Bad Berleburg. Uwe Lindner, bisher Leiter des Wisentprojektes in Bad Berleburg, hat von seinem Arbeitgeber, dem Trägerverein „Wisent-Wildnis-Wittgenstein” die Kündigung per 30. April erhalten. Ausgestellt und unterzeichnet ist das Schreiben am 24. März, ausgerechnet dem Ankunftstag der Wisente.

Lindner zeigte sich sehr enttäuscht. Im Gespräch mit der WP bestätigte er die Kündigung: „Ich habe sie am Montag erhalten.” Eine Begründung für den überraschenden Rauswurf gibt es nach Angaben von Lindner nicht. Mit Blick auf die ihm noch zustehenden Urlaubstage und der angehäuften Überstunden schätzt Linder, dass seine Zeit in Bad Berleburg lange vor dem 30. April abgelaufen sein wird.

„Damit sind dann 15 Jahre meines Lebens den Bach runter gegangen”, bedauert der Diplom-Biologe. Er hatte seinerzeit in Berlin „genau auf solch ein Projekt hingearbeitet und war froh, dass ich vor fünf Jahren über den Taurus-Verein diese Stelle bekommen habe”. Vom Trägerverein angestellt war Lindner seit einem halben Jahr. Sehr enttäuscht ist er - wie er selbst sagt - darüber, dass auch Taurus-Vorsitzender Edgar Reisinger die Kündigung unterschrieben hat. Das muss er offenbar am 24. März gemacht haben, als er wegen der Ankunft der Wisente in Bad Berleburg zugegen war, mutmaßt Uwe Lindner.

Verbitterung nicht zu überhören

Er zeigte sich besonders verbittert über das Verhalten der Vorstandsmitglieder im Trägerverein am Abend des 24. März: „Während ich mich abends oben am Gehege um die Tiere gekümmert habe, ließen die sich alle im Bürgerhaus bei der Party für ihren Erfolg feiern, dabei hatten sie mein Todesurteil zu dem Zeitpunkt schon unterzeichnet.”

Am Dienstagvormittag hat es noch einmal ein Gespräch gegeben. Beteiligt waren neben Lindner auch Bernd Fuhrmann und Johannes Röhl als Vorstandsmitglieder des Trägervereins sowie vom erweiterten Vorstand Matthias Heß und Hubertus Winter. Am Ergebnis hat dieses Treffen im Wisentbüro nichts geändert.

Der Diplom-Biologe Uwe Lindner hat das Wisentprojekt als Leiter bis zur Ankunft der Tiere (Bild) begleitet. Jetzt ist ihm per 30. April gekündigt worden. Foto: Thomas Nitsche
Der Diplom-Biologe Uwe Lindner hat das Wisentprojekt als Leiter bis zur Ankunft der Tiere (Bild) begleitet. Jetzt ist ihm per 30. April gekündigt worden. Foto: Thomas Nitsche © WP

Warum der plötzliche Rauswurf? Auf Anfrage sprach Bernd Fuhrmann als Vorsitzender des Trägervereins zunächst vom „schwebenden, arbeitsrechtlichen Verfahren” und ließ Interna außen vor. Offiziell erklärt der Vorstand: „Im Hinblick auf die nächste Phase des Projektes ist es notwendig, einen Projektleiter zu verpflichten, zu dessen Aufgaben einerseits die biologische Leitung gehört, der aber auch die umfassende Entwicklung des Gesamtprojektes im Fokus hat. Hierzu gehört die Verknüpfung mit dem Schaugehege ebenso wie die Implementierung des Marketingkonzeptes”, so der Vorstand des Trägervereins Wisent-Wildnis-Wittgenstein. Dafür müsse die Ausrichtung des Projektbüros und seiner personellen Besetzung neu geregelt werden.

Der neue Mann heißt Dr. Jörg Tillmann

Diese Aufgabe wird Dr. Jörg Tillmann, Mitarbeiter des Instituts für Wildtierforschung an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, als neuer Projektmitarbeiter übernehmen. Der 34-Jährige wird über das Institut für Wildtierforschung das Wisentprojekt in der nächsten Phase begleiten. Er ist übrigens ebenso wie Lindner seit vielen Jahren stark bei Taurus Naturentwicklung engagiert.