Siegen. Mit einem Messer soll eine Frau sechs Menschen in Siegen verletzt haben. Drei junge Mütter stoppten die Verdächtige. Wir berichten im Liveticker.

Messerangriff in Siegener Bus: Sechs Verletzte, Motiv unklar

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    • Eine 32-jährige Frau soll sechs Menschen in einem Bus in Siegen bei einem Messerangriff zum Teil schwer verletzt haben
    • Stadt Siegen entscheidet: 800-Jahr-Fest wird wie geplant weitergehen
    • NRW-Innenminister Reul kündigt in Siegen mögliche Taschenkontrollen bei Veranstaltungen an
    • Alle Verletzten sind mittlerweile außer Lebensgefahr

    Eine 32-jährige Frau soll in einem Linienbus in Siegen-Eiserfeld am Freitagabend (30. August) mit einem Messer auf Fahrgäste losgegangen sein. Mehrere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Gegen die 32 Jahre alte mutmaßliche Täterin wird wegen eines versuchten Tötungsdeliktes ermittelt. Die Tatverdächtige sitzt in Untersuchungshaft. Wir informieren in einem Live-Ticker.

    Alle Opfer der Messerattacke in Siegen außer Lebensgefahr

    16.15 Uhr: Wie die Polizei am Sonntagnachmittag mitteilte, sind inzwischen alle Verletzten der Messerattacke vom Freitag außer Lebensgefahr. Die drei schwerverletzten Männer im Alter von 19, 21 und 23 Jahren würden sich aber weiter im Krankenhaus befinden, sagte ein Polizeisprecher der WP. Die Leichtverletzten hätten inzwischen das Hospital verlassen.

    16.08 Uhr: Die Leitung der Ermittlungen zu der Messerattacke übernimmt die Polizei Hagen (Mordkommission). Nach der Attacke am Freitagabend hatte die Polizei Dortmund die Einsatzführung übernommen, weil zunächst der Verdacht auf eine Amoktat bestand und dafür die Behörde in Dortmund zuständig gewesen wäre. Inzwischen wurde der Fall „runtergestuft“ und nach Hagen übergeben. Gegen die 32 Jahre alte mutmaßliche Täterin wird wegen eines versuchten Tötungsdeliktes ermittelt. Die Tatverdächtige sitzt in Untersuchungshaft.

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    Stadtfest Siegen war besonders friedlich

    16.06 Uhr: Nicht nur nach Beobachtung von Bürgermeister Steffen Mues ist das Siegener Stadtfest in diesem Jahr nach dem blutigen Messerangriff besonders friedlich ausgefallen. Es gab demnach so gut wie kein Einsatzgeschehen. Das liege sicher an dem Eindruck der Tat - aber auch an der erhöhten Präsenz der Sicherheitsbehörden, die die Konzepte nochmals nachgeschärft hatten. Die Stadt war vor allem abends brechend voll - „und die Stimmung gelöst und ausgelassen“, freut sich der Verwaltungschef. Das Stadtfest selbst sei im Grunde stressfreier abgelaufen als ein normales Wochenende in der Innenstadt.  

    Gregor Häbele auf der Bühne am Rathaus Oberstadt beim Siegener Stadtfest.
    Gregor Häbele auf der Bühne am Rathaus Oberstadt beim Siegener Stadtfest. © WP | Hendrik Schulz

    7.30 Uhr: Zum Gesundheitszustand der beiden jungen Männer (19 und 21 Jahre), die bei der Messerattacke in einem Bus am Freitagabend in Siegen-Eiserfeld lebensgefährlich verletzt worden waren, gibt es am Sonntagmorgen keine neuen Informationen. Das sagte die Polizei in Siegen auf Anfrage. Das Stadtfest in Siegen sei am Samstag ohne Zwischenfälle verlaufen: „Es war eine normale Samstagnacht“, so die Polizei. Der Bus, in dem eine 32-Jährige am Freitagabend sechs Menschen mit einem Messer zum Teil lebensgefährlich verletzt hatte, hatte Besucher zu dem dreitägigen Stadtfest bringen wollen.

