Bad Berleburg. Der dienstälteste Bürgermeister Wittgensteins hat eine klare Vorstellung, was in Bad Berleburg passieren muss. Nur eine Frage aber lässt er offen.

Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann zieht eine Bilanz seiner vierten Amtszeit und schaut in die Zukunft seiner Stadt. Nur eine Frage beantwortet der Mann, der seit 2005 Bürgermeister ist, noch nicht: Ob er wieder antreten wird, lässt Fuhrmann offen.

Wir stehen 2025 vor einer Weichenstellung. Was wünschen Sie sich für den Ausgang der Kommunalwahl 2025?

Dass wir gemeinsam eine Entscheidung für alle Menschen treffen – für Demokratie und Gemeinschaft, für Zusammenhalt und Fortschritt. Die Kommunalwahl 2025 fällt in eine bewegte Zeit. Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir alle von unserem Wahlrecht Gebrauch machen und unsere Demokratie direkt vor Ort leben und stärken. Denn NRW, Deutschland und Europa beginnen in der Kommune! Anders gesagt: Die Basis für Demokratie müssen wir in unseren Kommunen legen! Und das machen wir ja jetzt schon – indem wir unsere Aufgaben gemeinsam mit den Menschen vor Ort und mit Politik lösen.

„All das wäre nicht möglich gewesen, wenn die Menschen, die hier leben und arbeiten, nicht hinter unserer gemeinsamen Strategie stehen würden.“

Bernd Fuhrmann
ist stolz auf das Erreichte

Wenn Sie auf die vergangene vier Jahre zurückschauen, was ist in Ihrer Kommunen besonders gut gelungen?

In unseren Ortschaften ist unglaublich viel passiert, wir haben seit 2019 aus dem Dorferneuerungsprogramm rund 975.000 Euro Fördermittel bewilligt bekommen. Das war für Maßnahmen wie das Heimathaus Richstein, die Dorfgemeinschaftshäuser Beddelhausen, Rinthe, Diedenshausen sowie Wunderthausen, die Dorfplätze in Arfeld, Diedenshausen, Richstein und Raumland, den Spielplatz in Wemlighausen und, und, und. Hinzu kamen private Empfänger, die wir bei der Antragsstellung gerne unterstützt haben. Und aus einem Sonderprogramm im Rahmen der Dorferneuerung gab es noch 500.000 Euro für die Feuerwehrhäuser in Berghausen und Raumland – zusätzlich! Und um noch ein prominentes Beispiel für eine Leader-Förderung zu nennen: die Heimatstuwwe Dotzlar. Auch in unserer Kernstadt sind Fördergelder für Stadtentwicklung geflossen. In das Eins-A-Areal, den Marktplatz oder die Odeborn-Promenade. Anders gesagt: Die vergangenen vier Jahre waren eine Zeit, in der wir viele Prozesse neu angestoßen und weiterentwickelt haben: Digitalisierung, Glasfaserausbau – generell die Weiterentwicklung unserer Infrastruktur. Ich denke da aber auch an die Pandemie, als unglaublich viele Menschen freiwillig ins Rad gegriffen haben. Oder an den Ausbruch des Ukraine-Krieges und die Menschen, die deshalb geflohen sind und nun bei uns leben – die Hilfsbereitschaft war enorm. Und ist es weiterhin. Egal ob es um Wohnraum ging, um finanzielle oder materielle Unterstützung – das war und ist einfach toll. 

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Und wo sehen Sie Fehler in den zurückliegenden vier Jahren?

Einer der Punkte ist rückblickend, dass wir bei einigen Projekten die gesetzte Erwartungshaltung nicht immer direkt erfüllen konnten. Ein Beispiel ist der Glasfaserausbau. Bei „Unser BLB-Netz“ gab es Verzögerungen durch Faktoren, die wir schlichtweg nicht beeinflussen konnten. Wichtig ist aber, dass wir jetzt auf einem guten Weg sind – und das schnellste Internet Europas in unsere Stadt der Dörfer kommt. Es hat sich einfach gezeigt, dass wir klar kommunizieren müssen, welche Herausforderungen es gibt und welche weiteren Schritte notwendig sind. Aber: Wir haben die Menschen eingebunden – Beteiligung war und ist ein ganz wesentlicher Schlüssel zum Erfolg. Das wird ja gerade sehr deutlich, wenn wir aufs ehemalige Eins-A-Areal blicken. Generell ist es uns seit 2020 bis zum heutigen Tag gelungen, rund 47 Millionen Euro Fördermitteln zu generieren – trotz leeren Bundeshaushalts – und durch die Verzahnung von Haupt- und Ehrenamt gelingt es uns auch, diese Förderung vor Ort wirken zu lassen. Auf diese Weise haben wir gemeinsam viel erreicht. Und auch wenn nicht alles perfekt lief, sind die Weichen für eine positive Zukunft gestellt. Ich nehme die Erfahrungen und auch die Kritik mit, damit wir genau diese in die Weiterentwicklung unserer Stadt der Dörfer einfließen lassen können.

„Wir wollen und müssen attraktiv für die Zukunft und künftige Generationen bleiben.“

Bernd Fuhrmann
Über das gemeinsame Ziel vieler Projekte

Worauf sind Sie als Bürgermeister stolz?

