Berlin. Natalia Wörner spricht über ihren Respekt vor der jungen Generation und darüber, wen sie als Bundespräsidentin vorschlagen würde.

Natalia Wörner gehört zu den bekanntesten Schauspielerinnen Deutschlands. Bereits im Hebrst 2023 hat sie sich mit uns zum Interview getroffen und über ihre Sicht auf die moderne Jugend, ihr Verhältnis zu ihrem Sohn und zuletzt noch einmal ihre frühere Beziehung gesprochen.

Sie spielen seit 2016 die Titelfigur der Thrillerreihe „Die Diplomatin“. Wie schätzen Sie Ihre eigenen diplomatischen Fähigkeiten ein?

Natalia Wörner: Wir müssen aufpassen, dass wir nicht mich mit der Figur der Karla Lorenz vermengen. Die Reihe ist reine Fiktion! Ich finde es entscheidender, hier über eine Rolle zu reden, die eine Projektionsfläche ist, und ob man mich mit dieser Projektionsfläche gleichsetzt. Das weiß ich nicht und darauf habe ich auch keinen Einfluss. Ich vermag es nicht zu sagen, über welches diplomatische Geschick ich verfüge. Ich bin und bleibe Schauspielerin und das super gerne. Was ich an Karla Lorenz mag ist, dass sie sich mit unbequemen Bedingungen, mit denen sie konfrontiert ist, auf Augenhöhe auseinandersetzt. Und dafür die komplette Verantwortung übernimmt. Gleichzeitig hat sie Werte, die sie vertritt und diese Haltung find ich spannend. Bei Klara Lorenz hat man immer das Gefühl, dass sie sich eindeutig positioniert. Und das ist auch das, was die Welt momentan braucht – nämlich Klarheit und Mut.

Die Diplomatin Karla Lorenz (Natalia Wörner, rechts) mit dem Bauunternehmer Robert Felting (Francis Fulton-Smith) in einer Szene aus
Die Diplomatin Karla Lorenz (Natalia Wörner, rechts) mit dem Bauunternehmer Robert Felting (Francis Fulton-Smith) in einer Szene aus "Die Diplomatin - Vermisst in Rom". Der Krimi wird am 23.09.2023 um 20:15 Uhr im Ersten ausgestrahlt und ist im Anschluss in der Mediathek verfügbar. © dpa | Roland Suso Richter

Welche Person des öffentlichen Lebens verkörpert für Sie denn solche moralische Klarheit?

Wörner: Ich habe eine sehr liebe Freundin, die Autorin und Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal. Sie ist ein Vorbild für mich, wie man heute in Deutschland lebt und agiert und aus einem ‚deutschen Traum‘ schöpft – im Gegensatz zur vielzitierten ‚deutschen Angst‘. Wenn mich zum Beispiel jemand fragen würde, wen ich als nächste Bundespräsidentin vorschlagen dürfte, wäre das sie. Sie bringt unabhängig von ihrem Migrationshintergrund alles mit, was dieses Amt braucht – an Klugheit, Erfahrung, Empathie und weiblichem Scharfsinn.

Natalia Wörner: Die Mittel der jungen Generation sind streckenweise kontraproduktiv

Sind Sie sich im Klaren, dass Sie auch eine Vorbildfunktion haben?

Wörner: Wenn das so wäre, freue ich mich, aber ich bin die letzte, die das selbst kommentieren würde und kann. Ich versuche einfach, mein ehrenamtliches Engagement mit Inhalten zu füllen, die ich für relevant halte. So eben ganz vorne einen Beitrag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen zu leisten. Doch wenn ich mich jetzt als großes Vorbild benennen würde, dann wäre ich nicht die, die ich bin.

Was wäre, wenn Ihre Freundin Düzen Tekkal Sie als Bundespräsidentin vorschlagen würde?

Wörner: (lacht) Ich beantworte das lieber folgendermaßen: Ich unterstütze sie gern in allem, dass sie Bundespräsidentin wird, und ich drehe parallel einen Film dazu, in dem ich eine Bundespräsidentin spiele.

Ein gesellschaftliches Konfliktfeld ist auch das Aufeinanderprallen von alten und jüngeren Generationen, die unterschiedliche Wertesysteme verkörpern, wie man auch in der aktuellen Folge der „Diplomatin“ sieht. Wie nehmen Sie das wahr?

Wörner: Ich finde es sehr interessant, wie wir diese junge Generation porträtieren. Ich habe von ihrem moralischen Protest und Impetus großen Respekt, aber ich finde die Wahl der Mittel nicht immer gut. Allerdings können wir nicht mehr so weitermachen wie bislang. Deshalb war es uns auch so wichtig, dass dieser Nebenstrang in der Handlung erzählt wird. Die jungen Menschen haben dieses Feuer, das ich sehr wohl spüre. Ich möchte mich aber nicht in einer generellen Lobhudelei ergehen, weil eben die Mittel, die sie wählen, streckenweise kontraproduktiv sind.

Andererseits hat spätestens dieses Jahr allen gezeigt, dass der Klimawandel Realität ist. Und wir müssen uns irgendwann alle die Frage beantworten, was wir zu einem Zeitpunkt X getan haben und was nicht. Deshalb bin ich immer wieder still und denke mir angesichts dieser Demonstrationen und riskanten Aktionen: Ihr habt ja so recht. Wobei das keine Auseinandersetzung zwischen Alt und Jung werden darf. Die Erde brennt und jeder muss einen Beitrag leisten, dass sich das nicht weiter spiralförmig nach oben entwickelt.

Natalia Wörner über Beziehung zu Heiko Maas: „Gibt nicht mehr dazu zu sagen“

Wie sieht Ihr 17-jähriger Sohn das eigentlich?

Wörner: Es gibt andere in seiner Generation, die mit diesen Themen viel mehr auf du und du sind. Er heißt sie gut, aber er ist nicht bei jeder Demo an vorderster Front dabei.

Er scheint auch einen anderen Fokus zu haben – nämlich als Schauspieler. Immerhin ist er schon mehrfach an Ihrer Seite vor die Kamera getreten.

Wörner: Die Schauspielerei ist für ihn ein organisches Nebenprodukt unseres gemeinsamen Wegs. Aber er hat das nicht als Berufswunsch. Er findet das top und macht das so gut, weil er komplett unangestrengt und lässig dabei ist. Mir ist klar, dass Anfragen kommen, aber das ist weder bei ihm noch bei mir der Fokus. Er sieht sich da nicht, und ich auch nicht. Im nächsten Jahr macht er Abitur, und danach wird das neu definiert. Aber seine große Zielgerade ist eben im Moment der Schulabschluss.

Sie selbst haben ja unlängst einen etwas anstrengenden Aspekt der Schauspielerei erlebt – und zwar in dem Medienecho auf Ihre private Trennung. Wussten Sie, was auf Sie zukommt?

Wörner: Ja. Nachdem diese Fragen aufkamen, haben wir die einmalig beantwortet. Da gibt es nicht mehr dazu zu sagen. Und wir bitten, die Privatsphäre zu respektieren.