    18.09 Uhr: Nach der Messerattacke in einem Bus in Siegen-Eiserfeld schweben noch zwei junge Männer (19 und 21 Jahre) in Lebensgefahr. Das haben am Samstagabend die Polizei Dortmund und die Staatsanwaltschaft Siegen mitgeteilt. Gegen die 32-jährige Tatverdächtige, die in dem Bus auf Menschen eingestochen haben soll, hat das Amtsgericht Siegen demnach Untersuchungshaft wegen des Verdachts auf ein versuchtes Tötungsdelikt erlassen. Die Frau war am Nachmittag einem Richter vorgeführt worden. Nach Informationen der Westfalenpost ist die 32-Jährige im Kreis Olpe gemeldet, sie soll sich aber auch öfter in und um Siegen aufgehalten haben - offensichtlich ist sie also nicht extra für die Tat nach Siegen gereist.

    Ein 23-jähriger Geschädigter ist nach den Angaben der Ermittler außer Lebensgefahr, verbleibt aber noch im Krankenhaus: „Der Zustand der beiden anderen Männer (19 und 21 Jahre alt) muss noch immer als lebensbedrohlich bezeichnet werden“, heißt es in der Erklärung. Drei weitere Verletzte waren nach ambulanter Behandlung bereits am Vortag entlassen worden. Und es wird von Polizei und Staatsanwaltschaft noch einmal darauf hingewiesen: „Die bisherigen Ermittlungen haben weiterhin keine Hinweise auf ein politisches oder religiöses Tatmotiv ergeben.“

    16.30 Uhr: Am Samstagmittag, als NRW-Innenminister Herbert Reul in am Gottesdienst teilnahm, herrschte noch überschaubarer Betrieb in der Siegener Innenstadt. Viele Stände und Bühnen wurden noch für den zweiten Tag des Stadtfestes präpariert. Am Nachmittag und frühen Abend hat sich die Innenstadt mit Menschen gefüllt, an den Bühnen an der Siegbrücke oder an Kochs Ecke spielen Musikbands. Polizisten patrouillieren in Vierergruppen durch die Innenstadt, dazu sind Security-Mitarbeiter im Einsatz. 

    Bastian und Malte, beide 33 Jahre alt, leben in Köln, sind zum Stadtfest in ihrer Heimatstadt angereist. Sie finden den Vorfall vom Freitagabend „schockierend“, vor allem für die Opfer und deren Angehörige. „Es ist eine Tragödie, dass wieder Leute abgestochen wurden“, erklärt Bastian, der gleichzeitig aber auch sagt, dass derzeit sehr viel über Messerattacken berichtet und das Thema teils „aufgebauscht“ werde. Sie wollen sich trotz der Vorkommnisse den Spaß nicht verderben lassen. „Es ist wichtig, sich gerade in solchen Zeiten nicht die Freiheit nehmen zu lassen, auf das Stadtfest zu gehen“, sagen sie. 100-prozentige Sicherheit gebe es nicht, sagt Malte, „das muss man akzeptieren“. Man müsse „weiterhin vor die Tür gehen“, am Leben teilnehmen, auch wenn man sich „ein bisschen komisch“ fühle.

    Samstagnachmittag beim Stadtfest in Siegen: Besucher stehen in der Innenstadt vor einer Bühne. Das Stadtfest wurde nach einem Messerangriff in einem Bus mit mehreren Verletzten am Freitagabend nicht abgesagt.
    Samstagnachmittag beim Stadtfest in Siegen: Besucher stehen in der Innenstadt vor einer Bühne. Das Stadtfest wurde nach einem Messerangriff in einem Bus mit mehreren Verletzten am Freitagabend nicht abgesagt. © DPA Images | Thomas Frey

