Berlin/Menzlin. Eine Nadel, die im vorpommerschen Menzlin gefunden wurde, gibt Archäologen Rätsel auf. Wikinger-Gott Odin könnte die Lösung sein.
Götterkönig Odin ist zweifelsohne einer der bekanntesten Vertreter der nordischen Mythologie. Im germanischen Raum war er als Wodan oder Wotan bekannt. Immer wieder finden Archäologinnen und Archäologen Bildnisse des vielverehrten Gottes, so möglicherweise auch Ende des vergangenen Jahres in Menzlin in Mecklenburg-Vorpommern.
Die geheimnisvolle Bronzenadel mit den zwei Gesichtern
In Menzlin befand sich nämlich ein frühmittelalterlicher Seehandelsplatz, auf dessen Gelände der ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Ingo Westphal eine bronzene Nadel entdeckte, die ein Männerkopf mit zwei Gesichtern ziert. Auf diesem Kopf sitzt außerdem ein Vogel, eine Bruchstelle weist darauf hin, dass sich spiegelsymmetrisch dazu noch ein zweiter Vogel befunden haben könnte.
Bei einem Mann mit zwei Vögeln liegt natürlich die Assoziation zum Götterkönig Odin mit seinen treuen Rabenbegleitern Hugin und Munin natürlich nahe. Auch der historische Kontext könnte passen, die Archäologin Michaela Helmbrecht verordnet die Nadel als „Fund des Monats November 2023“ für die Landesarchäologie Mecklenburg-Vorpommern ins „7. bis (wahrscheinlicher) 8. Jahrhundert“.
- Zufallsfund: Familie entdeckt Wikingerschatz im Garten
- Seltene Wikingerschwerter gefunden – Fundort überrascht
- Wikinger hatten engeres Verhältnis zu Tieren als gedacht
Wirklich eine Odin-Darstellung oder doch etwas ganz anderes?
Das macht eine Odin-Darstellung zwar wahrscheinlich, es sind aber auch zahlreiche andere Varianten möglich. So ist Odin nicht die einzige Figur der nordischen Mythenwelt, die mit Vögeln in Verbindung steht. Der Schmied Völund etwa, im germanischen Raum als Wieland bekannt, schmiedete sich Flügel, um aus der Gefangenschaft zu entkommen.
Denkbar ist für Helmbrecht auch eine ganz andere mythologische Herkunft, so wird der slawische Gott Svantevit häufig mit mehreren Gesichtern dargestellt. Zur Theorie des slawischen Kriegsgottes passt auch, dass sich die Tempelburg Arkona, wo Svantevit verehrt wurde, auf Rügen, also nicht allzu weit vom Fundort der Nadel entfernt, befindet.
Keine eindeutige Zuordnung möglich
Wen die geheimnisvolle Bronzenadel aus Menzlin darstellt, lässt sich also nicht endgültig beurteilen. Für Helmbrecht zeigt sich daran die „Vieldeutigkeit der bildlichen Darstellungen jener Zeit“, bei der auch verschiedene Motive aufeinander anspielen können.
- Polen: Archäologen lösen 400 Jahre altes Rätsel um „Vampirfrau“
- Unterwasser-Archäologie: Wrack von legendärem U-Boot aus Zweitem Weltkrieg gefunden
- Kannibalismus: Archäologen machen schaurige Entdeckung in Jamestown-Kolonie
- Altes Ägypten: Krebsoperationen schon vor 4300 Jahren?
- Antike: Archäologen entdecken römischen Luxus-Swimmingpool