Siegen. Sommerloch erreicht Tierheim Siegen: Die Spenden bleiben aus – die Zwinger sind voll. Krankheiten und viele Tierbabys verschlimmern die Lage.

Im Sommer denken die meisten Menschen nur an Urlaub, Sonne und Freizeit. Da kommt es schon mal vor, dass Menschen ihre Tiere aussetzen oder einfach zurücklassen, wenn sie in den Urlaub fahren. Die Tierschutzvereine haben im Sommer alle Hände voll zu tun, so auch das Tierheim Siegen. Neben dem ohnehin schon viel zu vollen Tierheim gibt es in diesem Jahr gleich drei weitere Sorgen: Viele Katzenbabys, Kaninchenbabys und die Katzenseuche halten das Tierheimteam auf Trab und reißen ein Loch in die Kasse. 

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Das Tierheim Siegen kann bis zu 1000 Tiere beherbergen, darunter bis zu 120 Katzen und 80 Hunde – die Kapazität ist natürlich davon abhängig, wie verträglich die Tiere mit Artgenossen sind. Aktuell ist das Tierheim voll. „Wir haben aktuell eine echt lange Warteliste, weil wir keine neuen Tiere mehr aufnehmen können. Das bedeutet: Ist ein Tier ausgezogen, rückt direkt das nächste nach“, berichtet Tobias Neumann, der Leiter des Tierheims. „Aktuell haben wir knapp 600 Kleintiere hier, wenn man die Vögel dazurechnet.“

Siegen: Aufnahmestopp und Warteliste - das Tierheim ist voll

Besonders die Sommermonate sind sehr hart für die Tierheime, aus diversen Gründen: „Einerseits sinken die Spenden, viele fahren in Urlaub, weshalb das Budget ausgeschöpft ist und die Bereitschaft zum Spenden sinkt. Anderseits kann man sehen, wie die Vermittlungen vor und während des Sommers zurück gehen – auch das ist den Urlauben geschuldet“, sagt Tobias Neumann. „Der Spendenrückgang in Kombination mit den wenigen Vermittlungen ist wirklich hart für uns. Gerade in diesem Jahr ist wieder ein Hochjahr, wir haben so viele Katzenbabys wie schon lange nicht mehr.“ Eine genaue Erklärung für den Anstieg der Kätzchen, gibt es nicht, aber Tobias Neumann hat eine Vermutung: „Ich könnte mir vorstellen, dass es an den gestiegenen Tierarztkosten liegt, dass die Katzen nicht mehr kastriert werden.“

Die Pflege der Babys ist Zeit- und Kostenintensiv für das Siegener Tierheim.
Die Pflege der Babys ist Zeit- und Kostenintensiv für das Siegener Tierheim. © Alina Stahn | Alina Stahn

Die Gehege der Kleintiere sind voll, von Exoten wie Agaporniden, Wasserschildkröten oder dem Kakadu Ricky bis hin zu vielen Nagern wie Meerschweinchen, Chinchillas und Kaninchen. Aktuell haben viele der Kaninchen Nachwuchs. Herzzerreißend süß! Teilweise müssen die Kleinen mit der Spritze zusätzlich versorgt werden. Dies erfordert viel Zeit und Fingerspitzengefühl von den Tierpflegerinnen und Tierpflegern. Viele Menschen unterschätzen den Aufwand den Kleintiere mit sich bringen, das bestätigt auch Tobias Neumann: „Mir ist tatsächlich auch schon vermehrt in der Pandemie zu Ohren gekommen, dass Kaninchen angeschafft wurden, um den Kindern etwas zu bieten, weil man nicht in Urlaub fahren kann.“

Siegen: Kaninchenbaby-Boom im Tierheim – alle suchen ein Zuhause

Die Tierschützer sind erschrocken über die oftmals leichtsinnige Anschaffung von Kleintieren. „Viele unterschätzen Kaninchen oft. Sie werden in viel zu kleinen Gehegen gehalten, alles unter nicht artgerechten Bedingungen. Dadurch werden die Tiere irgendwann frustriert und oftmals bissig. Dann ist es natürlich das Tier Schuld und wird abgegeben“, erläutert der Tierheim Leiter. Zur Veranschaulichung: Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. hat eine Richtlinie zur artgerechten Haltung für Kaninchen veröffentlicht, wonach zwei Kaninchen eine Grundfläche von 6qm benötigen. Aber nicht nur Beißereien sind eine mögliche Folge schlechter Haltung, viele Kleintiere wie Meerschweinchen und Kaninchen werden dadurch oft krank. Die Folge: hohe Tierarztrechnungen, ein weiterer Grund, warum viele Tiere im Tierheim landen.

