ganz besondere Lebenserfahrung, die ich machen durfte. Ich meditiere und lasse das Nichtdenken geschehen.“ So tankte er Kraft, auch wenn er sich auf den Boden legte, ein Buch auf dem Bauch, den Atem auf und ab gehen sah. Der Anti-Wöller sozusagen.
Wepper spielte an der Seite von Liza Minnelli in „Cabaret“
Dabei hat Wepper, der 1959 mit dem Kinofilm „Die Brücke“ von Bernhard Wicki bekannt wurde, auch andere Rollen gespielt: 1972 wirkte er an der Seite von Liza Minnelli mit. In „Cabaret“ war er der jüdische Gigolo Fritz Wendel. Der Film wurde mit acht Oscars ausgezeichnet. „Das gehört der Vergangenheit an“, meinte Wepper im Interview.
„Das Enttäuschende war eigentlich nur, dass ‚Derrick‘-Produzent Helmut Ringelmann nach der ‚Cabaret‘-Premiere zu mir kam und sagte: ‚Fritz, solche Rollen solltest du nicht spielen.‘ Ich dachte, der macht einen Witz. Es war aber keiner. Außerdem durfte ich nicht die Einladung zur Oscar-Verleihung wahrnehmen. Das fand ich schon sehr taktlos.“
Wepper: Die Mutter musste die Kinder alleine durchbringen
Aber er nahm es dann auf die leichte Schulter. So war er erzogen. „Von meiner Mutter und meiner Großmutter habe ich gelernt, Dinge nicht so ernst zu nehmen“, sagte Wepper. Dabei war seine Kindheit entbehrungsreich.
Als er etwa drei Jahre alt war, wurde sein Vater 1944 in Russland als vermisst gemeldet. Die Mutter musste sich mit ihm und dem knapp drei Jahre jüngeren Bruder Elmar alleine durchschlagen. Trotzdem ging es fröhlich zu, so Wepper. Seine Mutter sei sehr kultiviert gewesen und habe ihnen das Lachen beigebracht. Das Erbe sei ganz klar Selbstironie und Mutterwitz.
Fritz Wepper: „Harry, hol schon mal den Wagen“
Die Brüder Fritz und Elmar Wepper waren privat unzertrennlich – arbeiteten auch mehrmals in Filmen und Fernsehserien zusammen, so etwa im Film „Eine verrückte Familie“ (1957) und im Fernsehklassiker „Der Kommissar“. Dann kam die Kultserie für Fritz Wepper: „Derrick“.
Aus „Derrick“ (1974 bis 1998) ist ein Satz hängen geblieben, der TV-Geschichte schrieb. „Harry, hol schon mal den Wagen!“ Längst ist bekannt, dass der Satz in 281 Folgen so nie gefallen ist. Einmal hieß es schlicht: „Harry, wir brauchen den Wagen. Sofort!“
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Weppers Ehe und die Affäre, die zur Ehefrau wurde
Mit seiner ersten Frau Angela hatte Fritz Wepper die gemeinsame Tochter Sophie Wepper, die 1981 auf die Welt kam und inzwischen ebenfalls Schauspielerin ist. Doch das Glück bekam eine Delle: Von 2009 bis 2012 lebte Wepper in einer Beziehung mit der Kamerafrau Susanne Kellermann, aus der die gemeinsame Tochter Filippa hervorging. Doch nach langem Hin und Her entschied er sich 2012, zu seiner Ehefrau zurückzukehren.
Am 11. Januar 2019 starb Angela Wepper an einer Hirnblutung. Ihr Tod traf den Schauspieler schwer: „Ich vermisse meine Frau sehr. Es wird nie mehr dieses Alltägliche, Normale geben, das Miteinander-Reden, Sich-in-die-Augen-Sehen“, sagte er. Ein Jahr später gab Wepper Susanne Kellermann das Ja-Wort. Es habe sich gefunden, was zusammengehört, so die Worte von Fritz Wepper.