Dahlbruch. Freitreppe, Kletterwand, Außenterasse: Mittendrauf gehört ein Baum, sagt der Architekt, nachdem die Einheitseiche gerade gefällt worden ist.

„Unser Großprojekt neigt sich langsam dem Ende zu“, freut sich André Jung (CDU), als er die Sitzung des Bauausschusses erstmals im neuen Haus der Alltagskultur eröffnet, dem ersten Bauabschnitt des Kulturellen Marktplatzes Dahlbuch. „Wir müssen auch fertig werden“, sagt später Architekt Reinhard Angelis, „sonst ruinieren Sie mich“. Angelis ist dem Vorhaben verbunden, seit er 2014 den Architektenwettbewerb gewonnen hat. Jetzt führt er die Kommunalpolitiker auf das Gelände vor den Neubauten: außer dem Haus der Alltagskultur mit der Mehrzweckhalle der zweite Bauabschnitt mit dem Festsaal und der dritte Bauabschnitt mit zweitem Saal für Kino und Theater, Foyer und Gastronomie.

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Was hinterm Haus passiert

Wer mit dem Auto ankommt, wird auch künftig hinter dem Hallenbad parken – die Fläche des vorhandenen Parkplatzes wird verdoppelt. Unberührt erhalten bleibt das Faustballfeld dahinter, auch ein möglicher Standort für ein Beachvolleyballfeld, regt Reinhard Angelis an, „wenn mal wieder ein bisschen Geld in die Kasse kommt.“ Zwischen Parkplatz und Haus der Alltagskultur, wo auch die Nebeneingänge zu Hallenbad, Sporthalle und Jugendcafé liegen, bekommt das No Limits seine Freifläche, die die Jugendlichen mit Sitzgelegenheiten und Hochbeeten selbst gestalten können. An der Rückfront des Hallenbades wird eine Kletterwand angebracht. Bereits aufgebaut ist die Calisthenics-Sportanlage, die knapp 70.000 Euro gekostet hat. Dazu gab es fast 69.000 Euro Fördergelder.

Die Calisthenics-Sportanlage hinter dem Hallenbad ist bereits aufgebaut.
Die Calisthenics-Sportanlage hinter dem Hallenbad ist bereits aufgebaut. © WP | Steffen Schwab

„Ohne Baum versteht man nicht, warum das Haus so aussieht. Damit haben wir im Wettbewerb gepunktet. “

Reingard Angelis, Architekt

Warum der Baum auf den Platz gehört

Der Bernhard-Weiss-Platz selbst ist kleiner geworden, die Gebäude sind näher zur Platzmitte gerückt. Im Mittelpunkt wird wieder ein Baum stehen. Ganz genau da, wo gerade die Einheitseiche gefällt worden ist, aus deren Holz die Stadt nun eine Erinnerungs-Ruhebank machen will. „Ohne Baum versteht man nicht, warum das Haus so aussieht“, erklärt Reinhard Angelis, „damit haben wir im Wettbewerb gepunktet. Wir hätten sonst ganz anders gebaut.“

Architekt Reinhard Angelis stellt die Pläne vor.
Architekt Reinhard Angelis stellt die Pläne vor. © WP | Steffen Schwab

Wer auf dem Platz zu Fuß ankommt, wird sich dem Haupteingang über eine große Freitreppe oder eine Rampe nähern, die auf die vorgelagerte Außenterrasse führen. Dort werden bei gutem Wetter Tische und Stühle der Gastronomie stehen, bei richtig gutem Wetter von Sonnenschirmen beschirmt – nicht von einer Markise, betont der Architekt. Denn die würde den Haupteingang verdecken, zum anderen aber auch die Sicht von innen auf den Platz versperren. Für die Illumination werden Lichtbänder neben der Rampe und Lichtpunkte im Boden und neben den Treppenstufen sorgen.

