Hagen. Messerattacken, der Terror in Solingen: In aufgewühlten Zeiten gibt es eine Flut von Forderungen. Warum wir aber auch Geduld brauchen.

Wäre alles nicht so traurig und tragisch, dann könnte man fast schmunzeln: Da mahnt NRW-Innenminister Herbert Reul, dass man sich in der Politik nicht immer mit neuen Vorschlägen für mehr Sicherheit übertreffen solle – und verkündet im selben Atemzug, dass er generelle Taschenkontrollen bei Großveranstaltungen prüfen lasse. Wie immer das auch umsetzbar sein wird.

Man sollte dem Minister zugutehalten, dass er nach Solingen und Siegen wahnsinnig unter Druck steht, dass ihm die Taten auch persönlich nahe gehen. Und vor allem sollte man auf den eigentlichen Kern seiner Botschaft schauen: Wenn die Zeiten so unruhig, so unübersichtlich, so aufgeheizt sind, dann ist Ruhe die erste Bürgerpflicht. Aber das darf keine unproduktive Ruhe sein, sondern eine, in der die Probleme wirklich angegangen werden müssen.

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Genau diese Balance darf man jetzt von „der Politik“ fordern: Bürgerinnen und Bürger erwarten zu Recht, dass sich etwas ändert. Dass sie sicher auf die Straßen gehen und feiern dürfen – und dass Gesetze und Regelungen von allen eingehalten, vom Staat auch umgesetzt werden. Und wenn sie nicht praktikabel sind, auch geändert werden. Insofern ist es richtig, wenn nun auch die Asyl- und Flüchtlingsregelungen überprüft und angepasst werden.

Aber der Fall Siegen zeigt noch einmal überdeutlich, dass das Problem von Messergewalt nicht allein auf Migrationsprobleme zurückzuführen sind. Gleich mehrere Fälle gab es in der vergangenen Woche, in denen offensichtlich psychisch Kranke andere mit Messern bedrohten und attackierten. Was übersehen wir da? Was haben wir hier für Konzepte? Ja, wir brauchen Lösungen für die Probleme, aber so schwer es fällt: Wir brauchen auch Geduld, bis sie umgesetzt werden können.