Das Tierheim Siegen hat so viele Katzenbabys wie lange nicht mehr.
Das Tierheim Siegen hat so viele Katzenbabys wie lange nicht mehr. © Tierheim Siegen | Tierheim Siegen

„Auch diesem Jahr haben wir wieder sehr viele Kätzchen. Dieses Jahr waren die Geburten sogar verhältnismäßig spät, erst Juni/Juli, normalerweise beginnt die Kittenzeit schon im Mai“, so Tobias Neumann. Aber gerade diese Kätzchenwelle stellt das Tierheim vor besondere Probleme: „Eine Mutterkatze hat leider die Katzenseuche mitgebracht und auch an ihre Babys weitegegeben. Auf unsere Quarantänestation haben wir damit gerade viel zu kämpfen.“ ein Kampf, der für das Tierheim mit erhöhtem Zeit- und Kostenaufwand verbunden.

Tierheim Siegen: Die Hundezwinger sind immer voll

„Wir müssen jetzt sehr auf Hygiene achten, Schutzkleidung, mehr reinigen. Da fällt eine Menge Wäsche an. Aber wir müssen vermeiden, dass es sich weiter ausbreitet“, sagt Tobias Neumann. Bisher ist die Krankheit noch nicht im Katzenhaus ausgebrochen und das Tierheimteam hofft, dass dies auch so bleibt. „Neben dem ganzen Material- und Zeitaufwand, kostet so ein Krankheitsausbruch das Tierheim viel Geld. Einerseits natürlich die Tierarztkosten und anderseits die Medikamente, welche die Tiere bekommen“, berichtete Tobias Neumann.

Viele Tiere warten im Tierheim Siegen auf ihr neues Zuhause - auch viele Vögel.
Viele Tiere warten im Tierheim Siegen auf ihr neues Zuhause - auch viele Vögel. © Alina Stahn | Alina Stahn

„Wir merken richtig stark die Nachwirkungen von Corona, besonders bei Hunden. Viele Tiere die abgegeben werden, sind gerade zwei und vier Jahren alt. Immer abhängig davon wann sie in der Pandemie angeschafft wurden“, sagt Tobias Neumann. „Die Gründe für die Abgabe sind verschieden, allerdings ist oftmals sehr auffällig, dass die meisten Tiere wenig bis gar nicht erzogen wurden. Das fällt den Besitzern jetzt auf die Füße.“ Doch das Tierheim bekommt nicht nur Fund- oder Abgabetiere, viele Hunde stammen auch aus Sicherstellungen. „Wir haben immer zu viele Hunde und oft ist es auch schwer, sie in ein geeignetes Zuhause zu vermitteln.“

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Das Tierheim benötigt gerade in der Sommerzeit weiterhin Unterstützung, um die ganzen Tiere zu versorgen. „Futtern können wir immer gebrauchen, gerade Kittenfutter und -milch benötigen wir aktuell sehr viel. Aber auch über finanzielle Unterstützung freuen wir uns, denn seit dem Ausbruch der Katzenseuche sind die Kosten für Behandlung und Medikamente sehr angestiegen“, sagte Tobias Neumann. Das Tierheim erhofft sich, dass sie die Katzenseuche bald im Griff haben und die Sommermonate schnell vergehen und sie ihre Fellnasen in neue Zuhause vermitteln können.

Siegen: Hunde im Tierheim betteln um Liebe und Zuneigung
Siegen: Hunde im Tierheim betteln um Liebe und Zuneigung © Alina Stahn | Alina Stahn

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Mehr als 600 Kleintiere leben im Tierheim Siegen
Mehr als 600 Kleintiere leben im Tierheim Siegen © Alina Stahn | Alina Stahn

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Siegen: Fundkater Bommel wartet im Tierheim auf ein neues Zuhause
Siegen: Fundkater Bommel wartet im Tierheim auf ein neues Zuhause © Alina Stahn | Alina Stahn
So geht es vielen Tieren in der Sommerzeit.
So geht es vielen Tieren in der Sommerzeit. © Alina Stahn | Alina Stahn
„Wir haben immer zu viele Hunde“, heißt es vom Tierheim
„Wir haben immer zu viele Hunde“, heißt es vom Tierheim © Alina Stahn | Alina Stahn
Die Kätzchen sind bereit aus dem Tierheim Siegen auszuziehen
Die Kätzchen sind bereit aus dem Tierheim Siegen auszuziehen © Tierheim Siegen | Tierheim Siegen