Siegen-Wittgenstein. Der Kreis würde am liebsten die Notrufe „112“ und „116 117“ in ein Hand bringen. Verbesserungen soll der Telenotarzt bringen.
Der Kreis Siegen-Wittgenstein möchte noch in diesem Jahr den aktuell gültigen Rettungsdienstbedarfsplan fortschreiben. Das schlägt die Verwaltung in einer Vorlage vor, die am Mittwoch, 8. März, im Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Bevölkerungsschutz beraten wird. Der aktuelle Rettungsdienstbedarfsplan stammt aus dem Jahr 2019. Seither haben sich „einige Bemessungsgrundlagen … überproportional negativ entwickelt“, so die Verwaltung in ihrer Vorlage.
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30 Prozent mehr Einsätze
Schwerpunkt soll dien Sicherstellung der notärztlichen Versorgung insbesondere durch das Telenotarzt-Systems spätestens ab 2024 und die zumindest teilweisen Abdeckung der Notarztdienste durch hauptamtlich beschäftigte Notärzte sein. Darüber hinaus soll auch die Anzahl der Rettungs- und Krankentransportwagen wegen des deutlich gestiegenen Einsatzaufkommens kurzfristig überprüft werden.
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„Seit circa drei Jahren ist eine überproportionale Zunahme von Anrufen in der Kreisleitstelle festzustellen“, erläutert Thiemo Rosenthal, Dezernent für Gesundheit, Sicherheit und Bevölkerungsschutz die Hintergründe: „So lag die Zahl der ein- und ausgehenden Anrufe im Jahr 2020 bei rund 180.000, im Jahr 2022 waren es schon annähernd 235.000. Das entspricht einer Steigerung von circa 30 Prozent.“ Die starke Zunahme sei aber kein Phänomen, das ausschließlich den Kreis Siegen-Wittgenstein betreffe, sondern vielmehr im ganzen Bundesgebiet wahrzunehmen sei. Auch die Einsatzzahlen im Bereich der Notfallrettung sowie beim Krankentransport nehmen deutlich zu.
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Neue Nummer für Krankentransport, gemeinsame Leitstelle
Am 2022 eingerichteten Runden Tisch „Vorbeugender Rettungsdienst“ wurde überlegt, dass private Krankentransportunternehmen eine gemeinsame Rufnummer einrichten. Sie versehen den „nicht-qualifizierten Krankentransport“, der den „qualifizierten Krankentransport“ des öffentlichen Rettungsdienstes ergänzt. Nicht zufrieden ist der Kreis mit der bisherigen Organisation des kassenärztlichen Notdienstes: Wer die Warteschleife bei der 116 117 überwinde, werde oft damit beschieden, dass für den geschilderten Fall kein Hausarzt kommt oder dass sowieso der Rettungsdienst zuständig sei. Neben dem neuen Telenotarzt könnte auch ein Verbund der Leitstellen „112“ und „116 117“ für eine Verbesserung sorgen. „Für die Umsetzung fehlt jedoch aktuell die Rechtsgrundlage in Nordrhein-Westfalen“, heißt es in der Vorlage.
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Mit Blick auf den Rettungsdienstbedarfsplan 2019 stellt Landrat Andreas Müller in einer weiteren Vorlage fest, dass viele Maßnahmen bereits umgesetzt oder auf den Weg gebracht wurden, andere wiederum noch nicht. Die Rettungswache Netphen ist in einen Neubau nach Deuz gezogen, die Rettungswache Burbach in Wahlbach wurde erweitert. Der zusätzliche Rettungswachen-Standort Siegen-Süd entsteht in Niederschelden. Wilnsdorf bekommt eine neue Rettungswache auf der derzeitigen Fläche des Busbahnhofs am Schulzentrum, Inbetriebnahme soll Ende 2025 sein. Die neue Freudenberger Rettungswache wird von einem Investor auf der Wilhelmshöhe gebaut, „der Mietbeginn soll zwischen Juli 2024 und Juni 2025 liegen“, berichtet die Kreisverwaltung.
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Rettungswache: Hilchenbach will jetzt Zwischenlösung
Die Neuordnung im oberen Ferndorftal kommt nicht voran. Neue Rettungswachen in Kreuztal und Hilchenbach sollen die bisherige zentrale Rettungswache in Ferndorf (ursprünglich am Kredenbacher Krankenhaus) ersetzen. Weder im Bereich der Kreuztaler Hauptkreuzung noch am Allenbacher Kreisel, den beiden Wunsch-Standorten, ist dem Kreis der Grunderwerb gelungen. Die Stadt Hilchenbach wünscht sich nun eine Zwischenlösung, indem ein Rettungswagen tagsüber bei der Feuerwache in der Herrenwiese stationiert wird. Hilchenbach war in der Vergangenheit auch oft von der Netphener Rettungswache aus versorgt worden – Deuz liegt nun fast unerreichbar weit weg.
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