Neunkirchen. Um mit dem Laden „Bee Wishes“ in Neunkirchen durch die Lockdowns zu kommen, trat Sabine Knapp vor die Kamera. Jetzt ist sie Social Media-Gesicht.

Zuerst einmal habe sie drei Tage geheult, sagt Sabine Knapp. Der kleine Laden, den sie sich so gewünscht hatte, war gerade erst wenige Monate in Neunkirchen geöffnet, da musste sie „Bee Wishes“ wegen des ersten Corona-Lockdowns schließen. „Was machst Du jetzt?“, habe sie sich gefragt. „Keiner kennt Dich!“ Doch ihre Tochter Franziska hatte eine Antwort: Online-Präsenz, „du musst überall sein – Facebook, WhatsApp, Instagram.“ Und: „Du musst vor die Kamera!“ Längst ist klar: Franziska hatte Recht. „Aufgeben war keine Option“, sagt die junge Frau. „Wir mussten kreativ werden.“

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Ihre erste Reaktion auf den Vorschlag, erzählt Sabine Knapp, war: „Nee. Ich kann nicht vor die Kamera.“ Sie habe sich Beiträge auf Instagram angeschaut und festgestellt: „Das bin ich nicht.“ Aber die heute 53-Jährige stellte sich der Herausforderung, fand ihren eigenen Weg und sieht Social Media längst als organischen und selbstverständlichen Teil ihrer Arbeit. Sie hat auch einen professionell gemachten Online-Shop, über den Bestellungen eingehen. Viel wichtiger sei es aber, mit ihren Fotos, Stories, Videos Kundinnen und Kunden zu erreichen und zu inspirieren, die dann in den Laden in der Kirchenstraße 4 kommen; das Internet als eine Art erweitertes Schaufenster, in dem nicht nur Waren zu sehen sind, sondern vor allem auch die Menschen, die diese zusammenstellen und verkaufen.

Bee Wishes in Neunkirchen
Mit „Bee Wishes“ hat sich Sabine Knapp einen Traum erfüllt. Der Laden in Neunkirchen bietet Mode, Accessoires, Deko und Geschenkartikel. Das Konzept: Alles passt genau zueinander. © WP | Florian Adam

„Ich bin gerne unterwegs und gucke nach neuen Sachen. Was hat hier noch keiner, was kennt hier noch keiner?“

Sabine Knapp, Inhaberin von „Bee Wishes“ Neunkirchen, über ihre Suche nach den Artikeln für das Sortiment.

Bei Siegen: Bee Wishes will Kunden mit genau aufeinander abgestimmtem Sortiment überzeugen

„Ich wollte gerne ein kleines Lädchen, ein physisches Geschäft mit Kundenkontakt“, erklärt Sabine Knapp. Geboren wurde sie in Höxter, lange lebte sie mit ihrer Familie im Saarland und war dort 16 Jahre selbstständig mit Hand- und Nagelkosmetik – zu einer Zeit, als es noch nicht gefühlt an jeder Ecke Nagelstudios gab. 2004 folgte wegen der beruflichen Entwicklung ihres Mannes der Umzug nach Neunkirchen. Sabine Knapp machte eine Familienpause und widmete sich vor allem den drei Kindern. „Ich wollte aber wieder selbstständig tätig sein.“ Im November 2019, die Kinder waren inzwischen alle volljährig, machte sie „Bee Wishes“ auf. Damals hatte sie noch keine Kleidung in den Regalen, sondern konzentrierte sich auf Geschenkartikel und Deko. Die Kleidung kam später hinzu, weil Kundinnen den Wunsch danach äußerten. Das Sortiment entwickelt sich generell stetig weiter, inzwischen gibt es im Laden auch Schuhe.

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Es seien „die Liebe zum Detail, der Spaß am Kaufen und Verkaufen“, die sie antreiben. Es ist aber die Freude daran, Menschen zu inspirieren und zu überraschen, wie im Gespräch mit ihr deutlich wird. „Ich bin gerne unterwegs und gucke nach neuen Sachen. Was hat hier noch keiner, was kennt hier noch keiner?“ Während große Online-Händler eine unüberschaubare Menge an Ware anbieten, formuliert Sabine Knapp an sich selbst und ihr Team den Anspruch, in dem Expertinnen und Experten die große Chance des inhabergeführten Einzelhandels trotz Online-Konkurrenz sehen. „Wir suchen aus: Was ist Trend, was passt zusammen?“, beschreibt die Wahl-Neunkirchenerin. „Das Konzept ist, dass alles zueinander passt: Mode, Accessoires, Geschenke, Schmuck. Wir machen den Kundinnen und Kunden Vorschläge.“

Namensfindung

Der Name „Bee Wishes“ sei, wie so Vieles rund um den Laden, in Teamwork entstanden, sagt Inhaberin Sabine Knapp.

Einen deutschsprachigen Namen wollte sie nicht, erzählt sie. Sie sei mit ihrem Mann weltweit viel unterwegs gewesen, das habe sie geprägt.

Wie es zu „Bee Wishes“ kam: „Bee“ ist englisch für Biene – und das wiederum phonetisch identisch mit „Bine“, der Kurzform von „Sabine“. „Wishes“, englisch für Wünsche, habe sich angeboten, weil anfangs vor allem Geschenkartikel im Vordergrund standen, mit denen sich Wünsche erfüllen lassen. Beides zusammen habe einfach einen guten Klang – so war der Name kreiert.