    Stefan Garbe ist mit seiner Frau und Freunden unterwegs. Nach dem Vorfall vom Freitag hätten sie „lange überlegt“, ob sie zum Stadtfest gehen. Doch wären sie zu Hause geblieben, „dann würde man denen, die ausrasten, die Bühne überlassen“, sagt der 74-Jährige. Er bekennt, dass die Messerattacken der vergangenen Tage und Wochen „was mit einem machen“, etwas auslösen. Auch weiß er, dass es keine 100-prozentige Sicherheit gibt. „Aber wir wollen uns nicht einschränken lassen“, sagt Stefan Garbe, während eine Freundin versichert: „Ich habe keine Angst.“ 

    Ira, 40, aus Burbach, flaniert mit Tochter (17) und Sohn (14) über das Stadtfest. „Man hat schon ein komisches Gefühl“, sagt die Mutter. Zwar seien Polizei und Sicherheitsdienst präsent, aber die Ereignisse der vergangenen Tage und Wochen haben sie verunsichert. In Siegen gebe es jede Woche irgendeinen Vorfall. Bevor es heute dunkel werde, wollen sie das Stadtfest verlassen und nach Hause fahren. „Nachher sind hier die Besoffenen“, sagt Ira, „alleine mit meinen Kindern ist mir das zu unsicher hier“. Sie findet, dass Verbote - etwa von weiteren Messern - oder Taschenkontrollen am Eingang zu Volksfesten, wie sie Innenminister Herbert Reul prüfen lassen will - nichts bringen. Stattdessen müssten „härtere Strafen“ her, „die fehlen“.

    Reul will generelle Taschenkontrollen bei Veranstaltungen prüfen lassen

    15.43 Uhr: Nach dem Messerangriff in Siegen will NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) mehr Sicherheitsmaßnahmen bei Veranstaltungen prüfen. „Ich lasse gerade prüfen, ob wir nicht in Kürze bei großen Festen Taschenkontrollen durchführen“. Die Einführung einer solchen Maßnahme müsse zunächst rechtlich geprüft werden, „dann muss man überlegen, wie man es macht.“ Eine solche Maßnahme wäre „ein ganz starker Eingriff, den müssen die Leute mittragen, dass wir sagen: ‚Wir gucken Euch in die Taschen.‘“ Er wolle nicht auf jedem Fest Taschenkontrollen, doch es gebe „zwischen pauschal und gezielt noch mehr“. 

    +++ Lesen Sie dazu ausführlich: Nach Messerangriff: Reul prüft Taschenkontrollen auf Festen

    Herbert Reul (CDU, vorne), Innenminister von Nordrhein-Westfalen, besucht das Polizeipräsidium.
    Herbert Reul (CDU, vorne), Innenminister von Nordrhein-Westfalen, besucht das Polizeipräsidium. © DPA Images | Thomas Frey

    14.48 Uhr: NRW-Innenminister Herbert Reul, der sich fast eine Stunde lang von den Ermittlern in einem Konferenzraum im ersten Stock der Kreispolizeibehörde in Siegen-Weidenau informieren ließ, stellte sich im Anschluss den Fragen der Presse.

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    Der Innenminister, der binnen einer Woche zum zweiten Mal nach einer Messerattacke rund um ein Stadtfest (erst Solingen, nun Siegen) den jeweiligen Tatort besuchte, sagte, dass es ihm „nicht gut“ gehe, „aber auf der anderen Seite: Wenn es hier gutgeht, werden wir keinen Toten zu beklagen haben“. Einer der drei Schwerverletzten sei „über den Berg“, einer „kämpft noch richtig“, bei dem dritten „weiß man noch nicht so genau“, so der CDU-Politiker.

