Netphen. Ersatzteile, Deko, sogar Musikinstrumente und Möbel: Mit 3D-Druckern macht Damian Jakubik-Dilba in Netphen fast alles möglich, was Kunden wollen.

Geigen, Waschbecken, Blumenvasen. Wer die Aufmerksamkeit allein auf die ausgestellten Artikel im Ladenlokal in der Lahnstraße 50 in Netphen richtet, dürfte ins Rätseln geraten, zu welchem Geschäft ein solches Sortiment eigentlich passt. Die völlig schlüssige Antwort liegt in den im Raum verteilten Geräten; gut, und im Namen „3D Druck Dilba“ natürlich. Theoretisch gibt es hier nämlich Alles. „Was man zeichnen kann, kann man auch drucken“, sagt Inhaber Damian Jakubik-Dilba. „Es gibt unendlich viele Möglichkeiten.“

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Der kürzlich eröffnete Laden sei in weitem Umkreis einzigartig, sagt der 35-Jährige. Tatsächlich sei ihm deutschlandweit kein anderes Unternehmen mit ähnlichem Profil bekannt. Einerseits verkauft er 3D-Drucker – vom günstigen Einsteigermodell für zu Hause bis zur kostspieligen Anlage für Industrieanwendungen –, andererseits fertigt er nach Kundenwunsch Objekte mit seinen Druckern an. Das können Deko-Gegenstände sein, auch Möbel, Prototypen für die unterschiedlichsten Branchen oder spezifische Ersatzteile. Wer beispielsweise ein defektes Bauteil in einem Haushaltsgerät austauschen muss – in der Waschmaschine oder dem Geschirrspüler vielleicht – kann damit zu Damian Jakubik-Dilba gehen. Voraussetzung ist, dass es eine digitale Zeichnung des Objekts gibt, eine Datei, die dem Drucker sagt, was genau dieser herstellen soll. Auch da kann der Experte aber helfen und die jeweilige Zeichnung bei Bedarf anfertigen.

Ja, diese Möbel kommen aus dem 3D-Drucker. Dem Druckmaterial werden dafür Holzfasern beigemischt. Das Ergebnis riecht sogar nach Holz.
Ja, diese Möbel kommen aus dem 3D-Drucker. Dem Druckmaterial werden dafür Holzfasern beigemischt. Das Ergebnis riecht sogar nach Holz. © WP | Florian Adam

Es hat sich sehr viel getan. Die Technik entwickelt sich jeden Tag weiter.
Damian Jakubik-Dilba über 3D-Druck

Netphen: 3D-Drucker können mittlerweile selbst Badewannen und Bikes herstellen

Gedruckt werden kann mit einer Vielzahl von Materialien. Die Zeiten, in denen die Ergebnisse aus 3D-Druckern oft nach schrottigem Plastik aussahen (und sich meist auch so anfühlten), sind vorbei. „Es hat sich sehr viel getan. Die Technik entwickelt sich jeden Tag weiter“, sagt der Fachmann. Die Beispiele, die er in seinem Laden präsentiert, beweisen das eindrücklich.

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Häufig kommen sogenannte Polylactide (PLA) zum Einsatz, also Kunststoffe auf Basis regenerativer Ressourcen wie Maisstärke. In diese lassen sich auf Wunsch unter anderem Holzfasern mischen, die Resultate – Damian Jakubik-Dilba hat einen Tisch mit Stühlen in der Ausstellung – erwecken optisch, haptisch, sogar geruchlich den Eindruck von echtem Holz. Metallteile können gedruckt werden, etwa aus Kupfer oder Gold; oder Waschbecken und sogar Badewannen aus Quarzsand. Letzteres würde Damian Jakubik-Dilba dann zwar nicht in seinem Laden machen, er kann dafür aber auf ein Netzwerk von Partnern zurückgreifen und auf diesem Weg beschaffen, was die Kundinnen und Kunden wollen. Fahrräder aus Titan wären übrigens auch zu haben.

Auch diese Geige stammt aus dem 3D-Drucker.
Auch diese Geige stammt aus dem 3D-Drucker. © WP | Florian Adam

