Berlin. Julia Hartmann spielt in ihrer neuen ZDF-Serie eine Anwältin. Sowohl familiär als auch persönlich war die Rolle eine Herausforderung.

Nach verschiedensten TV-Projekten und Kino-Auftritten an der Seite von Matthias Schweighöfer („Schlussmacher“) hat Julia Hartmann mit „Mandat für Mai“ (ab 21. März im ZDF) eine maßgeschneiderte Serie gelandet. Im Gespräch erklärt die 38-jährige Schauspielerin, warum die Rolle als Anwältin, die vor einer gewalttätigen Beziehung in die Provinz flieht, persönlich so wichtig für sie war – und wie sie mit der Erziehung ihres kleinen Sohnes zusammenhängt.

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Sie erleben jetzt den Startschuss einer Serie, die Sie gegebenenfalls Jahre lang weiter drehen. Haben Sie so etwas gesucht?

Julia Hartmann: Ja, das habe ich mir wirklich gewünscht. Ich bin 2022 Mama geworden, und da habe ich ins Universum geschickt, dass ich ein festes Projekt möchte, für das ich auch brenne. Als es dann kam, war das der Knaller. Es war ein kleines bisschen zu früh, weil mein Sohn bei Drehbeginn erst neun Monate alt war und ich großen Respekt hatte, ihm das zuzumuten. Wir haben dann allerdings eine wundervolle Nanny gefunden und es gab viele Stillpausen. Die Drehbücher haben mich so in ihren Bann gezogen, dass ich die Figur der Mai total gerne spielen wollte. Ich habe große Lust, sie weiterzuentwickeln.

Julia Hartmann verrät: Sie glaubt an diesen psychologischen Trick

Wie kommuniziert man mit dem Universum?

Hartmann: Ich bin ohne Religion aufgewachsen und habe mir sozusagen meine eigene gebaut. Schon als Kind habe ich immer formuliert, was ich mir wünsche, und daran fest geglaubt, und oft ist das so eingetreten.

In „Mandat für Mai“ spielt Hartmann die Berliner Anwältin Maria „Mai“ Gardner, die es wegen eines Mandats ins entfernte Vogtland verschlägt.
In „Mandat für Mai“ spielt Hartmann die Berliner Anwältin Maria „Mai“ Gardner, die es wegen eines Mandats ins entfernte Vogtland verschlägt. © ZDF und Steffen Junghans | Steffen Junghans

Das heißt, Ihre Familie hat Millionen im Lotto gewonnen?

Hartmann: Es ging nicht um solche Wünsche, sondern um Dinge, die ich erreichen wollte. Das hat immer wieder funktioniert. Der psychologische Fachausdruck lautet dafür „Manifestation“.

Was für Wünsche haben sich sonst noch erfüllt?

Hartmann: Weihnachten 2021 habe ich zum Universum gesagt: „Wenn da ein Wesen ist, das Lust hat, zu mir und zu meinem Partner zu kommen, dann bist du herzlich eingeladen.“ Direkt am Anfang des nächsten Jahres habe ich von der Schwangerschaft erfahren.

Julia Hartmann: Darauf legt sie bei ihrer Erziehung wert

Nun ist „Mandat für Mai“ keine gemütliche Serie, wo Sie sich so einfach vom Mutterdasein entspannen können. Zum Beispiel wird ihre Figur von einer toxischen Beziehung heimgesucht. Hätte Ihnen das Universum nichts anderes bieten können?

Hartmann: Nein, denn für mich sind Figuren mit vielen Ecken und Kanten eine wahnsinnige Herausforderung. Und das Thema „Toxizität in Beziehungen“ interessiert mich sehr. Denn ich beschäftige mich seit Jahren mit gewaltfreier Kommunikation.

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Was haben Sie zu diesem Thema gelernt?

Hartmann: Wir packen den Begriff „toxisch“ meistens auf Liebesbeziehungen. Für mich trifft er generell auf den allgemeinen Umgang in unserer Gesellschaft zu. Ich habe in den letzten 15 Jahren viel über meine früheren Verhaltensmuster gelernt. Jetzt weiß ich, dass in der Kommunikation Wertschätzung enorm wichtig ist. Das gilt natürlich auch für den Umgang mit meinem Kind.

