Siegen. Kirche stellt sich neu auf, Verantwortung soll nicht mehr allein beim Pfarrer liegen: Erstmals in Siegen rückt eine Frau in Gemeindeleitung auf.
Neue Wege gehen und Raum schaffen für Neues: Der Pastoralverbund Siegen/Freudenberg ist Teil eines Pilotprojektes des Erzbistums Paderborn. Es ist der Versuch der katholischen Kirche, sich zukunftsorientiert aufzustellen und strategisch neue Möglichkeiten zu erschließen. Nicht nur räumlich, sondern auch personell: Die Verantwortung soll nicht mehr nur allein beim Pfarrer liegen; erstmals rückt eine Frau an die Spitze auf.
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Im Rahmen einer aufwendigen Sanierung wurde das Gemeindehaus gegenüber der Kirche St. Michael zu einem Pastoralen Raum umgebaut. Im unteren Teil des Gebäudes befindet sich weiterhin der katholische Kindergarten, in den beiden oberen Etagen sind nun Seelsorge und Verwaltung untergebracht. „Wir vereinen hier alle wichtigen Knotenpunkte und Dienste unserer Gemeinden und erleichtern so durch die kurzen Wege auch die Kommunikation“, erklärt Pfarrer Karl-Hans Köhle, leitender Pfarrer im Pastoralen Raum. Zum Pastoralverbund gehören zwölf Kirchorte in drei Pfarreien mit insgesamt 21.000 Christinnen und Christen. Durch die neuen Räumlichkeiten im Zentrum von Siegen werden die anderen Kontaktstellen der Kirchen reduziert und nur noch zwei Stunden pro Woche geöffnet sein.
Siegen: Der Pastorale Raum fasst die Elemente der Kirche an einem Ort zusammen.
Der Pastorale Raum ist neues Zentrum und künftig Anlaufstelle für alle Belange. „Neben einem verlässlichen Ort für alle Dienstleistungen und Bescheinigungen sollen die Menschen hier einen Treffpunkt haben, an dem sie sich wohlfühlen“, sagt Pfarrer Karl-Hans Köhle. Neben der Sanierung des Gebäudes wurde auch der Park zwischen Gemeindehaus und Kirche aufwendig umgestaltet. „Das hat jetzt nichts mehr mit dem Klischee eines alten Pfarrbüros zu tun, sondern wir haben hier einen hellen, einladenden Raum geschaffen“, sagt Peter Grotmann, der als Verwaltungsleiter ebenfalls zum neuen Leitungsteam gehört.
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Das gesamte Projektkonzept steht unter dem Leitgedanken „Gemeinsam leiten - Verantwortung teilen“. Neben Pfarrer Karl-Hans Köhle und Verwaltungsleiter Peter Grotmann komplettiert Costanze Dette-Habscheid als Pastorale Koordinatorin das Leitungstrio. Ihre Stelle wurde im Rahmen des Modellprojekts neu geschaffen. „Die Pastorale Koordinatorin umfasst mehrere Aufgabenbereiche. Neben den seelsorgerischen Bereichen wie Familienkirche, Kommunionvorbereitung und Beerdigungsdienst soll Frau Dette-Habscheid auch die Kommunikation nach außen stärken und wir wollen gemeinsam neue Ideen entwickeln“, sagt Karl-Hans Köhle. Das Erzbistum hatte das Projekt vor einem Jahr ins Leben gerufen, um die Kirche für die Zukunft moderner und breiter aufzustellen.
Siegen: Frauen in kirchlichen Führungspositionen auf dem Weg
Das neue System soll die Leitung und damit die Verantwortung und Kommunikation verteilen, so dass nicht mehr alles beim Pfarrer liegt. „Die breitere Führung soll eine bessere Kommunikation und mehr Raum für Fortschritt ermöglichen, aber auch mehr Frauen in die Kirchenleitung bringen. Derzeit nehmen sieben Pfarreien im Erzbistum an dem Projekt teil und mit uns sind erstmals zwei Frauen in Führungspositionen“, erzählt Pfarrer Karl-Hans Köhle. Ein Weg für die Kirche, sich zukunftsorientierter und moderner aufzustellen. Das Pilotprojekt läuft zunächst bis Ende 2026 und wird dann vom Erzbistum evaluiert und ausgewertet.
Als Gemeindereferentin und Klinikseelsorgerin in Siegen gehörte Constanze Dette-Habscheid schon lange zum Pastoralverbund Siegen/Freudenberg. „Fast achteinhalb Jahre habe ich diese Stelle ausgefüllt und natürlich fiel mir der Abschied schwer, aber ich wollte die Chance nutzen, vor der Rente noch einmal etwas Neues zu machen und meinen Teil dazu beizutragen, dass sich Kirche verändert“, erzählt Constanze Dette-Habscheid. „Veränderung ist wichtig und wir müssen anfangen alle mitzunehmen, es gibt zwar schon einige neue Konzepte, aber das reicht noch nicht. Die Kirche muss neue Orte und neue Wege gehen.
Siegen: Die katholische Kirche ist mehr an anderen Orten interessiert
Mit den Erneuerungen hat das Erzbistum die Weichen für neue Schwerpunkte gestellt und auch in Siegen gibt es schon klare Vorstellungen, wie diese aussehen könnten. „Mit der Citypastoral oder der Trauerpastoral haben wir schon erste Schritte in eine neue Richtung gemacht. Wir wollen neue Räume erschließen, das heißt, Glaube und Gott sollen nicht mehr nur in der Kirche stattfinden“, sagt Peter Grotmann. „Ich hoffe, dass sich schnell jemand für meine alte Stelle findet, denn gerade an so wichtigen Orten wie dem Klinikum müssen wir präsent bleiben und strategisch mehr auf die Menschen zugehen“, sagt Constanze Dette-Habscheid.
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Um den Gläubigen die Neuerungen vorzustellen, lädt die neue Leitung am 27. Oktober zu einem Gottesdienst ein, in dessen Rahmen die Pastorale Koordinatorin vorgestellt und anschließend der Pastorale Raum eingeweiht wird.