Netphen: 3D-Druck erschafft Objekte, die man so noch nie gesehen hat

„3D Druck Dilba“ gibt es als Unternehmen seit September 2021. Es ist ein „Konstruktionsbüro für additive Fertigung“, das Angebot geht über das im Laden Sichtbare hinaus. „Additiv“ bedeutet, dass Material Schicht für Schicht hinzugefügt wird. Beim Gegenteil, der „subtraktiven Fertigung“, wird Material entfernt – Schnitzen wäre ein sehr plastisches Beispiel. Im additiven Prozess werden folglich Rohstoffe gespart, weil nur die genau benötigte Menge verwendet werden muss und kein Abfall entsteht. Vor allem lassen sich bei einem solchen Verfahren aber Strukturen schaffen, die anderweitig gar nicht oder nur mit gesteigertem Aufwand herzustellen wären. Damian Jakubik-Dilba hat dafür etliche Beispiele zur Hand: Würfel und Zylinder aus filigran verschachtelten Kunststoffgittern, netzartig zusammengesetzte Elemente, deren flexible Verbindungen nicht ineinander gesteckt, sondern in einem einzigen Arbeitsschritt beweglich ineinander gedruckt sind. In der Hand fühlen sich viele dieser Spezial-Objekte faszinierend neu an, etwas Vergleichbares bekommt man fast nirgends in die Finger. Und wo der konkrete Nutzen liegen kann, wird unter anderem deutlich, wenn der Experte anmerkt, dass ein großer Sportartikelhersteller auf diese Art die Dämpfung für Sneakers produziert.

Schneller, besser, präziser

3D-Druck ist in der Industrie ein beliebtes Verfahren für „Prototyping“: Die Herstellung von Prototypen für Bauteile und Produkte.

Nahmen 3D-Druckverfahren in den Anfängen noch reichlich Zeit in Anspruch, ist die heutige Technik auch an dieser Stelle viel weiter, wie Damian Jakubik-Dilba erläutert. Eine Vase etwa lasse sich innerhalb weniger Minuten drucken. Je feiner die Schichten, die aufgetragen werden, seien, um so länger dauere es allerdings.

Auch von den anfänglichen Kosten sind die heutigen Druckvorgänge weit entfernt – und das, obwohl die Maschinen nun zuverlässiger, schneller und präziser arbeiten. Das Teuerste sei häufig nicht der Druckvorgang, sondern die professionelle Anfertigung der erforderlichen Zeichnung. Liegt diese vor, lassen sich beliebig viele Exemplare des gewünschten Objekts drucken, womit der Stückpreis entsprechend sinkt.

Ob sich der 3D-Druck für einen Endverbraucher anbietet – beispielsweise bei einem Bauteil für die Waschmaschine –, klärt Damian Jakubik-Dilba vorab. Es kann die günstigste Alternative für den Kunden oder die Kundin sein, muss aber nicht. Der Fachmann weiß Rat.

Netphen hat der 35-Jährige als Standort für sein Ladenlokal gewählt, weil die Stadt sein Lebensmittelpunkt und der seiner Familie ist. Da viele Menschen ihn gezielt aufsuchen und dafür auch weitere Wege in Kauf nehmen, sei er nicht auf eine Position in einer großstädtischen Fußgängerzone angewiesen.

„Viele Leute wissen nicht, was schon alles machbar ist“, sagt der 35-Jährige. Er möchte das ändern, sieht seinen Laden auch als „Concept Store für digitale Fertigung“ und möchte Menschen ermutigen, sich einfach umzuschauen. Wer einen 3D-Drucker für den Hausgebrauch anschaffen möchte, kann sich bei ihm beraten lassen. „Es sind immer noch erklärungsbedürftige Produkte, da biete ich mit der Beratung einen Mehrwert gegenüber dem Internet.“ So tief wie früher müssen Käuferinnen und Käufer dabei längst nicht mehr in die Tasche greifen, ab 200 Euro seien mittlerweile Geräte zu haben. Nach oben ist die Skala, wie immer, natürlich offen.

Mit 3D-Druck lassen sich Strukturen herstellen, die sich mit anderen Verfahren gar nicht oder nur mit sehr hohem Aufwand realisieren lassen. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten im Produktdesign.
Mit 3D-Druck lassen sich Strukturen herstellen, die sich mit anderen Verfahren gar nicht oder nur mit sehr hohem Aufwand realisieren lassen. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten im Produktdesign. © WP | Florian Adam

3D-Druck in Netphen: „Es macht extrem viel Spaß!“

Das Interesse an der noch recht jungen Technik sei groß, sagt Damian Jakubik-Dilba. Das Thema 3D-Druck sei nicht nur beeindruckend und praktisch, „es macht auch extrem viel Spaß!“ Für den gelernten Gießereimechaniker, Maschinenbautechniker und technischen Betriebswirt war 3D-Druck lange ein Hobby, erzählt er. „Dann kam Corona und ich hatte Zeit“ – so nahm die Idee fürs eigene Unternehmen Gestalt an. Was er an seinem Berufsalltag besonders schätzt, ist die Vielfalt: „Weil man mit so vielen Themen und Bereichen Berührung hat, lernt man jeden Tag dazu.“ Möglich ist inzwischen vieles, was noch vor wenigen Jahren Zukunftsmusik war. „Die Verfahren sind da. Man muss nur die Ideen haben.“

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Das Ladenlokal von 3D Druck Dilba, Lahnstraße 50 in Netphen, ist dienstags und donnerstags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Mehr Infos auf 3d-druck-dilba.de