Für zwei Ausstattungselemente hat die Stadt selbst gesorgt: Ein Großbildschirm an der Theaterfassade soll für das Innenleben des Hauses werben und - tageslichttauglich - Übertragungen von Ereignissen möglich machen; der Bürgerverein konnte dafür auf eine Spende der Sparkasse zurückgreifen. Und an der anderen Ecke kommt das kmd-Logo auf die Wand – beides nicht unbedingt zur Begeisterung des Architekten: Womöglich wird so auch der neue Baum irgendwann wieder stören …

Wann es los geht

Schon am 31. August findet auf dem kmd der landesweite „Tag der Dritten Orte“ statt – der kmd ist einer davon: Das Land fördert die Kulturbegegnungsstätte zunächst mit 50.000 Euro für die Konzeptionsphase und dann mit bis zum 450.000 Euro für die Umsetzungsphase. Als Reaktion auf die im ländlichen Raum normalerweise eher schwerer erreichbaren Angebote sollen im Haus der Alltagskultur offene und einladende kulturelle Bildungsangebote entstehen, die möglichst viele Bevölkerungsgruppen zur Teilhabe einladen“, heißt es in der Projektbeschreibung des Landes, „die multifunktionale Gestaltung der Räumlichkeiten bietet hierfür eine optimale Ausgangslage.“ Bei einer Auftaktveranstaltung in Schwerte haben Dörthe Müller, Geschäftsführerin des Gebrüder-Busch-Kreises, der auch Träger des Dritten Orts ist und im kmd ein Büro bezieht, und Verena Hof-Freudenberg von der Stadtverwaltung jetzt einen „Werkzeugkoffer“ von Kulturministerin Ina Brandes entgegengenommen.

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Am 6. September wird auf dem kmd das erste Saisonstartfestival des Kulturrings Siegerland-Wittgenstein eröffnet. Die offizielle Feier zur Eröffnung des kmd wird allerdings erst im nächsten Frühjahr stattfinden – die Stadt will sicher sein, dass auch die letzten Baustellenspuren abgeräumt sind. 14 Jahre wird es dann her sein, dass die Stadt erstmals über eine Erweiterung des Theaters nachgedacht hat. Aus der „Dahlbruch-Arena“, die auf Stelzen auf den Platz gestellt worden wäre und 1,5 Millionen Euro kosten sollte, ist der inzwischen 17 Millionen Euro teure „Kulturelle Marktplatz Dahlbruch“ geworden. Bei der Südwestfalen-Regionale 2013 ging die Stadt erstmals mit dem Vorhaben an den Start, damals auch noch mit einem „Haus der Musik“ für die Philharmonie, die inzwischen nach Siegen umgezogen ist, auf dem Gelände der ehemaligen Hauptschule. Erst 2016 fasste der Rat den Beschluss, tatsächlich mit dem Bau zu beginnen.

Ministerin Ina Brandes (rechts) überreicht Verena Hof-Freudenberg (links) und Dörthe Müller symbolisch einen Werkzeugkasten für die Gestaltung ihres Dritten Ortes.
Ministerin Ina Brandes (rechts) überreicht Verena Hof-Freudenberg (links) und Dörthe Müller symbolisch einen Werkzeugkasten für die Gestaltung ihres Dritten Ortes. © Stadt Hilchenbach | Stadt Hilchenbach

Was noch zu lösen ist

Richtig fertig ist der kmd wirklich noch nicht: Es gibt so gut wie keinen Mobilfunk-Empfang im Haus, stellen die Mitglieder des Bauausschusses fest. Als Tagungsort qualifiziert das das Haus nicht gerade, sagt Stefan Jaeger (UWG), „wenn wir Firmen hier her holen wollen …“ Die WLAN-Verstärker, so Jaeger weiter, „hätte man legen müssen, bevor man die Decke zumacht.“ Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis beruhigt: „Mobilfunk-Empfang muss natürlich gewährleistet sein.“ Als ob Hilchenbachs Mega-Projekt nicht schon Probleme in ganz anderen Dimensionen bewältigt hätte.

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