Wittgenstein. Katja Steiner und Iris Kocherscheidt sind ehrenamtlich beim Tierschutzverein Krambambulli aktiv und sie setzen sich für Jagdhunde ein.
Katja Steiner aus Herbertshausen hat eine Pflegestelle für „gebrauchte“ Jagdhunde. Seit einer Woche ist Hündin Paris aus Griechenland bei ihr. Der English Setter ist der neuste Zugang in der Pflegestelle. Seit dreieinhalb Jahren ist Katja Steiner beim Gießener Tierschutzverein Krambambulli aktiv. „Wir retten keine Hunde, sondern wir suchen für Jagdhunde ein neues zu Hause.“ Dabei arbeitet der Verein mit Partnern in der Türkei, Italien oder Griechenland zusammen.
„Wir achten sehr darauf, dass die Hunde lieb sind, Menschen mögen und rudeltauglich sind“, sagt Steiner. Deswegen funktioniert das System mit den Pflegestellen, wo die Hunde untergebracht werden, auch gut: „So können wir die Hunde richtig einschätzen. Wie ist der Grundgehorsam, wie reagieren sie auf Kinder oder Katzen?“ Sie erleben alltägliche Situation, bei denen die Hunde besser kennengelernt werden können.
Keine Vermittlung von Hunden von Privatpersonen
„Tierschutz hat oft einen schlechten Ruf, viele denken, die Hunde sind verhaltensgestört. Wir vermitteln Familienhunde, die beschäftigt werden müssen, zum Beispiel mit Mantrailing“, sagt Steiner. Sie hat selbst hat drei Hunde, die sie über den Verein aus dem Tierschutz bekommen hat: Mirabelle, Amalia und Tzinelle – eine dreibeinige Setterhündin, die eigentlich nur zur Pflege bei Steiner untergebracht werden sollte, aber nun doch bleiben darf: „Sie ist mega lieb und ganz fröhlich, einfach ein Schatz“, sagt Steiner. Sie setzt sich bei Krambambulli nicht nur als Pflegestelle für die Tiere ein, sondern kümmert sich auch um den Social-Media Auftritt. Krambambulli hat 125 Mitglieder, davon 20 aktive, so Steiner. Wichtig ist, dass der Verein keine Hunde von Privatpersonen übernimmt. „Wir vermitteln nur Hunde aus Tierheimen oder vom Veterinär- oder Ordnungsamt“, sagt Steiner.
Die Hunde von Krambamulli sind in erster Linie als Familienhunde, nicht als reine Jagdhunde gedacht: „Sie können zur Nachsuche bei der Jagd eingesetzt werden, aber nicht aktiv zur Treibjagd“, erklärt Steiner. „Ich liebe Hunde sehr, deswegen setze ich mich für sie ein“, sagt sie weiter. Ein Problem damit, die Pflegehunde wieder abzugeben, hat sie nicht. „Mir bedeuten die Hunde so viel, dass ich möchte, dass sie in gutes Zuhause finden. Wenn ein Hund geht, wird der Platz für den nächsten Hund frei, dem ich helfen kann.“
Jagdhunde suchen eine neue Familie
Auch Iris Kocherscheidt setzt sich für die zu in Not geratenen Jagdhunde ein. Für sie ist das Engagement für den Tierschutzverein wichtig, weil „die Tiere keine Lobby haben. Sie werden ausgesetzt, weil sie vielleicht nicht so jagen, wie sie jagen sollen.“
Kocherscheidt hat selbst drei „Secondhand-Hunde“, wie sie sagt. Daisy kommt zum Beispiel aus der Türkei. Die Hündin wurde im Belgrader Wald in Istanbul von einem Journalisten gefunden, erzählt die Berleburgerin. „Jagdhunde sind oft nur ein Arbeitsgerät, sie werden einfach ersetzt“, so Kocherscheidt. „Je weiter man in Europa nach Süden kommt, desto häufiger kommt das vor.“
Die Jagdhunde können zur Nachsuche genutzt werden
Und es gibt noch ein anderes Problem: „Für viele alteingesessene Jäger ist ein Secondhand-Hund nichts. Du weißt nicht, was du da kriegst“, sagt Kocherscheidt. Und bei Krambambulli geht es vor allem darum, den Hunden ein sicheres und liebevolles Zuhause und ein Familienleben zu ermöglichen.
Der erste Jagdhund von Iris Kocherscheidt kam ebenfalls aus dem Tierheim: „Den fanden wir toll, das hat unser Interesse an Jagdhunden geweckt und wir sind bei Jagdhunden geblieben“, erzählt sie. Die Jagdhunde führten sogar dazu, dass Iris Kocherscheidt selbst den Jagdschein gemacht hat. Mit zur Jagd kommen die Hunde aber nicht, dafür sind die beiden älteren nicht mehr fit genug. „Wenn die Alten nicht mehr sind, will ich mal schauen, was ich mit Daisy bei der Jagd machen kann, vielleicht zur Nachsuche oder Schweißeinsätze.“
Aufklärungsarbeit gegen Vorurteile dem Tierschutz gegenüber
Bei Krambambulli hilft die Berleburgerin, wo sie kann – vor allem beim Organisieren. Zum Beispiel beim Sommerfest. „Ich war auch mal Pflegestelle und hatte Hunde zu Pflege bei mir. Daisy sollte eigentlich auch nur als Pflegehund kommen, dann ist sie geblieben.“ Mit drei Hunden sei das aber einfach nicht mehr möglich, so Kocherscheidt.
Auch ihr ist es wichtig, mit Vorurteilen aufzuräumen: „Ich will ich gegen das Vorurteil ankämpfen, dass Secondhand-Hunde schlechte Hunde sind. Die gezüchteten Hunde sind nicht so freundlich und dankbar wie die aus dem Tierschutz. Sie geben einem viel zurück.“
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