Rom. Für Fehltritte war der Lebensgefährte von Italiens Regierungschefin Meloni lange bekannt – nun ist das Maß voll. Der Grund: ein Witz.
Kurz vor dem ersten Jahrestag ihres Amtsantritts verkündet Italiens Premierministerin Giorgia Meloni einen privaten Neuanfang. Überraschend gab die 46-jährige Rechtspopulistin am Freitag die Trennung von ihrem Lebensgefährten Andrea Giambruno bekannt.
Auf Instagram veröffentlichte sie ein Foto mit Giambruno und der gemeinsamen Tochter Ginevra und erklärte, dass ihre zehnjährige Beziehung zu dem TV-Journalisten zu Ende sei. Verheiratet war das Paar nicht. Laut Meloni durchlebten beide schon seit längerer Zeit eine Krise. Doch ein kürzlich aufgeflogener Skandal um Giambruno versetzte der Beziehung wohl den Todesstoß.
Am Donnerstag hatte die vom Privatsender „Canale 5“ ausgestrahlte satirische TV-Show „Striscia la notizia“ heimlich aufgenommene Gespräche Giambrunos bei der Arbeit in seiner Redaktion publik gemacht. Der 42-Jährige präsentiert ein tägliches Info-Programm namens „Diario del giorno“ („Heutiges Tagebuch“). Dabei scherzte er mit einigen Kolleginnen und machte dabei wiederholt zweideutige Witze und sexistische Bemerkungen. Unter anderem soll Giambruno seinen Kolleginnen in scherzhaftem Ton Gruppensex angeboten haben.
Vorwürfe, die den Geduldsfaden der Regierungschefin wohl endgültig reißen ließen, denn Giambruno hatte sie bereits in den vergangenen Monaten mit Fehltritten und Provokationen in Verlegenheit gebracht. „Ich danke Andrea Giambruno für die wunderbaren Jahre, die wir zusammen verbracht haben, für die Schwierigkeiten, die wir gemeinsam durchgestanden haben, und dafür, dass er mir das Wichtigste in meinem Leben geschenkt hat – nämlich unsere Tochter Ginevra“, hieß es in einer Erklärung von Meloni, in der sie auch andeutete, dass es bereits seit Längerem Probleme in ihrer Beziehungen gegeben hat.
Giambruno riet Lauterbach, im Schwarzwald zu bleiben
„Unsere Wege haben sich schon seit langem getrennt, und es ist an der Zeit, dies zur Kenntnis zu nehmen“, so Meloni weiter. „Ich werde unsere Freundschaft verteidigen, und ich werde um jeden Preis ein siebenjähriges Mädchen verteidigen, das seine Mutter und seinen Vater liebt. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.“
Giambruno hatte bereits in den vergangenen Monaten für reichlich Unruhe gesorgt. Im Juli riet er Gesundheitsminister Karl Lauterbach, er solle „zu Hause im Schwarzwald bleiben“, nachdem dieser wegen den Hitzewellen in Italien Zweifel über die Zukunft des Tourismus in Südeuropa aufgeworfen hatte.
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Wegen seiner Äußerungen zu sexueller Gewalt in seiner Fernseh-Talkshow war er im August des „Victim Blaming“ – also der Täter-Opfer-Umkehr – beschuldigt worden. Zuvor hatte die Gruppenvergewaltigung einer jungen Frau in Palermo für Schlagzeilen gesorgt. Giambruno sagte dazu: „Wenn man tanzen geht, hat man jedes Recht, sich zu betrinken. Es sollte hier keine Missverständnisse geben. Aber man sollte vermeiden, sich so zu betrinken, dass man die Sinne verliert. So würde man auch vermeiden, in gewisse Situationen zu geraten und einem Wolf zu begegnen.“
Die Trennung von ihrem Lebenspartner ruiniert Meloni die Feier für ihr erstes Amtsjahr. Am 22. Oktober 2022 hatte sie als erste Frau in der Geschichte Italiens den Posten der Premierministerin übernommen und war an die Spitze einer stark rechtsorientierten Koalition getreten. Ihre postfaschistische Partei „Fratelli d´Italia“ (Brüder Italiens) ist mit circa 28 Prozent nach wie vor die stärkste Einzelpartei in Italien.