Siegen. Bei der Messerattacke in einem Bus haben unter anderem drei junge Mütter mit ihrem beherzten Eingreifen die Täterin gestoppt.
Drei junge Frauen sind wohl die Heldinnen des Stadtfest-Wochenendes: Sie haben ihre Kinder verteidigt, haben sich ohne zu Zögern auf die Messer-Angreiferin im Bus nach Siegen geworfen. Offiziell bestätigt ist das noch nicht, die Zeugenbefragungen laufen - aber Siegens Bürgermeister Steffen Mues hat noch am Freitagabend mit zwei der Frauen gesprochen. Die dritte wurde im Krankenhaus behandelt.
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Der Bürgermeister besuchte am Freitagabend die Siegerlandhalle, sprach mit den Menschen, die dort von Notfallseelsorgern betreut wurden. Und viele bestätigten dort die Geschichte der drei Mütter mit Migrationshintergrund, erzählt Mues. „Sie waren sehr aufgewühlt“. Sie hatten ihre kleinen Kinder dabei, erzählt der Bürgermeister, eine von ihnen war im Krankenhaus. Gleichzeitig hätten sie sehr glaubhaft geschildert, was passiert sei.
Demnach waren sie sehr nah dran an der Täterin, als diese zustach, saßen direkt dahinter oder daneben. Und hätten sofort eingegriffen: Sie stürzten sich auf die 32-Jährige, hielten sie fest, entwanden ihr das Messer. Eine von ihnen wurde demnach nicht unerheblich verletzt. Die Frau hat das Krankenhaus inzwischen aber nach Mues‘ Kenntnisstand wieder verlassen. Die 32-jährige Täterin ist nach Informationen der Westfalenpost im Kreis Olpe gemeldet, sie soll sich aber auch öfter in und um Siegen aufgehalten haben - offensichtlich ist sie also nicht extra für die Tat nach Siegen gereist.
Mues: „Diese Frauen haben Leben gerettet“
„Das war genau das Gegenteil von Solingen“, sagt Steffen Mues, der den Frauen seine höchste Anerkennung und Dankbarkeit ausdrückt: „Diese Frauen haben Leben gerettet.“ Und sie seien ein sehr wichtiger Teil dieser Geschichte - denn das sei zunächst deren offene Stelle gewesen. Berichtet wurde von dem Angriff - und dann wieder von einer Angreiferin, die sich widerstandslos habe festnehmen lassen. Diese Lücke sei nun geschlossen. „Sehr beeindruckend“ findet Siegens Bürgermeister den Mut der Frauen, die aus Angst um ihre Kinder zu Heldinnen wurden.
Am Freitagabend hatte eine 32 Jahre alte Frau in einem Bus zum Stadtfest plötzlich mit einem Messer auf Menschen eingestochen. Mindestens sechs wurden verletzt. Das Stadtfest ging am Samstag mit einem Gottesdienst weiter. Unter den Gästen war auch NRW-Innenminister Herbert Reul.
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Lob von NRW-Innenminister Reul: „Das ist doch eine Riesengeschichte“
Reul schloss sich am Samstag dem Lob an: „Es gibt unheimlich viele aufmerksame und kluge Bürgerinnen und Bürger. Diese Gesellschaft ist viel stärker, als wir glauben. Die Polizei allein wird es nicht richten. Dass Frauen und Männer gestern zugegriffen und das Schlimmste verhindert haben, viele Mensch vor Schaden bewahrt haben, das ist doch eine Riesengeschichte. Wenn ich mitkriege, dass das Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund waren, das kann ja auch ein bisschen stolz machen und macht deutlich, es ist nicht so einfach, wie wir manchmal die Probleme diskutieren. Weil es so kompliziert ist, brauchen es mehr Zeit und Ruhe.“
Der NRW-Innenminister konkretisierte: „Es waren nicht nur Frauen, sondern Menschen unterschiedlicher Nationalität, es waren viele mit Migrationshintergrund, die sich gekümmert haben, die sich eingemischt haben, die auf sie gestürzt sind, die sie festgehalten haben.“
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