Berlin. Die Schauspielerin erzählt, welche erschreckende Erfahrung sie beim „Schnee“-Dreh machte und verrät, was sie vom neuen Feminismus hält.
Mit der Mystery-Serie „Schnee“ (ab 29. November um 20.15 Uhr im Ersten) meldet sich Brigitte Hobmeier im deutschen Fernsehen zurück. Die 47-jährige Darstellerin, die mit Reihen wie „Schwartz gegen Schwartz“ bekannt wurde und unter anderem auch die Buhlschaft im Jedermann spielte, brachte auch eine persönliche Affinität für die Themen der Geschichte – etwa die Bedrohung durch die vom Menschen gestörte Natur – mit. Wie zerstörerisch die Elemente sein können, musste sie beim Dreh auf lebensbedrohliche Weise erleben.
Sie haben die Thriller-Serie, wie der Titel schon andeutet, drei Monate im Schnee der Berge gedreht. Was für eine Wirkung hat das hinterlassen?
Brigitte Hobmeier: Das hat mich schon stark beeinflusst. Ich war in einem alten Bauernhaus am Rand eines Waldes untergebracht. Ich bin auch in diesen Wald hinein gegangen, in dem Wölfe unterwegs waren, wie man mir gesagt hat. In diesem Umfeld tut sich der große Raum der Fantasie viel leichter auf als mitten in der Stadt, wo du permanent von Lärm, Licht und Menschen abgelenkt wirst.
Wie kamen Sie danach wieder mit dem Stadtleben klar?
Hobmeier: Es hat gedauert, bis ich mich wieder eingewöhnt hatte und die Zeit im Schnee und der Kälte wieder aus meinem Körper draußen hatte, wobei ich am Wochenende zuhause bei meiner Familie war.
Wäre das Umfeld der Berge etwas auf Dauer für Sie?
Hobmeier: Ich bin ein Stadtmensch. Ich habe gerne meine Basis hier und streune von hier aus. Ich mag es ins Kino, ins Theater oder in Ausstellungen zu gehen.
Hobmeier: „Eines Nachts bin ich aufgewacht, und die Wohnung war voller Rauch“
Die Serie schildert, wie sich die Natur gegen die Menschen wendet. Haben Sie schon mal gefährliche Situationen mit den Mächten der Natur erlebt?
Hobmeier: Die furchtbarste Erfahrung hatte ich beim Dreh von „Schnee“, aber die war von Menschen gemacht. In meiner Wohnung gab es einen Kachelofen, den ich abends angemacht habe, um mich aufzuwärmen. Offenbar ist der lange nicht mehr vom Schornsteinfeger begutachtet worden. Denn eines Nachts bin ich aufgewacht, und die Wohnung war voller Rauch. Ich bin ihm Schlafanzug nach draußen und habe die Feuerwehr rufen lassen. Der Brand konnte gelöscht werden, aber die Gewalt des Feuers war schon beeindruckend. Als wir später eine Szene drehten, wo ich ein Buch aus einem Ofen herausholen musste, kam mir viel Rauch entgegen, und da sind die ganzen Erinnerungen zurückgekehrt. Ich brauchte auch lange, um wieder in Ruhe einschlafen zu können.
Die Serie kann man auch als Metapher für die Bedrohung durch die Klimakatastrophe sehen. Wie umweltbewusst sind Sie in Ihrem privaten Bereich?
Hobmeier: Ich versuche immer wieder etwas zu tun und komme mir immer wieder naiv, unfähig oder doof vor. Zunächst haben sich mein Mann und ich ein zugelegt, weil wir dachten, damit nachhaltiger unterwegs zu sein, als mit einem konventionellen Auto, das Erdöl verbrennt, verkauft von irgendeiner autoritären Diktatur. Heute reise ich fast ausschließlich mit der Bahn, aber mit dem Zugsystem wird es immer wilder und schlimmer, dass man froh sein muss, wenn man überhaupt ankommt. Wir trennen hier feinsäuberlich unseren Müll, und an allen Ecken der Welt brennt es. Manchmal scheint es mir, als hätte alles einen doppelten Boden. Letztlich gibt es keine einfachen Antworten. Auf uns Endverbrauchern lastet wahnsinnig viel Verantwortung, es wird uns auch nicht leicht gemacht. Aber mit unserer Gleichgültigkeit und „Me First“-Haltung entkommen wir nicht aus dem Klimawandel. Wir spüren ihn nur vielleicht noch nicht in der Extremheit wie an anderen Orten dieser Welt.
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Diese Frauen sind Hobmeiers Vorbilder
Die Geschichte von „Schnee“ wurde von einem Team umgesetzt, in dem die Frauen das Sagen hatten. Wie haben Sie das erlebt?
Hobmeier: Das ist mir am Anfang gar nicht aufgefallen, aber es war sehr schön, zumal eben auch Frauen in Entscheiderpositionen waren, was relativ neu für mich war. Wir waren dabei weder ein Zicken- noch ein Schmusehaufen. Es waren starke Persönlichkeiten, die alle für ihre Aufgabe gekämpft haben. Das hat mir irre gut gefallen, dass es diese Amazonen gab, die sich mit ihrer ganzen Kraft verantwortungsvoll eingesetzt haben und nicht nur Zubringerinnen waren.
Bewegt sich die Gesellschaft in eine Richtung, wo die Frauen das Zepter in die Hand nehmen?
Hobmeier: Das Zepter in die Hand nehmen will niemand. Frauen wollen keine Kompensation, sondern Gleichberechtigung. Da habt Ihr ein bisschen Glück, ihr Burschen. Sonst würde das Ganze anders ausschauen.
Welche Vorbilder an starken Frauen haben oder hatten Sie?
Hobmeier: Meine Großmutter war Bäckerin, meine Mama hatte eine Heißmangel und eine Reinigungsannahmestelle. Das waren Frauen, die mit ihrer physischen Kraft gearbeitet und mich tief beeindruckt haben. Aber mir gefällt auch die spielerische Freiheit der neuen „Barbie“ Feministinnen unglaublich gut.
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Hobmeier: „Die meist kinderlose „Barbie“-Generation kann entspannter agieren“
Würden Sie gerne die Zeit zurückdrehen, damit Sie auch so eine „Barbie-Feministin“ sein könnten?
Hobmeier: Ich bin schon sehr gerne die, die ich bin. Ich unterstütze aber gerne diese jungen Frauen, wobei es diese Bewegung nicht ohne die Frauengenerationen davor gegeben hätte. Manchmal denke ich mir ‚Vorsicht, wenn ihr über die älteren Damen lästert. Die haben euch mehr Wege geebnet, als ihr denkt.‘ Aber es freut mich, wenn ich mir die junge Generation anschaue, und ich beneide sie liebevoll um ihre Freiheit.
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Warum haben Sie sich selbst nicht diese Freiheit genommen?
Hobmeier: Mir und meiner Generation wurde gesagt: Ihr könnt alles – Familie und Arbeit. Das ist eine große Verantwortung, die wir uns aufgebürdet haben. Mit der musst du erst mal fertig werden und alles hinkriegen. Die meist kinderlose „Barbie“-Generation dagegen, die ich auch in meinem persönlichen Umfeld erlebe, hat dieses ganze Spektrum nicht und kann deshalb so entspannter agieren.