Siegen. Siegen braucht mehr Platz an Schulen - den zu schaffen, kostet viele Millionen Euro. Die Alternative wäre, Kinder aus anderen Städten abzuweisen.

Im äußersten Fall müssen Kinder aus Rheinland-Pfalz abgewiesen werden. Sie haben keinen Anspruch darauf, in Nordrhein-Westfalen zur Schule gehen zu können - und in Siegen sind die Gesamtschulen voll. „Siegens Vierte“, die neue Gesamtschule am Rosterberg ist noch gar nicht lange in Betrieb und dennoch wird es absehbar schon wieder eng an der Schulform. Jedenfalls angesichts der aktuellen Schülerzahlprognose - die bestehenden Kapazitäten könnten absehbar nicht mehr ausreichen. In Siegen müssen künftig wohl mehr Kinder beschult werden - plus 1100 in fünf Jahren.

+++ Immer auf dem Laufenden mit WhatsApp: Hier geht‘s zum Kanal der Lokalredaktion Siegen +++

Weiterführende Schulen Siegen: Große Nachfrage nach Gesamt- und gar keine nach Hauptschulen

Über insgesamt 18 Züge verfügen die Gesamtschulen Eiserfeld, Schießberg (Geisweid), Bertha-von-Suttner und Rosterberg und angesichts der Prognose, die die Verwaltung nun dem Schulausschuss vorgelegt hat, müssen voraussichtlich weitere Plätze geschaffen werden. Oder eben: Kinder abweisen. 3148 Kinder und Jugendliche besuchen derzeit die Gesamtschulen, bis zum Schuljahr 2028/29 wird erwartet, dass diese Zahl auf knapp 4000 steigen wird. Während die drei „alten“ Schulen ungefähr gleichbleibende Zahlen aufweisen, kommt der Aufwuchs kommt vor allem daher, dass die neue Gesamtschule am Rosterberg jedes Jahr einen weiteren Jahrgang aufnimmt und somit sukzessive „vollläuft“. Die vierte Gesamtschule war genau deshalb gegründet worden: Diese Schulform wird von den Anmeldezahlen her mit Abstand am stärksten nachgefragt. Allerdings weist die Verwaltung auch darauf hin, dass die Steigerung wohl nicht ganz so drastisch ausfallen werde, da für die neue Gesamtschule Erfahrungswerte aus der Vergangenheit fehlen und daher die übliche Berechnungsmethode nicht greife. Das Interesse der Eltern an dieser neuen Schule war zunächst eher mäßig ausgefallen.

Die ehemalige Realschule am Häusling soll als neuer Standort der Spandauer Schule umgebaut werden.
Die ehemalige Realschule am Häusling soll als neuer Standort der Spandauer Schule umgebaut werden. © WP | Hendrik Schulz

Ähnliches wie bei den Gesamtschulen könnte auch bei den Gymnasien erforderlich werden. Die festgelegten zehn Züge, also parallele Eingangsklassen, werden demnach voraussichtlich ausreichen - für Schülerinnen und Schüler aus Siegen. Möglicherweise, heißt es weiter, müssen aber auch hier Kinder ausgeschlossen werden, in deren Heimatkommunen es eigene Gymnasien gibt. Aktuell besuchen 2234 Kinder und Jugendliche die Gymnasien am Löhrtor, Auf der Morgenröthe, Peter-Paul-Rubens und Fürst-Johann-Moritz, bis 2028/29 dürfte ihre Zahl auf 2654 steigen - trotz des auslaufenden PPR. Die Schulverwaltung erwartet, dass das größte Siegener Gymnasium das am Löhrtor ist: In fünf Jahren mit 1010 Schülerinnen und Schülern , gefolgt vom FJM mit 827.

„Eine Erweiterung der Grundschulkapazitäten im Siegener Süden ist anzuraten und sollte weiter geprüft werden.“

Verwaltungsvorlage
Die Albert-Schweitzer-Schule in Siegen-Geisweid braucht eine dauerhafte Alternative.
Die Albert-Schweitzer-Schule in Siegen-Geisweid braucht eine dauerhafte Alternative. © Jürgen Schade | Jürgen Schade

Die Stadt geht weiter davon aus, dass an der Achenbacher Hauptschule auch künftig keine neuen 5. Klassen mehr gebildet werden können - fürs aktuelle Schuljahr wurden nur drei Kinder angemeldet. Und auch die Realschule auf der Morgenröthe liege mit voraussichtlich 47 Anmeldungen unterhalb der vorgeschriebenen Mindestgröße. Die Realschule am Oberen Schloss darf erstmal weitermachen.

Die Siegener Grundschulen: Die Zahl der Kinder steigt

Auch an den Grundschulen besteht, mit unterschiedlicher lokaler Ausprägung, Bedarf. 3571 Kinder sind es heute, im Schuljahr 2028/29 werden es laut Prognose 3968 sein. „Der Anstieg erstreckt sich auf alle drei Planungsbereiche“, so die Schulverwaltung - Nord, Mitte, Süd -; die höchste Steigerung gebe es demnach mit einem Plus von 15 Prozent (234 Kinder) in Siegen-Mitte. Auffällig, heißt es weiter, sei die Abweichung an der Albert-Schweitzer-Schule in Geisweid: Erwartet wurden hier laut Prognose fürs laufende Schuljahr 87 Schulanfänger, für die erste Klasse angemeldet wurden 104 (vier Klassen). An der Geisweider Schule wurden 45 Kinder erwartet, faktisch 56 angemeldet (zwei Klassen). An der Jung-Stilling-Schule sollten es 86 Erstklässler, es wurden 96 (vier Klassen).

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

Die vierzügige Albert-Schweitzer-Schule braucht eine dauerhafte Alternative und das zeitnah, warnt die Verwaltung. Derzeit wird ein Containerbau als Übergangslösung genutzt. Geplant ist ein millionenschwerer Neubau - wenn der kommt, gäbe es ausreichend Schulplätze im Planungsbereich Siegen-Nord. Auch im Bereich Mitte ist das der Fall - wenn die ehemalige Realschule am Häusling zu einem dreizügigen Standort der Spandauer Schule umgebaut wird, was ebenfalls enorme Kosten verschlingen wird. „Eine Erweiterung der Grundschulkapazitäten im Siegener Süden ist anzuraten und sollte weiter geprüft werden“, heißt es.