    Reul nannte den Vorfall von Siegen „einfach fürchterlich“ und betonte: „Wir müssen wahnsinnig aufpassen in der Politik, dass dieses aufgeregte direkte Reagieren und dieses Wir-haben-die-Lösung-für-alles, dass das endlich mal aufhört. Denn spätestens seit gestern Abend weiß jeder, dass das, was hier in Siegen passiert ist, nichts mit Solingen zu tun hat. Null. Es waren beide Male Messer, aber es ist ein Riesenunterschied, ob da ein Terrorist unterwegs ist oder eine deutsche Frau, die psychische Probleme hat, wahllos auf Menschen einsticht. Deshalb wird die Polizei auch ganz anders arbeiten müssen. Wer soll ahnen, dass irgendjemand in den Bus einsteigt, der nicht ganz gesund ist und in seiner Tasche Messer, Schraubenzieher und anderes dabei hat.“

    Herbert Reul (CDU, 2.v.r), Innenminister von Nordrhein-Westfalen, besucht das Polizeipräsidium in Siegen.
    Herbert Reul (CDU, 2.v.r), Innenminister von Nordrhein-Westfalen, besucht das Polizeipräsidium in Siegen. © DPA Images | Thomas Frey

    Angreiferin hatte in einem Jutesack Schraubenzieher und „weitere Messer“ dabei

    14.16 Uhr: Es gibt aktuelle Informationen zum Gesundheitszustand der verletzten Opfer. Landrat Andreas Müller sagt der Westfalenpost, dass es für zwei der Schwerverletzten eine „sehr gute Prognose“ gebe, eine dritte schwerverletzte Person sei hingegen „noch nicht stabil“. Er habe aber „große Hoffnung“, dass die Messerattacke vom Freitag  ohne tödliche Folgen bleibe. 

    Müller bestätigt, dass nach den bisherigen Ermittlungsergebnissen „drei bis vier Personen“ im Bus die mutmaßliche Angreiferin „von weiteren Taten abgehalten“ hätten. Die Tatverdächtige sei nach dem Eintreffen der Polizei am Tatort „widerstandslos festgenommen“ worden. Die Tatwaffe sei gesichert worden, dabei handele es sich um ein verbotenes Einhandmesser. Zudem habe die Angreiferin in einem Jutesack einen Schraubenzieher und „weitere Messer“ mit sich geführt. 

    NRW-Innenminister Reul besucht Kreispolizeibehörde

    12.39 Uhr: NRW-Innenminister Reul ist an der Kreispolizeibehörde in Siegen-Weidenau angekommen, begleitet von Landrat Müller. Reul lässt sich von den Ermittlern auf den aktuellen Stand bringen. Da er heute seinen 72. Geburtstag feiert, wird ihm ein Kuchen („Happy Birthday“) überreicht.

    NRW-Innenminister Herbert Reul lässt sich im Fall der Messerattacke in einem Bus von den Ermittlern auf Stand bringen.
    NRW-Innenminister Herbert Reul lässt sich im Fall der Messerattacke in einem Bus von den Ermittlern auf Stand bringen. © Jan Reinold

    Wüst: Schnelle Ermittlungen nach Messerangriff in Siegen

    12.39 Uhr: Nach dem Messerangriff in Siegen hat NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) schnelle Aufklärung gefordert. „Es ist wichtig, dass die Hintergründe, die zu dem Angriff führten, jetzt schnell ermittelt werden“, sagt Wüst in einem Statement. Wüst zeigt sich auf X (ehemals Twitter) betroffen: „Eine Woche nach dem Terroranschlag von Solingen wecken die Ereignisse in Siegen schlimmste Erinnerungen. Junge Menschen werden unvermittelt zu Opfern. Ich wünsche ihnen schnelle Genesung & danke den mutigen Fahrgästen, die durch ihr Einschreiten Schlimmeres verhindert haben.“

    12.24 Uhr: „Wir sind entsetzt und fassungslos“, sagt der Siegener Bürgermeister Steffen Mues in seiner Eröffnungsrede. Man habe alles getan, um in Siegen ein sicheres Stadtfest feiern zu können. Vielleicht müsse man nochmal deutlicher sagen, was hier passiert ist: Es sei eine deutsche Frau gewesen, die die Menschen angegriffen hat. „Die Heldinnen waren drei Frauen mit Migrationshintergrund, die Schlimmeres verhindert haben“. Eine von ihnen sei unter den Verletzten.