Haben Sie nicht Angst, dass Ihr Kind dann so sanftmütig wird, dass es mit einer harten Welt nicht zurechtkommt?

Hartmann: Nein. Im Gegenteil. Ich habe mich bewusst für die sogenannte bindungs- und bedürfnisorientierte Begleitung entschieden, damit er ein starkes Selbstwertgefühl bekommt. Bei der gewaltfreien Kommunikation geht es nicht darum, dass alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Alle Gefühle, auch starke wie Wut, haben ihre Berechtigung. So begleite ich auch meinen Sohn in seinen Emotionen. Es geht darum, klar zu bleiben und ihm Orientierung zu geben.

Wie kam es zu der Beschäftigung mit diesem Thema?

Hartmann: Es gab in meinem Leben einen Bruch: Meine Mama ist an Krebs gestorben, als ich 15 war. Das ist bis heute ein Thema und bleibt es natürlich auch. Damals habe ich gemerkt, dass ich bestimmte Sachen aufarbeiten möchte und so habe ich mich auf eine innere Reise begeben.

Hartmann über Dreharbeiten: „Hat mich total aufgewühlt“

Ihre Anwältin in der Serie ist allerdings nicht ganz so gewaltfrei gestimmt und lässt sich den Umgang mit einer Waffe beibringen. Wie war es, als Sie diese Szenen gedreht haben?

Hartmann: Ich hatte vorher noch nie eine Waffe in der Hand und lehne das auch grundsätzlich ab. In der ersten technischen Probe hat mich das total aufgewühlt. Da habe ich sofort gemerkt, dass ich sozusagen nur in der Figur schießen kann. Sobald ich aus der Rolle wieder herausgegangen bin, war mir klar: Das ist nicht meins.

Julia Hartmann studierte in Bochum Schauspiel. Zunächst stand sie auf Theaterbühnen, ist dem deutschen Publikum heute aber vor allem durch Film und Fernsehen bekannt.
Julia Hartmann studierte in Bochum Schauspiel. Zunächst stand sie auf Theaterbühnen, ist dem deutschen Publikum heute aber vor allem durch Film und Fernsehen bekannt. © picture alliance / AAPimages/Wehnert | AAPimages/Wehnert

In der Serie wird auch das Männerbild hinterfragt, das von verschiedenen Typen verkörpert wird. Haben Sie männliche Vorbilder?

Hartmann: Mich hat der Regisseur und Aktionskünstler Christoph Schlingensief unfassbar beeindruckt. Ich wollte immer ein bisschen sein wie er.

Was genau hat Sie an ihm beeindruckt?

Hartmann: Sein Blick auf die Welt, wie er die Dinge in einer Art und Weise hinterfragte, wie ich sie bis dahin nicht kannte. Ich hatte das Glück, ihn auch persönlich zu kennen und war immer wieder neu inspiriert, wenn er gesprochen hat. Ich fand ihn total faszinierend. Einmal war ich im Burgtheater auf einer seiner Bühnenproben im Zuschauerraum und zu erleben mit welcher Energie und Leidenschaft er gearbeitet hat, war enorm.

Gibt es sonst Männer, die einen wichtigen Eindruck hinterließen?

Hartmann: Mein älterer Bruder Sebastian war und ist sehr prägend. Er ist Theaterregisseur und nach dem Tod unserer Mutter hat er mich als Hospitantin auf Theaterproben mitgenommen. Das war großartig. Ansonsten haben mich die Regisseure Frank Castorf und René Pollesch sehr inspiriert.

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Auf Ihrer Instagram-Seite beschreiben Sie sich unter anderem als „weltoffen“. Würden Sie in der eng gestrickten dörflichen Gemeinschaft, in der Anwältin Mai lebt, klarkommen?

Hartmann: Ich habe meinen Beruf auch aus dem Grund gewählt, weil ich damit viel unterwegs sein wollte. Wahrscheinlich würde ich mich eingeengt fühlen, wenn ich immer am gleichen Ort leben würde, auch in einer Großstadt. Doch das war bislang nicht der Fall. Wobei sich „weltoffen“ auf das Zwischenmenschliche bezieht. Mir geht es um die tiefen emotionalen Themen, die uns alle verbinden.