Siegen-Wittgenstein. Im nächsten Jahr überweist der Kreis mehr als eine Million Euro an die Philharmonie. Dadurch kommt auch eine andere Einrichtung auf den Prüfstand.
Der Kreis Siegen-Wittgenstein erhöht seinen jährlichen Zuschuss für die Philharmonie Südwestfalen um rund 138.000 Euro auf dann fast 1,1 Millionen Euro. Das hat der Kreistag mit großer Mehrheit beschlossen. Die Finanzierungsprobleme sind damit allerdings nicht gelöst.
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Die zusätzliche Finanzspritze von 100.000 Euro, die vom Land kommt, mindert das Defizit in diesem Jahr, nicht aber für 2025, stellte Landrat Andreas Müller im Kreistag klar. „Es ist wichtig, dass es uns gelingt, dieses Kulturhighlight auf Dauer zu sichern und zu erhalten“, forderte Ullrich Georgi (Linke). „Wir gehen diesmal nicht mit“, sagte Guido Müller (FDP) und regte an, auch die anderen südwestfälischen Kreise für eine Mitfinanzierung zu gewinnen. Der Kreis binde seine Mittel zu sehr an Kultur Pur und Philharmonie, neue Projekt hätten keine Chance. „Erreichen wir mit der Philharmonie noch die junge Zielgruppe?“
„Nicht jedes Kulturangebot ist für jede Alterskohorte gedacht“, erwiderte Landrat Andreas Müller. „Ein bisschen schäbig“ sei es, Tariferhöhungen für die Vergütung des Personals mit einer Grundsatzdebatte zu verknüpfen. „Das diskutieren wir bei anderen Trägern auch nicht.“ Die Philharmonie habe keinen Anlass, ihre Existenzberechtigung nachweisen zu müssen. Sie blicke auf eine „Superspielzeit“ zurück, „der Kalender ist gefüllt, der Laden brummt“. Mit dem Portfolio von Kultur Pur, Philharmonie, Lyz und Vernetzungsarbeit für die Region „stehen wir ganz gut da“, sagte Andreas Müller. Die Vier-Säulen-Finanzierung der Philharmonie (Land, Landschaftsverband, Kreis, Private) habe sich bewährt. „Wenn wir mehr Kultur machen wollen, muss zusätzliches Budget bereitgestellt werden.“
Muss der Kreis das Lyz in Siegen weiter betreiben ?
Hermann-Josef Droege (CDU), der auch Vorsitzender des Kulturausschusses ist, wies darauf hin, wie sehr die Region die Musiker der Philharmonie auch an anderer Stelle braucht, zum Beispiel als Musiklehrer: „Ohne sie würden die Musikschulen zusammenbrechen.“ Dennoch werde es „in absehbarer Zeit eine grundsätzliche Diskussion“ geben müssen. Auch darüber, ob der Kreis das Theater im Lyz auf Dauer tragen müsse, das entstanden sei, als, es andere Angebote noch nicht gab. „Ich vergleiche das mit dem Flughafen“, sagte Andreas Klein (Werteunion). Auch dort sei es gelungen, den Zuschuss des Kreises von einer Million auf 500.000 Euro zu verringern. Die Eintrittspreise zu den Konzerten seien „relativ günstig“, „an der Schraube könnte man ein bisschen drehen“.
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Die Erhöhung des Kreiszuschusses sei „alternativlos“, sagte Julian Maletz (SPD). „Wir reißen die Million“, gab Ulrich Schmidt-Kalteich (Grüne) zu bedenken. Michael Sittler (SPD) riet, „ein bisschen auf die Euphoriebremse zu treten“, was die Erwartung weitere Unterstützung angehe. Der Landschaftsverband zurre sein Budget mit dem Doppelhaushalt 2025/26 fest, die Nachbarkreise warteten kaum auf Zuschussanträge aus Siegen-Wittgenstein. Hans Günter Bertelmann (UWG) sah wenig Spielraum für den Kreis: „Wir haben uns entschieden: Wir wollen uns das leisten.“ Die Philharmonie sei „ ein sehr guter Botschafter für diese Region“. Er riet, „nicht weiter Unsicherheiut in das Orchester zu tragen.“
Bruchwerk gerät in Not
Zusätzlich erschwert wird die Suche nach Lösungen für die Finanzierung von Kultur durch die Ankündigung des Landes, die regionale Kulturförderung um 30 Prozent zu kürzen. Betroffen davon sind nicht nur Kultur Pur (minus 83.000 Euro), sondern auch das Bruchwerk.Theater in Siegen (minus 50.000 Euro) und das Bluestock-Festival des Jugendzentrums Bluebox in Siegen (minus 13.000 Euro). „Das hat uns alle überrascht“, sagte Landrat Andreas Müller. Besonders betroffen sei der ländliche Raum.
„Das Kind ist noch nicht endgültig in den Brunnen gefallen.“
Angestrebt wird nun, dass das Land die Antragsfrist für die Förderanträge noch einmal öffnet, damit die Kommunen ihre Prioritäten neu setzen können – mit dem Ziel, vor allem den kleinen Projekten noch eine Förderung zu ermöglichen. Das Bruchwerk-Theater hat bereits einen Spendenaufruf veröffentlicht. Für 2025 ist die Erweiterung über Siegen hinaus als „Bühne für Südwestfalen“ zusammen mit sieben Partnerbühnen geplant: „Diese wichtige Ausbaustufe ist nun bedroht, weil wir aufgrund der Kürzungen gezwungen sind, das Projekt zu verkleinern.“ Die Kürzung sei „so massiv und vor allem unangekündigt, dass uns auch keine Zeit bleibt, Förderalternativen nachzugehen“. Hermann-Josef Droege (CDU) machte Hoffnung, dass die gekürzten Mittel noch zugunsten kleinerer Projekte anders verteilt werden können: „Das Kind ist noch nicht endgültig in den Brunnen gefallen.“
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