    +++ Lesen Sie dazu ausführlich: Messerangriff in Siegen: „Die Heldinnen waren drei Frauen“ +++

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    12.18 Uhr:  Offenbar hat die besonnene Reaktion des Fahrers vielen Fahrgästen die Flucht ermöglicht. „Der Fahrer ist ein sehr erfahrener Kollege, der seit Jahren für uns tätig ist“, erklärt Stephan Boch, Sprecher der Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS), die den Busverkehr in Siegen-Wittgenstein organisieren. Diese Erfahrung habe wohl auch dazu beigetragen, dass er geistesgegenwärtig reagiert und die Türen geöffnet habe, nachdem die Messerattacke stattfand: „So gab es wohl für viele Fahrgäste eine schnelle Fluchtmöglichkeit.“

    +++ Lesen Sie dazu ausführlich: „Messerangriff Siegen: Busfahrer reagierte geistesgegenwärtig“ +++

    11.27 Uhr: Peter-Thomas Stuberg, Superintendent des Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein, erklärt im ökumenischen Gottesdienst, dass man angesichts des Messerangriffs nicht zur Tagesordnung übergehen wolle. Er spricht ein Gebet für die Verletzten des Messerangriffs. Die Prognosen für die Schwerstverletzten seien laut Stuberg gut. Er erwähnt auch die Menschen, die im Bus eingegriffen hätten, um Schlimmeres zu verhindern. „Wir feiern bewusst. Dennoch!“

    NRW-Innenminister Reul nimmt gemeinsam mit Landrat Andreas Müller (links) und Bürgermeister Steffen Mues (rechts) am Gottesdienst in Siegen teil.
    NRW-Innenminister Reul nimmt gemeinsam mit Landrat Andreas Müller (links) und Bürgermeister Steffen Mues (rechts) am Gottesdienst in Siegen teil. © Claudia Irle-Utsch

    11.02 Uhr: NRW-Innenminister Herbert Reul (hat heute Geburtstag) nimmt am ökumenischen Gottesdienst teil und wird später das Gespräch mit den Einsatzkräften suchen. Zahlreiche Menschen sind auf den Platz des Unteren Schlosses gekommen.

    Angesichts eines deutlichen Anstiegs der Messergewalt in NRW und unter dem Eindruck der Bluttat von Solingen will Reul den Kontrolldruck insbesondere auf junge Männer massiv erhöhen. 2023 war die Zahl der Straftaten mit Messern drastisch gestiegen. Laut Statistik gab es in NRW allein im vergangenen Jahr 6221 Straftaten mit Messern und sonstigen Stichwaffen, also rund 17 pro Tag.

    Zahlreiche Menschen sind zum ökumenischen Gottesdienst auf dem Platz des Unteren Schlosses gekommen.
    Zahlreiche Menschen sind zum ökumenischen Gottesdienst auf dem Platz des Unteren Schlosses gekommen. © Claudia Irle-Utsch

    10.46 Uhr: Nach dem Messerangriff hat sich Ersthelfer Michael Bertelmann um die teils noch sehr jungen Augenzeugen der Tat gekümmert. „Ich kam von der Chorprobe in Eiserfeld und wollte nach Hause“, erinnert er sich. „Gleich hinter dem Ortsausgang sah ich links jemanden an der Leitplanke liegen, blutüberströmt. Ein paar Meter weiter stand der Bus. Erst dachte ich an einen Unfall, sah aber weder Unfallteilnehmer noch kaputte Fahrzeuge. Hinter dem Bus sah ich weitere blutüberströmte Menschen. Und panische Insassen. Das war um 19.45 Uhr. Fünf Minuten später kam die Polizei.“

    Nach dem Messerangriff hat sich Ersthelfer Michael Bertelmann um die teils noch sehr jungen Augenzeugen der Tat gekümmert.
    Nach dem Messerangriff hat sich Ersthelfer Michael Bertelmann um die teils noch sehr jungen Augenzeugen der Tat gekümmert. © Privat

