Hemschlar. Hegering Bad Berleburg verabschiedet Heiner Beitzel nach 50 Jahren ehrenamtlicher aus der Ausbildertätigkeit. Niedrige Durchfallquote.
„Dieses Jubiläum wird es so nicht noch einmal geben“, sagt Stephan Lemmen über seinen Vorgänger Heiner Beitzel. 50 Jahre lang hat Beitzel die Jungjägerausbildung des Hegerings Bad Berleburg begleitet. „600 bis 700 werden es gewesen sein“, schätzt der Jubilar. „Fast alle Jäger, die seitdem den Jagdschein gemacht haben, habe ich betreut. Ich habe die Väter, und deren Söhne und Töchter ausgebildet. Das verbindet einen ganz besonders mit der ganzen Zunft“, sagt Heiner Beitzel. Übersetzt heißt das, im Grunde jeder Wittgensteiner mit Jagdschein wurde von dem hauptberuflichen Rechtsanwalt und Notar in Jagdrecht, Waffenrecht, Waffenkunde und deren richtiger Handhabung ausgebildet. Doch damit ist jetzt Schluss. Heiner Beitzel hat mit den beiden Rechtsanwälten und Jägern Norbert Wickel (Bad Laasphe) und Stephan Lemmen (Bad Berleburg) zwei Nachfolger gefunden, die die juristische Ausbildung übernehmen. „Das ist das A und O der Ausbildung“, weiß auch Hegeringleiter Dirk Landsmann.
„Die Technisierung der Jagd ist ein großes Problem. Sie müssen das ansprechen, um die Jäger nachdenklich zu machen.“
Landsmann würdigte den Ehren-Hegeringvorsitzenden Heiner Beitzel nicht nur für dessen 25 Jahre, in denen dieser den Hegering Bad Berleburg geleitet hatte, sondern besonders für die Arbeit als Ausbilder, die sich weit herumgesprochen habe: „Wir haben bei der Ausbildung einen exzellenten Ruf und eine geringe Durchfallquote. Danke für Dein großes Engagement.“ Landsmann nannte darüber hinaus auch weitere wichtige Eckpunkte der Arbeit Beitzels, der 1966 in den Hegering eingetreten war. Vor allem mit seinem Hintergrund als Jurist habe er sich große Verdienste erworben. Als Beispiele nannte er die Auseinandersetzungen um den Fortbestand des Schießstands der Kreis-Jägerschaft Siegen-Wittgenstein in Röspe und die Wiedereröffnung des Schießstandes am Laibach.
Veränderungen in der Jagd
Heiner Beitzel bedankte sich für die Ehrung, nutzt seinen persönlichen Rückblick aber auch, um seine Zuhörer zum Nachdenken über das Waidwerk anzuregen. „Viel hat sich verändert. Die Ausbildung der Jungjäger hat sich durch das Aufkommen der Jagdschulen stark verändert. Die Ausbildung im Hegering unterscheidet sich auch menschlich stark von der in den Jagdschulen. Wir bilden Jäger aus, damit sie waidgerecht jagen, nicht damit sie eine Prüfung bestehen“, formuliert Beitzel den Leitsatz, dem er über 50 Jahre gefolgt sei. Von seinen Nachfolgern und denen, die heute die Ausbildung organisieren, wünscht sich Beitzel auch eine kritische Auseinandersetzung mit den Veränderungen der Jagd: „Die Technisierung der Jagd ist ein großes Problem. Sie müssen das ansprechen, um die Jäger nachdenklich zu machen“, sagt Beitzel, der findet, dass „Jagd heute mehr ergebnisorientiert ist als früher“.
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Der Jubilar spricht die Entwicklungen an, die viele Traditionalisten kritisieren. Es geht um immer weiter verbesserte Zieloptiken auf Gewehren oder Nachtsichtgeräte, mit denen Wild aufgespürt werden kann. Die Ergebnisorientierung hängt auch mit der von Waldbesitzern geforderten stärkeren Bejagung von beispielsweise Rehwild zusammen, das bei der Wiederaufforstung durch Verbiss starke Schäden anrichtet und sich andererseits in den verbuschten Flächen oder nachwachsenden jungen und dichten Wäldern besser verstecken kann.
Klassische Unterrichtsmethode ohne viel Tamtam
Es sind die plastischen Beispiele und Anekdoten, die bei Generationen von Jungjägern in der Ausbildung haften geblieben sind, berichtet auch Stefanie Dreisbach. Sie organisiert zusammen mit Kathleen Klein inzwischen die Jagdausbildung des Hegerings Bad Berleburg. Sie lobte Beitzel für dessen „klassische Unterrichtsmethode ohne viel Tamtam“. Ein Schüler habe es so beschrieben: „Am Anfang wirkt Herr Beitzel immer sehr streng, aber nach zwei, drei Stunden, freut man sich auch auf den Unterricht und seine Anekdoten“, berichtete Stefanie Dreisbach und überbrachte Glückwünsche der Jungjäger des letzten Kurses von Heiner Beitzel.
Und wie es sich für Jäger gehört, wurde er anschließend von den Jagdhornbläsern Elsofftal gebührend mit einem klingenden „Waidmannsdank“ verabschiedet.