Kreuztal. Der Lokschuppen mit dem Café Basico und die Weiße Villa in Dreslers Park sind fast gleich alt. Aber das sind nicht die einzigen Gemeinsamkeiten.
Was der Lokschuppen am Kreuztaler Bahnhof und die Weiße Villa in Dreslers Park gemeinsam haben? In etwa das Alter: Fabrikant Heinrich Adolf Dresler ist 1869 mit seiner Familie eingezogen, der Langlokschuppen wurde 1861 gebaut. Aber auch die heutigen Nutzer haben etwas gemeinsam: Marcus Nauroth und Lukas Federhen machen in der Weißen Villa da weiter, womit Klaus und Eva Vetter zehn Jahre früher im Lokschuppen angefangen haben: Es geht ums Heiraten.
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Das Café Basico
Klaus Vetter stellt von Anfang an klar: „Wir machen keine Hochzeiten mehr.“ 40 Hochzeiten sind 2018 noch im Lokschuppen gefeiert worden. Bis zur Pandemie war das Baudenkmal am Bahnhof nicht nur originelle Kulisse für Hochzeitfotos, sondern auch ein wunderbar zum Feiern geeigneter Platz. Inzwischen aber kann sich das Café Basico auf das konzentrieren, für das es gegründet wurde: „Eigentlich wollten wir nur Tango tanzen“, steht auf der Website. Viele Stationen lagen hinter ihnen, bis sie 2011 den Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt Kreuztal abgeschlossen hatten und 2014 Eröffnung feiern konnten: 1999 das Alte Feuerwehrhaus am Leyberg, bis es nicht länger soziokulturelles Zentrum war und Altenpflegeheim wurde, das Kutscherhaus in Dreslers Park, das VEB, das Lyz, schließlich erste eigene Räume auf der Sieghütte in Siegen, die 2009 abgerissen wurden. Im selben Jahr kaufte die Stadt Kreuztal der Bahn den Lokschuppen zusammen mit dem Bahnhof ab.
Vom Zehnjährigen haben in Kreuztal nur wenige etwas mitbekommen. „Wir wollten vor allem mit den Leuten feiern, die unsere Community bilden“, berichtet Klaus Vetter im Kulturausschuss. Die Tango- und Salsa-Community, für die Kreuztal ein Zentrum geworden ist, mit Tango-Salon und Salsa-Fiesta, Konzerten und Kursen. „Wir haben uns überregional stark platziert.“ Zu den mehrtägigen Veranstaltungen reisen Teilnehmende sogar aus dem Ausland an, für einen Abend fährt man locker auch mal von Köln nach Kreuztal . In den fünf Eisenbahnwaggons, die in den 1930er Jahren als Wohnschlafwagen für Streckenarbeiter angeschafft wurden, können Gäste übernachten.
