Berlin. Vladimir Burlakov scheut keinen Streit. In Beziehungen war diese Eigenschaft aber nicht immer förderlich, verrät der „Tatort“-Star.
Mit TV-Movies wie „Marco W.“ oder Mehrteilern wie „Im Angesicht des Verbrechens“ wurde Vladimir Burlakov bekannt. Seit 2020 wird der inzwischen 36-Jährige aber vor allem mit einer Rolle in Verbindung gebracht – dem Hauptkommissar Leo Hölzer im „Tatort“ Saarbrücken, dessen neue Folge am Sonntag, 28. Januar (um 20.15 Uhr in der ARD), ausgestrahlt wird. In der Intensität seiner Rollen spiegelt sich auch die Lebenseinstellung des gebürtigen Moskauers, der für die richtige Sache keine Konflikte scheut. Aber wie der Schauspieler im Interview erklärt, hat er in seinem Liebesleben neue Harmonie gefunden.
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Im neuen „Tatort“ bekommt es Ihr Kommissar mit einer Clique zu tun, die lebensgefährliche Wettspiele durchführt. Sind Sie jemand, der abgesehen von den kreativen Herausforderungen seines Berufs Risiken eingeht?
Vladimir Burlakov: Wetten sind nicht mein Fall. Aber ich gehe insofern Risiken ein, als ich im Zweifelsfall immer das sage, was ich denke. Ich bin sehr direkt und ehrlich und bin der Meinung, dass man seinen Standpunkt vertreten muss. Auch politisch lasse ich mir den Mund nicht verbieten.
Und Sie treten für Ihren Standpunkt auch bei Drehs zum „Tatort“ ein?
Burlakov: Ich kämpfe immer für meine Überzeugung, auch beim „Tatort“. Ich kenne es vom Theater, wo es ganz normal ist, dass man sich mal streitet, weil es um die Sache geht. Bei Drehs gibt es Zeitdruck, aber das heißt nicht, dass ich Sachen schlucke, die ich nicht nachvollziehen kann. Ich will deshalb die Maschinerie nicht aufhalten, aber für Reibung und konstruktiven Streit sollten schon mal zehn Minuten drin sei. Wobei ich mich mit den richtigen Argumenten auch von der Gegenposition überzeugen lasse.
Vladimir Burlakov: So steht er zum Krieg in der Ukraine
Bei welchen Themen werden Sie privat emotional?
Burlakov: Zum Beispiel, was den russischen Überfall auf die Ukraine angeht. Ich habe da mit Leuten diskutieren müssen, die eine andere Meinung hatten und das zu relativieren versuchten. Da gehe ich schon auf die Barrikaden.
Aber ein ständiges Leben auf den Barrikaden ist ganz schön anstrengend.
Burlakov: Wenn es um kreative Fragen am Filmset geht, dann werden die ja letzten Endes gelöst. Was die Ukraine anbetrifft, dann umgebe ich mich einfach nicht mit Menschen, deren Meinung ich nicht akzeptieren kann.
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Wer für seine Meinung eintritt, kann heftige Gegenreaktionen bekommen...
Burlakov: Es gibt gewiss Leute, die sich abwenden. Aber ich muss nicht jedem gefallen und nicht von allen gemocht werden. Ich habe es oft erlebt, dass ich bei Drehs einen Konsens mit den anderen Besetzungsmitgliedern hatte, und dann war ich derjenige, der bei Regie oder Produktion für alle anderen gekämpft hat. Aber ich habe mich an diese Position gewöhnt und kann gut damit leben.
Deswegen bewundert der Schauspieler Alexei Nawalny
Würden Sie für etwas eintreten, auch wenn Sie dafür Ihr Leben oder Ihre Freiheit riskieren müssten? Zum Beispiel, wenn Sie nach Moskau flögen und gegen den Krieg demonstrierten?
Burlakov: Interessanterweise habe ich heute morgen genau über diese Frage nachgedacht. Von meiner mentalen Struktur und meinem Naturell her wäre ich, glaube ich, schon jemand, der so etwas riskieren würde. Ich lasse mich nicht verbiegen. Aber in Moskau zu demonstrieren, würde nichts bringen. Ich würde nur in einem Gulag landen. Was ein Nawalny getan hat, der nach Russland geflogen ist, obwohl er genau wusste, dass ihn so ein Schicksal erwartet, ist irgendwie absurd und gleichzeitig finde ich es absolut bewundernswert.
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Haben Sie Angst?
Burlakov: Grundsätzlich nie, solange ich der Überzeugung bin, dass ich das Richtige tue. Aber mein Leib und Leben waren auch noch nie bedroht.
Burlakov über Bandscheibenvorfall: „Ich bin hart im Nehmen“
Angeblich beherrschen Sie die brasilianische Kampfsportart Capoeira. Die könnten Sie ja einsetzen.
Burlakov: Das habe ich während der Schauspielspielschule gemacht und ein halbes Jahr noch fortgesetzt. Aber das ist gefühlt 100 Jahre her. Nach einem Bandscheibenvorfall im letzten Jahr heißt es jetzt Yoga statt Capoeira (lacht).
Wie kamen Sie mit dem Bandscheibenvorfall klar?
Burlakov: Ich habe zwei Filme mit Ibuprofen gedreht, jetzt ist alles wieder gut und schick. Ich musste einfach weitermachen, auch wenn es mit Schmerzen verbunden war. Aber ich würde sagen, ich bin hart im Nehmen.
So geht der „Tatort“-Kommissar mit Ablehnung um
Was ist der stärkste Schmerz, den Sie überstehen mussten?
Burlakov: Wenn man als Schauspieler nicht gewollt wird. Das habe ich am Anfang meiner Karriere erleben müssen. In diesem Business brauchst du viel Stärke und eine dicke Haut.
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Theoretisch kann dieser Schmerz zurückkehren...
Burlakov: Aber es ist leichter geworden, denn ich definiere mich nicht mehr so sehr über die Schauspielerei, sondern fokussiere mich auch auf andere Dinge. Seinerzeit hat es mir geholfen, dass ich einen Coach gefunden habe, mit dem ich mich auf Castings vorbereitet habe. Und irgendwann habe ich dann verstanden, dass ich mir keinen Vorwurf machen muss, wenn es mal nicht klappt, denn ich habe an diesem Tag das Beste gegeben, zu dem ich fähig war.
Burlakov: Deswegen fand er Beziehungen mit Deutschen schwierig
Auf welche anderen Dinge fokussieren Sie sich noch?
Burlakov: In erster Linie auf meine Partnerschaft mit meinem Freund. Die ist sehr bereichernd. Außerdem bereite ich mein Regiedebüt vor, zu dem ich das Drehbuch geschrieben habe. Die Arbeit daran gibt mir einen riesigen Ausgleich.
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Ist es eigentlich in Ihrer Partnerschaft schwierig, wenn Sie unverblümt Ihre Meinung kundtun?
Burlakov: Wenn Sie mich oder meinen Freund fragen, dann würden wir sagen, dass das positiv ist. Meine früheren Partner waren alles Deutsche, und es war für sie schon neu, wie emotional ich werden kann. Aber in meiner aktuellen Beziehung bin ich viel weniger laut als früher, weil wir gar nichts mehr zu streiten haben.