Berlin. Iny Klocke und Elmar Wohlrath schreiben gemeinsam Bestseller und sind schon lange ein Ehepaar. Dabei gab man ihnen nur ein halbes Jahr.
Die „Wanderhure“ machte sie berühmt: Iny Klocke (74) und Elmar Wohlrath (71), besser bekannt unter dem Pseudonym Iny Lorentz, erreichten mit dem Roman ein Millionenpublikum. Seitdem folgte Bestseller auf Bestseller. Auf der Buchmesse in Frankfurt (18. bis 22. Oktober) soll das 20. Jubiläum ihres ersten Buchvertrags gefeiert werden. Doch das Ehepaar sieht dieser Art der Präsentation mit einer gewissen Skepsis entgegen. Im Interview erklären die beiden, warum sie als absolute Individualisten miteinander glücklich wurden – unter anderem mithilfe des „Herrn der Ringe“.
Anlässlich Ihres 20. Jubiläums haben Sie auf Wunsch des Verlags einen neuen Roman Ihrer erfolgreichen „Wanderhuren“-Reihe veröffentlicht. Hätten Sie dieses Ansinnen ablehnen können?
Elmar Wohlrath: Sagen können hätten wir’s, allerdings hätte es dann eine gewisse Reaktion gegeben. Wir hatten bis jetzt bei unseren Themen eine gewisse Narrenfreiheit, denn oft waren wir anderer Meinung als der Verlag. Man hat uns dann gedrängt, dass wir zumindest überlegen sollten, ob wir das schaffen.
Iny Klocke: Die erste Idee war allerdings zu nah an einer anderen Idee von uns dran, sodass wir sie wieder verwerfen mussten. Wir waren kurz davor, das Handtuch zu werfen. Dann haben wir irgendwann die Kurve bekommen und eine Idee entwickelt und einen ziemlich harten Arbeitsgang fertiggestellt.
Iny Lorentz: Darum ist ein schickes Hotel nichts für das Paar
Gab es in Ihrer langjährigen Karriere eigentlich Tiefpunkte?
Wohlrath: Nein, dafür hatten wir zu früh Erfolg. Und aus dem Grund konnten wir letztlich schreiben, was wir wollten.
Klocke: Dafür war eben der Preis, dass wir gelegentlich gefreiwilligt wurden. Etwa bei den drei Zwischenromanen der „Wanderhure“, die auch damit zu tun hatten, dass es von Fans so viele Anfragen beim Verlag gab.
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Nun dürfen Sie sich auf der Buchmesse mit Ihrem Jubiläum feiern lassen. Offenbar reisen Sie zu solchen Veranstaltungen immer mit dem Wohnwagen an, in dem Sie auch übernachten.
Wohlrath: Das ist richtig.
Wollen Sie sich nicht einmal von Ihrem Verlag standesgemäß einfliegen und in einem Luxushotel unterbringen lassen?
Klocke: Ich will jetzt nichts Unfreundliches sagen, aber damit soll man uns in Ruhe lassen. Mit meiner Behinderung kann ich schwer in ein normales Taxi einsteigen, also brauchen wir einen VW-Bus. Und was sollen wir in einem Hotel? Die sind überteuert, ich glaube nicht, dass der Verlag bereit wäre, die Kosten für fünf Nächte zu übernehmen.
Wirklich nicht? Sie sind doch die Starautoren Ihres Verlags.
Klocke: Weiß das der Verlag?
Wohlrath: Wir bekämen ein Zimmer, aber das wird uns gestellt. Wir haben keine Ahnung, wo das Hotel ist. Ist das eine verkehrsreiche Straße oder eine abgelegene Gegend? Dann müssten wir von dort zur Buchmesse kommen. Wie schon erwähnt, sind Taxis für Iny nicht ideal. Und ich mag beim Frühstück nicht dieselben Gesichter sehen, die ich dann den ganzen Tag zu Gesicht bekomme. Ich möchte meine Ruhe, meinen Abstand. Ich bin zu einzelgängerisch aufgewachsen, um die ganze Zeit im Rudel mitlaufen zu können. Außerdem kann ich beim Wohnwagen Sachen zum Lesen mitnehmen – ich kann mich gemütlich zurückziehen und werde nicht gefragt: „Sie kommen doch heute Abend zum kleinen Umtrunk?“
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Iny Klocke über ihre Ehe: „Man darf sich nicht abhängig machen“
Sie beide sind seit über 40 Jahren ein Paar. Wie kommen Sie eigentlich als Einzelgänger miteinander klar?
Wohlrath: Weil wir eben beide Einzelgänger sind. Wir respektieren einander. Jeder von uns weiß, wie er ist, und kann sich daher auf den anderen einstellen.
Klocke: In der Beziehung und auch beim Schreiben tut jeder von uns das, was er am besten kann. Wir versuchen uns zu ergänzen. Davon abgesehen braucht man nicht aus jeder Kleinigkeit ein Drama zu machen.
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Sie hätten auch keine Einzelgänger bleiben wollen?
Wohlrath: Nein. Es ist gut, wie es gekommen ist. Denn mit Leuten, die an einem kleben, wären wir nicht zurechtgekommen.
Klocke: Man darf sich nicht abhängig machen. Wir beide sind unabhängig. Jeder kann seine Entscheidungen treffen. Wir können eigenständig handeln, aber wir nehmen dabei auf den anderen zu 99 Prozent Rücksicht.
Elmar Wohlrath: „Wir haben uns in einem Fantasy-Verein kennengelernt“
Sie tragen ja Ihre Eheringe an einer Kette um den Hals. Können Sie das noch erklären?
Wohlrath: Das sind die Ringe aus dem „Herrn der Ringe“. Wir haben uns in einem Fantasy-Verein kennengelernt, und Tolkien steht ja für die Fantasy. 20 Jahre hatten wir keine, und als dann nach den Filmen der Ring zu kaufen war – dann sagten wir: Die nehmen wir.
Klocke: Am Anfang hat man uns nur ein halbes Jahr gegeben, und so haben wir zunächst auch keine Ringe gekauft. Zumal wir damals finanziell nicht gut gestellt waren, und wenn, dann wollten wir etwas Schönes haben. Ich habe gesagt: „Wir legen uns welche zu, wenn wir zehn Jahre zusammen sind.“
Wohlrath: Nach zehn Jahren hatte ich dann auch wunderschöne Ringe ausgesucht, aber da kam Iny auf die Idee, dass wir einen Wohnwagen kaufen sollten. So haben wir uns den zugelegt, weil wir ihn auch bar bezahlen wollten. Dann kam 2001 der Film, und damit kamen die Ringe. Ein Ring, sie zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.
Klocke: Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn. – Aber ist egal.
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