Siegen: Bei „Bee Wishes“ aus Neunkirchen modeln Mutter und Tochter online

Diesen Ansatz, das kommt im Austausch mit der Geschäftsfrau herum, verfolgt sie allerdings nicht, weil sie es irgendwann einmal in einem BWL-Handbuch gelesen hat. Es ist einfach ihr Ding, sie verlässt sich auf ihren Geschmack und ihre Leidenschaft fürs Thema. Im Laden steht tatsächlich nichts, was den Eindruck erweckt, es gehöre hier nicht gewissermaßen ganz natürlich hin. Das muss man bei einem Sortiment, das Blumenvasen und Taschen, Kleider und Postkarten, Armbänder und Kuschelkissen umfasst, auch erst einmal hinkriegen. Es sei ein „typisches Concept-Store“, merkt Sabine Knapp an – so, wie es sie in den Niederlanden oft gäbe. Und aus den Niederlanden stammen auch viele der Waren. Aber das Gespür und die Art der Chefin sind es, weshalb es in der Praxis funktioniert.

„Die Leute sehen es an mir und denken sich: Wenn es an Sabine gut aussieht, kann ich es auch tragen.“

Sabine Knapp erklärt, wieso sie auch selbst für „Bee Wishes“ modelt.
Bee Wishes in Neunkirchen
Bei „Bee Wishes“ haben die Artikel einheitliche Preisschilder mit dem Logo des Neunkirchener Ladens. © WP | Florian Adam

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„Die Leute wollen hier Mama sehen. Sie ist das Gesicht des Ladens“, berichtet Franziska Knapp. Die 24-Jährige hat BWL studiert und arbeitet im Geschäft mit. Generell ist es ein Familienbetrieb: Sabine Knapps Ehemann hilft etwa beim Controlling mit, ihr Sohn hat den aufwändigen Online-Shop programmiert, Tochter Franziska ist an der Produktion der digitalen Inhalte beteiligt. Ein Fotograf aus Franziskas Freundeskreis macht die Bilder. Models sind Mutter und Tochter, Freundinnen der Mutter, bei einer Modenschau in Neunkirchen machten auch Kundinnen mit. Es geht um Authentizität. „Uns ist es wichtig, uns so zu zeigen, wie wir sind“, betont Franziska Knapp. Das gelinge und komme an. Außerdem, ergänzt Sabine Knapp, würden viele Menschen es sehr zu schätzen wissen, dass trotz aller Professionalität letztlich immer alles „echt“ sei – etwa, wenn sie online Klamotten an sich präsentiert. „Die Leute sehen es an mir und denken sich: Wenn es an Sabine gut aussieht, kann ich es auch tragen.“ Das wirke ganz anders, als wenn ein Oberteil oder eine Hose lediglich auf einem Foto in einer gestellten Pose und aus einem optimierten Winkel an einem bezahlten Size-Zero-Model zu sehen seien.

Bee Wishes in Neunkirchen
Das Sortiment von „Bee Wishes“ in Neunkirchen ist aufeinander abgestimmt, dabei aber sehr vielfältig. Es gibt Einiges zu entdecken. © WP | Florian Adam

Siegen: „Bee Wishes“ Neunkirchen – Kundschaft kann das Angebot online immer im Blick behalten

Die Followerzahlen klingen zwar moderat – auf Instagram zum Beispiel knackte Bee Wishes kürzlich erst die 1000er-Marke. Der Effekt zeige sich aber im Laden und im positiven Feedback. Vor allem die Insta-Stories hätten einen spürbaren Effekt gebracht, sagt Sabine Knapp. Neue Posts gebe es täglich. Sei sie einmal nicht so gut drauf, würde an einem solchen Tag vielleicht kein neues Video mit ihr online gehen, räumt Sabine Knapp ein – aber dann gibt es für gewöhnlich zumindest ein Foto. Sie bleibt am Ball, hat nach all der Zeit Routine und Gelassenheit entwickelt. Anfangs habe sie Aufnahmen noch zigfach wiederholt, wenn ihr etwas nicht 100prozentig gefiel, sie sich verhaspelte, ihr das Licht nicht zusagte. Inzwischen bleibt sie da locker, braucht meist nur einen Take. Es soll eben keine Hochglanz-Inszenierung sein, sondern das Leben.

Bee Wishes in Neunkirchen
Auch Kissen sind bei „Bee Wishes“ in Neunkirchen zu bekommen. © WP | Florian Adam

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Es muss einen Nerv treffen, denn ungeachtet der Pandemie und der Lockdowns, des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine mit seinen Auswirkungen auf Energiekosten und Inflation und eines veränderten Konsumverhaltens ist „Bee Wishes“ noch da – und will auch bleiben. Die Online-Präsenz und die Möglichkeit, auf diesem Weg Waren zeigen zu können, die die Kundinnen und Kunden dann abholen konnten, sei in der Corona-Zeit extrem wichtig gewesen, wie Sabine Knapp erklärt. „Wir waren jeden Tag im Laden, haben Tüten gepackt und an der Tür übergeben.“ Darüber hinaus kamen und kommen aus ganz Deutschland Bestellungen über den Webshop – doch der sei nicht ihr Kerngeschäft. Das sei der Laden, hebt sie hervor. Der Laden, den sie sich wünschte, und in den sie ihre Zielgruppe online immer wieder mit Erfolg einlädt.

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