    Er habe sich um eine Gruppe junger Mädchen gekümmert. „Sie waren sehr panisch. Haben hysterisch geschrien und geweint. Sie wollten zum Siegener Stadtfest und waren jetzt voller Angst. Ich habe versucht, sie zu beruhigen und in dem Bereich zu halten. Sie wollten eigentlich einfach nur weg. Noch lief ja auch die tatverdächtige Person frei herum.“

    +++ Lesen Sie dazu ausführlich: Ersthelfer in Siegen: „Sie haben geschrien und geweint“ +++

    10.17 Uhr: Am Morgen nach der Messerattacke in einem Bus in Siegen-Eiserfeld hat die Polizei keine neuen Informationen zum aktuellen Gesundheitszustand der drei Verletzten, bei denen am Freitagabend von einer lebensgefährlichen Situation ausgegangen wurde. Da es sich bei dem Bus um ein Zusatz-Angebot für das Stadtgebiet in Siegen handelte, gehen die Ermittler davon aus, dass alle Verletzten die 800-Jahr-Feier auch als Ziel hatten.

    Zu der 32-Jährigen, die als dringend Tatverdächtige gilt, gibt es bislang keine weitere gesicherten Informationen. Berichte, wonach die Frau der Polizei bekannt ist und Drogen konsumiert habe, wollte Polizeisprecher Niklas Zankowski am Samstagmorgen nicht bestätigen. Unklar ist auch noch, wie die Frau festgenommen wurde - beziehungsweise, was zwischen den Messerstichen und dem Eintreffen der Polizei geschehen ist: „Das ist Gegenstand der Ermittlungen, hierzu laufen auch noch weitere Zeugenbefragungen“, so Niklas Zankowski.

    Die Polizei verfolgt auch aufmerksam Spekulationen im Internet beziehungsweise in Sozialen Medien. Obwohl die Behörden am Freitag schnell mitgeteilt hatten, dass es sich bei der Tatverdächtigen um eine 32-jährige Deutsche handelt und ein terroristischer Hintergrund nicht zu erkennen sei, wurde wieder in diese Richtung spekuliert. Am Samstagmorgen stellte die Polizei bei X (früher Twitter) klar: „Wir möchten an dieser Stelle ganz deutlich klarstellen: Bei der 32-jährigen Tatverdächtigen handelt es sich um eine Frau mit deutscher Staatsangehörigkeit und ohne Migrationshintergrund. Bitte unterlassen Sie die Spekulationen und Anfeindungen in jegliche Richtung!“

    Im Gespräch mit der Westfalenpost fügte Polizeisprecher Niklas Zankowski hinzu: „Ich sage auch ganz klar: Wenn wir in diesem Zusammenhang strafrechtlich relevante Beiträge sehen, werden wir diese sichern, prüfen und auch verfolgen.“

    2.51 Uhr: In einer gemeinsamen Pressemeldung teilen Staatsanwaltschaft Siegen und Polizei Dortmund mit, dass bei der Tat sechs Personen verletzt wurden. Damit haben die Behörden die Zahl der Verletzten nach oben korrigiert. Alle verletzten Personen stammen aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein. Die Verletzten sind zwischen 16 und 30 Jahre alt. Drei der verletzten Personen haben nach ambulanter Behandlung das Krankenhaus bereits wieder verlassen können. Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei sowie Notfallseelsorger haben in der Nacht 36 Insassen des Busses sowie weitere Angehörige in der Siegerlandhalle betreut. Es liegen nach Angaben der Ermittler derzeit keine Hinweise auf ein politisches oder religiöses Tatmotiv vor. Die Ermittlungen dauern an.