Auf die Menschen, die hier leben. Auf die Menschen in meinem Team. Auf die Menschen, die sich engagieren, die gestalten, die unseren Zusammenhalt stärken und die uns gemeinsam voranbringen. Denn gerade diese enge Verzahnung von Haupt- und Ehrenamt haben dafür gesorgt, dass wir unsere Stadt der Dörfer gemeinsam vorangebracht haben: Nachhaltigste Kleinstadt Deutschlands 2020, Premiumwanderort, Fairtrade-Town, EEA-Kommune – es geht dabei gar nicht um die Auszeichnungen als solche, sondern darum, dass sie gelebt werden. All das wäre nicht möglich gewesen, wenn die Menschen, die hier leben und arbeiten, nicht hinter unserer gemeinsamen Strategie stehen würden. Dafür danke ich allen herzlich!

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Welches Ereignis in den vergangene vier Jahren hat Sie als Bürgermeister am meisten berührt?

In den vergangenen vier Jahren ist unglaublich viel passiert: Corona-Pandemie, der Überfall auf die Ukraine – allein diese beiden „Ereignisse“ zeigen, wie bewegt die vergangenen Jahre waren. Und dahinter stehen Schicksale – die einzelnen Menschen, aber eben auch gesellschaftliche. Die haben mich berührt. Ebenso wie die Solidarität, die unglaubliche Hilfsbereitschaft in unserer Stadt der Dörfer. Das beeindruckt mich immer wieder aufs Neue – das ist nicht selbstverständlich. Aber es ist unglaublich schön zu wissen, dass wir uns aufeinander verlassen können, wenn es darauf ankommt. Das zeigt sich ja zum Beispiel auch anhand der beiden Matineen mit 21 Preisträgern in den vergangenen vier Jahren – die stehen beispielhaft und haben eindrücklich gezeigt, wie vielfältig Ehrenamt in unserer Stadt der Dörfer gelebt wird. Oder unsere Flatterhelden – diese jungen Menschen stehen beispielhaft für Zivilcourage – und dass es uns gelingt, unsere Werte schon jungen Menschen begreiflich zu machen.

Welche großen Herausforderungen warten nach der Kommunalwahl auf Ihre Stadt?

Wir haben unsere Stadt der Dörfer in den vergangenen Jahren gemeinsam unglaublich stark weiterentwickelt – genau darum geht es auch in der Zukunft: Wir wollen und müssen attraktiv für die Zukunft und künftige Generationen bleiben. Der Marktplatz und die Odebornpromenade werden dann neu gestaltet sein, direkt nebenan machen wir weiter mit dem ehemaligen Eins-A-Areal und unserer Quartiersentwicklung weiter. Das ist ein Projekt, das uns in den kommenden Jahren beschäftigen wird – und das wir gemeinsam mit den Menschen vor Ort entwickeln wollen. Zudem wird es für uns als Stadt darum gehen, unser Rathaus der Zukunft zu gestalten – der Bau startet im kommenden Jahr und wir haben im Rathaus ein tolles Team, dass einfach klasse Ideen entwickelt hat. Wichtig dabei sind zwei Dinge: Wir müssen uns als Arbeitgeber zukunftssicher aufstellen – und als Dienstleister ebenso. Menschenzentrierung, darum geht es – wir wollen unsere Services noch unkomplizierter gestalten. Digitalisierung ist dabei ein ganz wesentlicher Faktor – um Ressourcen zu schaffen, um persönliche Beratung zu ermöglichen und, und, und. Zudem ist der Glasfaser-Ausbau gestartet, die Energiewende wird uns, weiter beschäftigen – es wird nicht langweilig. Über das Wichtigste haben wir da noch gar nicht gesprochen: Bildung! Es geht darum, dass wir uns in diesem Bereich konsequent weiterentwickeln, dass wir junge Menschen befähigen, unsere Zukunft zu gestalten – und damit ihre eigene Zukunft. Denn genau darum geht es: um eine lebenswerte Zukunft. Ganztagsbetreuung, Integration, lebenslanges Lernen – das sind da nur einige Stichworte. Und das Tolle ist, dass wir ein klasse Team haben – und tolle Menschen, die sich haupt- und ehrenamtlich einbringen wollen. Dafür bin ich, dafür sind wir einfach dankbar.

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Was soll Ihre Kommune beim Thema Klimawandel und Energiewende in den nächsten fünf Jahren erreichen?

Das ist ein fließender Prozess – wir müssen und werden uns den Herausforderungen stellen. Es geht ja längst nicht mehr nur um Klimawandel, sondern auch um Klimafolgenanpassung. Das geht Hand in Hand mit der Energiewende. Bis spätestens 2045 wollen wir klimaneutral sein – besser noch früher. Das bedeutet, dass wir unsere Projekte und Vorhaben konsequent umsetzen müssen, neue Wege denken müssen. Da geht es um ganz praktische Dinge, wie zum Beispiel Hitze- und Hochwasserschutz. Wir müssen uns darauf einstellen, dass Extremwetterlagen neue Normalität werden. Deshalb ist es umso wichtig, den Umstieg auf erneuerbare Energien so schnell wie möglich zu realisieren – und ganzheitlich zu denken. Das gilt sowohl mit Blick auf den richtigen Mix der Energieträger als auch mit Blick auf Speichermöglichkeiten. Da wird sich in den kommenden fünf Jahren unglaublich viel tun – ganz zu schweigen von unserem Mobilitätskonzept, das wir bis 2035 umsetzen wollen.

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