Dahlbruch. In allen Räumen und Etagen des neuen kmd ist Leben. Gastro und zweites Kino sind noch nicht startklar. Erste Feuerprobe für „alles unter einem Dach“.
Das war die Premiere: In der vorigen Woche haben Gebrüder-Busch-Kreis und Viktoria-Kino zum ersten Mal gleichzeitig Vorstellungen gegeben. Über 60 Jahre lang mussten sich beide Einrichtungen den Theatersaal teilen, für Schauspiel oder Konzerte musste das Kino pausieren. Das ist mit dem Kulturellen Marktplatz Dahlbruch (kmd) vorbei. Im Saal spielte Sebastian Klussmann mit den Gästen des Gebrüder-Busch-Kreises „Gefragt, gejagt“, im Kino liefen Naturfilme von Stefan Erdmann. Es wäre noch mehr möglich gewesen.
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150 Stühle standen im neuen Saal, der das alte Theater mit dem neu errichteten Haus der Alltagskultur verbindet – die Veranstaltung des Gebrüder-Busch-Kreises, der direkt neben dem Jugendcafé No Limits ein Büro hat, wurde gut besucht. Drei weitere Veranstaltungsräume schließen sich an das Jugendcafé an: ein großer mit Theke, Tischen und Stühlen und Getränkeschrank. Ein kleiner, in dem gerade Kinder unter Anleitung basteln und wo sonst auch, wie ein Aufsteller verrät, Seniorenbeauftragte Patricia Vanderlinden ihre Sprechstunden abhält. Und ein mittlerer, in dem gerade der Schul- und Kulturausschuss des Hilchenbacher Rates tagt.
kmd als „Dritter Ort“: Halbe Million Euro vom Land für Kultur und Begegnung
In dem Gremium geht es um den städtischen Haushalt, der ebenfalls mit dem kmd zu tun hat. 150.000 Euro werden für Veranstaltungstechnik eingeplant, die in den verschiedenen Räumen eingesetzt werden soll. Einen Teil davon will die Stadt aus dem Dritte-Orte-Budget finanzieren. Um das geht es in der Sitzung auch: Nach der Konzeptphase, die mit 50.000 Euro Landesmitteln gefördert wurde, will die Stadt nun auch die 450.000 Euro für die Umsetzungsphase haben. Als „Dritte Orte“ fördert das Land Häuser für Kultur und Begegnung im ländlichen Raum.
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Der Bernhard-Weiss-Platz wartet noch auf befestigten Untergrund, Kinobesucher müssen sich weiterhin durch einen provisorischen Seiteneingang zwängen. Immerhin sind die Terrassen vor dem Foyer und dem Jugendcafé angelegt und beleuchtet. Die Großbildleinwand an der Fassade des Hauses der Alltagskultur macht auf das Innenleben aufmerksam. Zwei Baustellen hat der kmd, der am 10. Mai mit einem großen Fest eröffnet werden soll, auch drinnen noch: Das kleine Theater im ersten Stock mit aufsteigende Bestuhlung ist für Veranstaltungen bis zu 122 Besucherinnen und Besucher gedacht; hier fehlt noch die Kinoausrüstung, damit das Viktoria dorthin mit kleinerem Publikum ausweichen und das große Theater (370 Plätze) dem Busch-Kreis oder anderen Veranstaltern überlassen kann – sofern denen nicht der teilbare Saal 1 und 2 mit insgesamt 200 Plätzen reicht. Dafür will die Stadt Fördermittel von der Leader-Region in Anspruch nehmen. Anders als geplant wurde auch die Gastronomie noch nicht eröffnet. Es gibt Lieferschwierigkeiten bei der Küche.
Starker Zulauf: Kinder- und Jugendbüro braucht Verstärkung
Dagegen brummt das Jugendcafé, das als erste Einrichtung des kmd bereits im Mai 2024 eröffnet wurde. Im Sozialausschuss, der in der Woche zuvor im kmd getagt hat, berichtete Heike Kühn, Leiterin des Kinder-, Jugend- und Familienbüros, über starken Zulauf: Die Zahl der Besucherinnen und Besucher im Alter von acht bis 13 Jahren habe sich verdoppelt, in einigen Bereichen sogar verdreifacht. Zum Mädchentreff kommen an jedem Öffnungstag bis zu 35 Besucherinnen. Stark gefragt sind auch die Wochenend-Öffnungszeiten für Jugendliche ab elf Jahren. Wieder nach Dahlbruch zurückgekehrt ist die zeitweise nach Kreuztal umgesiedelte Tanzgruppe. Ebenfalls ins Haus der Alltagskultur eingezogen sind Stillcafé und Elterncafé.
„Die Kinder, Jugendlichen und Familien fühlen sich im kmd wohl. Dabei ist zu bedenken, dass der kmd bisher noch nicht offiziell eröffnet wurde und möglicherweise noch nicht bei allen Generationen bekannt ist“, schreibt Heike Kühn in ihrer Vorlage für den Sozialausschuss. Mit nur einer hauptamtlichen Kraft, neben- und ehrenamtlichen Kräften sei der größer gewordene Betrieb, sich auch in die kmd-Vernetzung einbringen soll, nicht mehr zu stemmen. Zumal, immer noch als Folge der Corona-Pandemie, mehr junge Menschen Unterstützung brauchen. „Familien und Freunde sind Ankerpunkte für die meisten Kinder und Jugendliche. Wenn es daran mangelt, sind außerschulische Orte und die pädagogischen Mitarbeitenden für die Kinder, Jugendlichen und auch die Erwachsenen besonders bedeutend.“ Die beantragte zusätzliche halbe Stelle für eine Fachkraft lehnt der Sozialausschuss allerdings mit vier gegen sieben Stimmen ab. Beschlossen wird lediglich eine auf zwei Jahre befristete Halbtagsstelle.
„create music NRW“: Hilchenbach ist Stützpunkt für junge Musiker
Partner des No Limits ist auch der Jugendkulturförderverein Push. In Kürze startet der Verein in Kooperation mit dem Kreisjugendring Siegen-Wittgenstein und dem Jugendzentrum No Limits ein Musikförderprojekt im Rahmen des Programms „Kultur macht stark“. Der Push-Verein ist auch im Jahr 2025 ein kleiner Stützpunkt von „create music NRW“ für den ländlichen Raum. Bei dem Programm soll die Künstlerszene in Nordrhein-Westfalen sichtbar gemacht und vernetzt werden. Simon Müller (s.mueller@push-ev.de, Instagram „pushverein“) freut sich, mit Newcomern aus Hilchenbach und Umgebung in Kontakt zu kommen. Der-Verein erinnert daran, dass sich Musikerinnen und Musiker aller Genres auf der Homepage showcase.nrw präsentieren können. Veranstalter können dort nach Musikerinnen und Musikern und Bands suchen und sehen, wer wo die lokale Szene bildet. Auf showcase.nrw sind Workshops aufgelistet, Informationen über Auftrittsorte, Labels und Möglichkeiten zur Vernetzung sowie Informationen über Förderanträge.
Wünsche möglich: Was soll im kmd angeboten werden?
Aktuell läuft eine Online-Umfrage, in der das Interesse an weiteren Angeboten von Kino, Theater, Hallenbad, Jugendzentrum und Turnhalle erkundet wird: Literatur, Gaming oder Gastro-Events, Basare, Pilates oder Party. Mitmachen dürfen alle, die den kmd nutzen möchten. Die Umfrage wurde im Rahmen des Förderprogramms „Dritte Orte“ erstellt und läuft bis Sonntag, 16. Februar. Sie ist über www.hilchenbach.de erreichbar.
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