    Stadt Siegen entscheidet: 800-Jahr-Fest wird wie geplant weitergehen

    23.48 Uhr: Die Stadt Siegen hat entschieden, dass das Stadtfest wie geplant fortgesetzt wird. Das teilte die Verwaltung mit. Bürgermeister Steffen Mues habe vor Ort mit den Augenzeuginnen und -zeugen gesprochen und den Ersthelfern, den Einsatzkräften sowie den Notfallseelsorgern gedankt. „Diese Tat hat bei uns allen absolute Fassungslosigkeit ausgelöst. Die offenbar verwirrte Einzeltäterin hat unfassbares Leid über völlig unbeteiligte Menschen gebracht, die in dem Bus unterwegs waren.“ Die Veranstalter stützen ihre Entscheidung, das Stadtfest fortzusetzen, demnach auf die polizeilichen Erkenntnisse der Lage. Das Stadtfest soll wie geplant um 11 Uhr mit dem ökumenischen Gottesdienst auf dem Platz des Unteren Schlosses beginnen.

    Siegens Bürgermeister Steffen Mues.

    „Die offenbar verwirrte Einzeltäterin hat unfassbares Leid über völlig unbeteiligte Menschen gebracht, die in dem Bus unterwegs waren“

    Steffen Mues

    Eigentlich sollte das Wochenende in Siegen ganz im Zeichen des Jubiläums zum 800-jährigen Bestehen der Stadt stehen. Von Freitag bis Sonntag wird dies mit Konzerten, Veranstaltungen und einem verkaufsoffenen Sonntag gefeiert. Bürgermeister Steffen Mues hatte noch bei seiner Eröffnungsrede Bezug genommen auf den terroristischen Anschlag beim Stadtfest in Solingen mit drei Toten genau eine Woche zuvor. Er sprach von einem „abscheulichen Verbrechen“, sprach den Angehörigen der Toten, den Verletzten und allen Betroffenen sein Mitgefühl aus. Der Bürgermeister machte aber auch deutlich, dass man bewusst das Stadtfest feiere, damit die Terroristen ihr Ziel nicht erreichten. Für diese Haltung habe er im Vorfeld auch viel Zuspruch bekommen. Die Sicherheit hatte man gleichwohl im Blick, so gilt für das gesamte Stadtfest-Areal ein Messerverbot.

    Wenig später nach der Eröffnung wurde Bürgermeister Steffen Mues dann mit der blutigen Messerattacke in dem Bus nur wenige Kilometer von dem Stadtfest entfernt konfrontiert.

    Busfahrer hat geistesgegenwärtig reagiert und die Türen geöffnet

    23.40 Uhr: Betroffen von der Tat am Freitagabend zeigt sich auch Stephan Boch, Sprecher der Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS), die den Busverkehr in Siegen-Wittgenstein organisiert. Der betroffene Bus sei ein Sonderbus (S5) gewesen, den man zwischen Neunkirchen und Siegen extra für das große Stadtfest eingesetzt habe. „Mit rund 40 Insassen war er zum Tatzeitpunkt wohl auch recht voll besetzt“, sagte Boch in der Nacht im Gespräch mit der Westfalenpost.

    „Der Fahrer ist ein sehr erfahrener Kollege, der seit Jahren für uns tätig ist“, so Boch. Diese Erfahrung habe wohl auch dazu beigetragen, dass er geistesgegenwärtig reagiert und die Türen geöffnet habe, nachdem die Messerattacke stattfand: „So gab es wohl für viele Fahrgäste eine schnelle Fluchtmöglichkeit.“

    Ein Großaufgebot an Polizei und Rettungskräften ist am Freitagabend am Tatort in Siegen-Eiserfeld präsent.
    Ein Großaufgebot an Polizei und Rettungskräften ist am Freitagabend am Tatort in Siegen-Eiserfeld präsent. © IMAGO/Rene Traut | IMAGO/Rene Traut

