Bad Berleburg. Der Vorwurf des Wildbiologen lautet: „Die Vorstandsmitglieder des Trägervereins wollen sich ihrer Verantwortung entziehen“. Und das koste Steuergelder.

Der Wildbiologe Uwe Lindner gehört seit seiner Entlassung 2010 zu den schärfsten Kritikern des Artenschutzprojektes. Der ehemalige wissenschaftliche Leiter des Auswilderungsprojektes nimmt dabei vor allem den inzwischen insolventen Trägerverein ins Visier, dem er die Hauptschuld am Scheitern des Projektes vorwirft.

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In einer Mail an die Redaktion hat Lindner am Montag, 30. Dezember, mitgeteilt, dass er jetzt den Bund der Steuerzahler auf das Wisentprojekt angesetzt hat.

„So kurz vor dem Jahresende möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich am 1. Dezember 2024 die Sache ‚Wisente im Rothaargebirge‘ an den Bund der Steuerzahler zur Überprüfung übergeben habe.“

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Lindner macht keinen Hehl daraus, dass dies auch eine Retourkutsche gegen den Verein ist: „Mehrmals wurde mir mit rechtlichen Konsequenzen gedroht und einmal sogar mit einer Fristsetzung von 72 Stunden. Passiert ist aber nichts.“ Gleichzeitig bekräftigt Linder, wem er die Schuld für das Scheitern zuschiebt: „Das Wisent-Wiederansiedlungsvorhaben im Rothaargebirge war ein ambitioniertes Artenschutzprojekt, welches beispielhaft für Deutschland und Westeuropa sein sollte. Diese Bemühungen wurden infolge der Übernahme des Projektes durch lokale Politiker und ihr inkompetentes Handeln zunichtegemacht.“

Wildbiologe Uwe Lindner.

„Aufgabe des Trägervereins wäre es gewesen, diese Probleme zu lösen und ein vernünftiges Herdenmanagement zu gewährleisten. Dass der Trägerverein dazu nicht in der Lage ist, hat er beispielhaft bewiesen. “

Uwe Lindner
Wildbiologe

Dass die Wisente in den Wäldern des Rothaargebirges eine Chance gehabt hätten, unterstreicht Lindner in seinem Schreiben erneut. Und er geht auch auf die Kritik der Waldbauern aus dem Sauerland in einem Nebensatz ein. Die Rechtsstreitigkeiten, die in der aktuellen Gatterung der Tiere mündeten, hält Lindner für lösbar, sieht aber auch hier Versäumnisse des Trägervereins.

„Die Wisente haben eindrucksvoll demonstriert, dass sie auch in einer dichtbesiedelten Landschaft - wie dem Rothaargebirge - überleben und sich vermehren können. Dass nicht alle von solch einem Projekt begeistert sind und es Probleme gibt, liegt auf der Hand. Aufgabe des Trägervereins wäre es gewesen, diese Probleme zu lösen und ein vernünftiges Herdenmanagement zu gewährleisten. Dass der Trägerverein dazu nicht in der Lage ist, hat er beispielhaft bewiesen. Trotzdem wurde er jahrelang weiter von vielen Seiten unterstützt“, erhebt Lindner schwere Vorwürfe.

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Durch das Einschalten des Bundes der Steuerzahler will Lindner den Druck auf den Vorstand des in Liquidierung befindlichen Vereins erhöhen. „Nun versuchen sich die Vorstandsmitglieder ihrer Verantwortung zu entziehen, was ihnen hoffentlich nicht gelingt. Die Vorstandsmitglieder sind aus meiner Sicht rechtlich und finanziell zur Verantwortung zu ziehen und aus diesem Grund habe ich mich an den Bund der Steuerzahler gewendet.“

Der Trägerverein äußert sich nicht. Er befindet sich nach wie vor in einem Insolvenzverfahren, das nach Informationen dieser Redaktion noch nicht abgeschlossen ist, aber mit der Auflösung des Vereins enden wird.