Siegen. Der Kulturausschuss empfiehlt dem Kreistag die Erhöhung des Zuschusses. Aber damit ist das Defizit nicht gedeckt.

Chronisch unterfinanziert ist die Philharmonie Südwestfalen, und das schon seit Jahren. Die Zuschüsse von Land, Landschaftsverband und Kreis können kaum oder auch gar nicht Schritt halten mit dem, was an Lohnkostensteigerung tariflich vorgegeben wird.

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Und so ist das strukturelle Defizit im Grunde Teil eines Systems, das den Intendanten des heimischen Orchesters Jahr für Jahr zum Bettler macht. Auch Ende 2024 wirbt Michael Nassauer bei den in Siegen-Wittgenstein politisch Verantwortlichen „ganz intensiv“ dafür, einer Verwaltungsvorlage zuzustimmen, die einen finanziellen Ausgleich suchen möchte. Mit 138.452 Euro mehr (hier ist die jährliche Zuschusserhöhung um zwei Prozent schon eingerechnet) würden 2025 beim Anteil des Kreises die eine Marke überschreiten: Erstmals beliefe sich der Zuschuss des Kreises zur Philharmonie Südwestfalen auf mehr als eine Million Euro, konkret auf 1.072.315 Euro.

Kreis hofft, dass andere Geldgeber nachlegen

Wieder ist die Hoffnung, dass nach dem Schritt der Zuschusserhöhung auf Kreisebene auch das Land als größter Zuschussgeber und Landschaftsverband nachziehen. Bislang habe Düsseldorf noch keine Steigerung seiner Zuschüsse in Aussicht gestellt, so die Verwaltung in ihrer Beschlussvorlage zur Kreistagssitzung am Freitag, 13. Dezember. Beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe könne sich im Rahmen der dortigen Haushaltsberatungen noch einmal etwas tun, heißt es weiter. Würde der Kreis sein finanzielles Engagement für das Landesorchester intensivieren, sei das möglicherweise ein Zeichen mit Signalwirkung.

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Das in diesem Jahr aufgelaufene Defizit habe einmal mehr durch großzügige Spenden aufgefangen werden können, war im Zuge der Sitzung des Ausschusses für Kultur, Tourismus und Ehrenamt zu vernehmen. Doch was 2024 um Haaresbreite gelingen konnte, tauge nicht als Modell für die kommenden Jahre. Für die Tarifrunde 2025 hätten die Gewerkschaften bereits konkrete Forderungen aufgestellt. Sie forderten eine Gehaltserhöhung von acht Prozent oder mindestens 350 Euro.

Rund 200.000 Euro habe die Philharmonie auf der Ausgabenseite einsparen können, sagte Landrat Andreas Müller, zugleich Vorsitzender des Orchesterträgervereins, zur Gesamtsituation. Und Intendant Michael Nassauer unterstrich, dass man „sehr knapp unterwegs“ sei, vor allem an den Kosten für Aushilfen gespart habe.

„Gretchenfrage“: Wie hält es der Kreis Siegen-Wittgenstein mit der Philharmonie Südwestfalen?

Keinesfalls zur Debatte stünde ein Ausstieg aus dem Tarifvertrag, aus Sicht der Orchesterleitung ein kontraproduktiver Schritt, der die Philharmonie viel weniger attraktiv für Musikerinnen und Musiker mache. Dennoch müsse der Frage nachgegangen werden, ob das Orchester „noch richtig aufgestellt“ sei. Solle im „worst case“ das Land seinen Zuschuss erst einmal einfrieren, sei ein Nachdenken mit Blick auch auf die Organisationsstruktur unerlässlich. Es geht um die Gretchenfrage, nämlich darum, „wie wir es mit der Philharmonie halten“, so Ausschussvorsitzender Hermann-Josef Droege (CDU).

Augenscheinlich soll noch einmal versucht werden, auch die anderen südwestfälischen Landkreise um finanzielle Unterstützung zu bitten – hier beteiligt sich allein der Kreis Olpe mit 5000 Euro im Jahr, die Stadt Siegen hat zugesagt, künftig mit 10.000 Euro dabei zu sein.

Kritik von der FDP: Orchester bemüht sich nicht genug um junges Publikum

Guido Müller (FDP) war all das „zu laff“. Dabei verknüpfte der FDP-Fraktionsvorsitzende die finanzielle Problemlage mit seiner allgemeinen Wahrnehmung des Orchesters, das sich viel zu wenig um ein jüngeres Publikum bemühe. Er fragte auch an, ob die Zahl der Musikerinnen und Musiker nicht mit 60 Personen ohnehin zu hoch sei, musste sich aber belehren lassen, dass diese Größe die Untergrenze eines B-Orchesters auf Landesebene sei. An der Zusammensetzung lasse sich kaum rütteln.

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Guido Müller war bei der Abstimmung der Einzige, der sich einer Zustimmung enthielt – alle anderen Ausschussmitglieder votierten dafür, dem Kreistag eine Zuschusserhöhung vorzuschlagen. Das freilich mit einer Klammerbemerkung: Die Verwaltung möge im Verlauf des nächsten halben Jahres deutlich machen, wie es um die organisatorische und damit auch finanzielle Zukunft der Philharmonie Südwestfalen bestellt sei.

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