    Trotz der blutigen Attacke halte man den Busverkehr rund um Siegen aufrecht, der Tatort sei zwar abgesperrt, sonst würden aber alle Linien bedient: „Insbesondere alle Shuttlebusse rund um das Stadtfest fahren, sodass alle Gäste nach Hause kommen.“ Nun hoffe er, so Boch, dass sich der Zustand der schwer verletzten Fahrgäste schnell bessere. Mit Gewalt in Bussen habe die VWS selten zu tun, so der Unternehmenssprecher: „Wir stellen zwar fest, dass die Aggression auch bei uns in Siegen-Wittenstein zunimmt, aber meist ist es verbale Gewalt gegen unsere Busfahrer. „Ich bin seit fünf Jahren im Unternehmen. Ein Fall, bei dem ein Messer zum Einsatz kam, ist mir nicht bekannt.“

    23.21 Uhr: Der Bus befand sich auf dem Weg zum Siegener Stadtfest, als die Frau gegen 19.40 Uhr Fahrgäste mit einem Messer attackierte. Menschen seien teils blutüberströmt aus dem Bus gerannt, berichten Augenzeugen gegenüber der „Siegener Zeitung“. Ereignet hat sich das Ganze auf der Freiengründer Straße etwa 100 Meter vor dem Ortseingang des Siegener Stadtteils Eiserfeld in einer Kurve.

    23.02 Uhr: Bei der festgenommenen Frau handelt es sich nach Angaben der Polizei um eine 32-jährige deutsche Staatsangehörige. Die Insassen des Busses werden von Polizei, Feuerwehr und Notfallseelsorge betreut.

    In Siegen-Eiserfeld ist es am Freitagabend (30. August) zu einem Messerangriff in einem Linienbus gekommen. Eine Frau hat Fahrgäste attackiert.
    In Siegen-Eiserfeld ist es am Freitagabend (30. August) zu einem Messerangriff in einem Linienbus gekommen. Eine Frau hat Fahrgäste attackiert. © Jürgen Schade | Jürgen Schade

    21.55 Uhr Einige Medien berichten, die Täterin sei psychisch krank und hätte unter Drogen gestanden und dann wahllos auf ihre Opfer eingestochen. Sie sei der Polizei wegen verschiedener Betäubungsmittel-Delikten schon bekannt. Dazu machte die Polizei am Abend keine Angaben. Die Polizei Dortmund hat die Ermittlungen übernommen. Der Tatort in Siegen-Eiserfeld ist abgesperrt, die Polizei sichert Spuren und befragt Zeugen.

    Landrat Andreas Müller (SPD), der in seinem Amt auch Chef der Kreispolizeibehörde ist, kam am Abend zum Tatort, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Die Tat hatte ihn sichtlich erschüttert. Gegenüber unserem Reporter sagte Müller: „Das darf doch alles nicht wahr sein.“

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    21.25 Uhr: Die Dortmunder Polizei hat die Ermittlungen übernommen und leitet den Einsatz. Die Ermittler können erste Angaben zum Tathergang und Tatverdächtigen machen. Demnach hatte eine Frau am Freitagabend (30. August) gegen 19.40 Uhr in Siegen-Eiserfeld auf der Freiengründer Straße in einem Bus fünf Personen mit einem Messer verletzt. Drei Personen wurden lebensgefährlich, eine Person schwer und eine Person leicht verletzt. Zur Tatzeit hatten sich demnach mindestens 40 weitere Fahrgäste in dem Bus aufgehalten. Der Bus war auf dem Weg zum Stadtfest in Siegen. Die Polizei konnte eine 32-jährige Frau als Tatverdächtige festnehmen. Der Tatortbereich ist abgesperrt, die Polizei sichert Spuren und befragt Zeugen. Die Polizei betont: „Es besteht aktuell keine weitere Gefahr.“ Weiter bittet die Polizei die Bürgerinnen und Bürger darum, in sozialen Netzwerken oder auf anderen Kanälen keine Falschmeldungen zu verbreiten, insbesondere keinen Bezug zu einem Terroranschlag herzustellen. „Der Polizei liegen dazu keine Erkenntnisse vor.“

    20.35 Uhr: Großeinsatz in Siegen: In einem Bus kam es offenbar zu einem Messerangriff mit mehreren Verletzten.

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