Das Haus ist ausgelastet mit Tango und Salsa, um den Nachwuchs machen sich die Betreiber des Basico keine Sorgen. „Der Tango-Kindergarten wächst heran“, sagt Klaus Vetter. Natürlich wäre auch noch mehr möglich im Lokschuppen: Theater, Konzerte … Nach wie vor gebe es viele Anfragen von Künstlern. „Am Anfang haben wir da viel gemacht“, berichtet Eva Vetter, „aber auf Dauer können wir das nicht finanzieren.“ Während Klaus und Eva Vetter nach den – kommerziellen – Spielregeln eines Gewerbebetriebs wirtschaften müssen, hätte ein Kulturverein andere Möglichkeiten, auch ehrenamtliches Engagement einzubinden. Ein solcher Verein, am liebsten aus dem Kreis der jetzigen Basico-Nutzer, könnte am Ende den ganzen Betrieb übernehmen. „Wir wollen uns langsam aus dem aktiven Mitarbeiten zurückziehen“, sagt Eva Vetter. Die Vision vom Dritten Ort steht auch hier im Raum, ein Ort der Begegnung, vielleicht mit Repair- und Nähcafe. „Wir sind sehr zuversichtlich.“
Die Weiße Villa
Marcus Nauroth und Lukas Federhen sind DJs und Eventmanager. Sie waren schon auf der Suche nach einer Hochzeitlocation, als ihnen die Weiße Villa von der damaligen Betreiberin Vermarktung und gastronomische Leitung angeboten wurde. 2024 haben sie angefangen, 140 Anfragen überrollten sie im ersten Jahr. 40 bis 50 Veranstaltungen sind für 2025 bereits gebucht. Am liebsten machen sie Hochzeiten, für die sie ein Komplettpaket vom Catering bis zur Musik, von Licht- und Tontechnik über die Fotobox bis zum Trauredner anbieten. Auf 30 Mitarbeitende kann Weiße Villa Events zurückgreifen, „die haben alle Bock auf Gastro“, sagt Lukas Federhen. Auch der Campus Buschhütten nimmt die Dienstleister in Anspruch. „Wir haben sehr große Freude an der Geschichte.“
Hochzeitstermine in Kreuztal stehen schon bis Ende 2026
Die Hochzeitslocation in Dreslers Park ist gefragt. „Für nächstes Jahr können Sie’s eigentlich knicken“, sagt Lukas Federhen. Die Samstage von Mai bis September seien schon ausgebucht, „die Freitage füllen sich so langsam.“ Ein Paar hat sich schon einen Termin im Dezember 2026 reserviert. Zum Bedauern der Hochzeitsplaner vergibt das Standesamt Termine höchstens ein halbes Jahr im voraus. Da laufen die angehenden Brautleute Risiko, dass sie zwar in Dreslers Park feiern, aber woanders heiraten. Bürgermeister Walter Kiß sucht nach einer Erklärung, warum das Standesamt nicht langfristiger plant. „Man hat vielleicht Sorge, dass die Paare sich das zwischendurch anders überlegen.“
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Dass Problem soll aber aus der Welt geschafft werden, sagt der Bürgermeister zu. Die Samstags-Trauungen in der Gelben und Weißen Villa übernimmt eine pensionierte Standesbeamtin, die so das aktive Team im Rathaus entlastet. Walter Kiß freut sich, dass die Stadt die Lücke schließen kann, die durch den Verlust von Festsälen wie zum Beispiel im Kreuztaler Hof oder im Hotel Finke in Ferndorf entstanden sind. „Das hat sich sehr schön entwickelt.“ Auch Kulturamtsleiter Holger Glasmacher, der in der Saison von September bis Mai Veranstaltungen in die Villa bringt, ist zufrieden. “Es ist wirklich eine Freude, mit ihnen zusammenzuarbeiten.“ Bürgermeister Kiß deutet allerdings auch an („Das Gebäude leidet“), dass der Sanierungsbedarf, der durch die intensive Nutzung entsteht, bald abgearbeitet werden muss: „Da kommt demnächst jemand auf Sie zu.“
Disco beim Lichterglanz und Silvesterparty
Vorerst aber, so Holger Glasmachers, werden die Kreuztaler „erst einmal richtig Party machen“: Erstmals gibt es zum Lichterglanz-Weihnachtsmarkt am Freitagabend eine Disco im Biergarten des Kutscherhauses. Und ebenfalls erstmals eine Silvesterparty in der Weißen Villa. Die wird ganz anders sein als das dreitägige Tango- und Salsafest zum Zehnjährigen im Lokschuppen. „Bei uns wird aber auch getanzt“, erinnert Lukas Federhen an eine weitere Gemeinsamkeit. Allerdings mehr Discofox als Tango oder Salsa. Der Kulturamtsleiter ist ein bisschen stolz auf die beiden privatwirtschaftlichen Projekte, die sich neben der mit öffentlichen Mitteln geförderten Kultur etablieren konnten: „Beide wissen, was sie wollen“, sagt Holger Glasmachers.
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