Berlin. Gerade hatten sich die Göttinger „Tatort“-Kommissarinnen Lindholm und Schmitz zusammengerauft – da tut die eine etwas Unverzeihliches.
„Kannst du jetzt bitte gehen?“, wird sie einmal harsch angefahren. Kommissarin Charlotte Lindholm, seit 2002 verkörpert von Maria Furtwängler, hatte schon immer ein Problem mit Teamfähigkeit. Einer der Gründe dafür, dass sie von Hannover nach Göttingen strafversetzt wurde, wo sie seit 2019 an der Seite von Anaïs Schmitz (Florence Kasumba) ermittelt.
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Die Zusammenarbeit der beiden sehr unterschiedlichen Frauen begann dann auch recht ruppig. Zumal Lindholm noch mit dem Mann ihrer Kollegin flirtete, dem Gerichtsmediziner Nick Schmitz (Daniel Donskoy). Trotz aller anfänglichen Probleme wurden die Damen dennoch fast ein Team. Und was den Mann anging, übte sich Lindholm in Verzicht.
Im neuen Fall erfährt diese gewachsene Zusammenarbeit einen herben Rückschlag. Erst trinkt sie in einer Bar mit Nick, dann nimmt der sie mit nach Hause, weil sie nicht mehr fahren kann. Schließlich landen die beiden doch noch miteinander im Bett. Danach folgen eine schwere Katerstimmung und Schuldgefühle gegenüber der Kollegin. Doch auch sonst trauen sich die beiden Frauen diesmal nicht über den Weg.
Belastende Situation für Paketdienste: Ein beliebtes Thema
Eigentlich geht es in „Geisterfahrt“ um Paketboten. Schon wieder, werden sich viele denken, das gab es doch erst vor zwei Monaten im Kölner „Tatort.“ Aber: Die Verhältnisse bei den Zustellern sind mehr als prekär und bieten Stoff für viele Dramen.
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Lindholm feiert anfangs mit ihren Kollegen den 60. Geburtstag von Polizeichef Liebig (Luc Feit) im Präsidium. Das bestellte Geschenk für ihn wird zu spät angeliefert. Der sichtlich überarbeitete Bote rempelt Lindholm dabei an. Wenig später rast er mit seinem Lieferwagen in eine Menschenmenge. Viele Tote, der Täter im Koma, und die Frage: War es ein Terrorakt des muslimischen Mannes? Oder bloße Übermüdung?
Die Ermittlungen führen in den Paketdienst und zeigen einmal mehr, unter welch prekären Verhältnissen Fahrer dort arbeiten müssen. Nicht als Angestellte, sondern als sogenannte „Subis“, als Subunternehmer. Damit sind die Unternehmen nicht zuständig, wenn die Fahrer ihren Soll nicht erfüllen. Verhältnisse, die sprachlos und wütend machen. So auch Frau Lindholm.
Als sie einen Durchsuchungsbefehl für den Konzern erwirken will, stellt sich jedoch ausgerechnet der Polizeichef quer und blockiert fortan ihre Ermittlungen. Was Lindholm mehr als misstrauisch macht: Ist das politisch gewollt, weil der Paketdienst einer der größten Arbeitgeber der Region ist? Oder steckt noch etwas anderes dahinter? Anaïs Schmitz dagegen verteidigt den gemeinsamen Chef, der ihr mal aus einer Misere geholfen hat. Als sie dann auch noch Lindholms Mütze in ihrem Schlafzimmer findet, ist erstmal Land unter.
Tatort: Ein plötzlicher Abschied – schade drum!
Und dann heißt es wieder Abschied nehmen beim „Tatort“. Das ist ja gerade ein regelrechter Boom in der Krimireihe. Die Strafversetzung Lindholms hat ein Ende. Sie darf zurück nach Hannover, ihrem Lebensmittelpunkt. Das bedeutet ein unschönes Ende für die Zusammenarbeit mit Anaïs, die den Fällen mit Maria Furtwängler und dem „Tatort“ ganz allgemein recht gutgetan hatte.
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Doch nun hat sie ihren Soll erfüllt. Eigentlich schade. Ironischerweise ermittelt sie im nächsten „Tatort“ mit Wotan Wilke Möhring, der ja auch gerade seine Langzeitpartnerin Franziska Weizs verloren hat. Dabei soll es sich aber um eine einmalige Konstellation handeln.
Zum Bruch mit der Kollegin Lindholm gibt es also noch mal einen richtigen Scherbenhaufen, was für reichlich Spannung sorgt. Vor allem zwischen den Ermittelnden. Der eigentliche Fall geht bei alledem fast etwas unter. Schade bei dem brisanten Stoff. Immerhin: Paketboten schenkt man danach vielleicht etwas mehr Beachtung.