Rom. Der Papst bot an, das todkranke Mädchen in einem Krankenhaus des Vatikans behandeln zu lassen. Ein britisches Gericht lehnte das ab.
Indi Gregory wurde nur acht Monate alt und hatte es in ihrem kurzen Leben sehr schwer: Das Mädchen aus dem englischen Derbyshire litt an einer fortschreitenden Stoffwechselstörung, die zu einer fortschreitenden Schädigung des Gehirns führte. Ihre Eltern mussten täglich zusehen, wie sie gegen die seltene Krankheit, eine sogenannte Mitochondriopathie, ankämpfte. Indi war auf lebenserhaltende Maßnahmen angewiesen. Doch britische Ärzte plädierten jüngst vor Gericht für einen Abbruch der Behandlung. Indis Familie wollte das nicht akzeptieren – und erhielt dafür unerwarteten Beistand aus Italien.
Das vom Vatikan betriebene Kinderkrankenhaus „Bambino Gesù“ in Rom hatte angeboten, sich um Indi zu kümmern. Doch ein britisches Gericht hatte vergangene Woche entschieden, dass das Baby nicht nach Italien verlegt werden dürfe. Es gebe keinen Beweis dafür, dass experimentelle Behandlungen Indis Lebensqualität verbessern würden, hieß es zur Begründung. Eine Verlegung könne stattdessen „Kummer und ihr Leiden“ verstärken. Nach britischem Recht geht es in solchen Fällen in erster Linie um das Interesse des Kindes, nicht um den Wunsch der Eltern.
Meloni erwirkt italienische Staatsbürgerschaft für krankes Mädchen
In ihrem Kampf gegen den Abbruch der lebenserhaltenden Behandlung für ihre Tochter erhielten die Eltern, Dean (37) und Claire Gregory (35), unerwartete Hilfe aus Italien. So berief die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni überraschend eine Ministerratssitzung ein, in deren Rahmen Indi Gregory die italienische Staatsbürgerschaft verliehen wurde. So hoffte Meloni, den Weg für eine Verlegung von Baby Indi nach Rom zu erleichtern. Melonis Regierung war bereit, für jegliche Behandlung aufzukommen, „die in Italien für notwendig erachtet wird“.
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„Wir wollen gegenüber Großbritannien keinesfalls polemisch wirken. Wir wollen aber der kleinen Indi eine Chance geben und sind bereit, sie in Rom aufzunehmen“, erklärte Meloni, die vor der Verleihung der Staatsbürgerschaft an das Kind ihren britischen Amtskollegen Rishi Sunak informiert hatte. „Wir haben Indi Gregory die italienische Staatsbürgerschaft verliehen und hoffen, dass sie nun nach Italien kommen darf“, bestätigte der italienische Gesundheitsminister Orazio Schillaci.
Vater: „Ich schäme mich, Brite zu sein“
„Italien ist für meine Tochter Indi die wirklich letzte Hoffnung. Wir wissen nicht, wie wir Ministerpräsidentin Meloni und den Italienern danken sollen“, betonte der Vater im Interview mit der römischen Tageszeitung „La Repubblica“ Tage vor dem Tod seiner Tochter. Das britische Gesundheitssystem bezeichnete er als „verrückt und gnadenlos“: „Ich schäme mich, Brite zu sein – vor Gericht hat man als Eltern keinerlei Rechte. Das ganze System ist gegen dich. Wir wünschen niemandem, das durchmachen zu müssen, war wir derzeit erleben.“
Indi Gregory am Montag verstorben
Ihnen sei bewusst, so der Vater, dass Indi nicht hätte geheilt werden können. „Aber es gibt den Fall eines amerikanischen Kindes, das das gleiche Syndrom hat und mit neun Jahren noch lebt.“ Auch für Indi hatten sich ihre Eltern mit der richtigen Behandlung in Italien noch Monate oder vielleicht Jahre leben erhofft. Doch ein britisches Gericht hatte den Antrag am vergangenen Mittwoch endgültig abgelehnt. Am Wochenende wurde Indi schließlich in ein Sterbehospiz verlegt, wo sie am Montagmorgen verstarb, wie die Eltern über die evangelikale Bewegung Christian Concern mitteilten.
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Der Fall Indi erinnert an den von Charlie Gard. Der Junge, der einen extrem seltenen Gendefekt hatte, starb 2017 nach monatelangem juristischen Tauziehen in einem Hospiz in Großbritannien. Er wurde nur elf Monate alt. Dem Wunsch der Eltern, ihn für eine experimentelle Behandlung in die USA auszufliegen, hatten britische Gerichte bis zuletzt nicht stattgegeben. Damals hatte sich der Papst eingeschaltet und eine Behandlung im „Bambino Gesu“-Krankenhaus angeboten.
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