Siegen. Kinder, die aus der Ukraine nach Siegen kommen, sollen schnell zur Schule gehen können. Schulpflichtig in Deutschland sind viele noch nicht.
126 Mädchen und Jungen aus Familien von Kriegsvertriebenen aus der Ukraine besuchen bereits Schulen in Siegen: sieben angehende Schulanfänger die Vorschule, 46 eine Grundschule und 73 eine weiterführende Schule. Das ist erst etwa die Hälfte der Kinder von Geflüchteten, die in Siegen schulpflichtig werden. „Wir verfolgen das nicht“, berichtet Schuldezernent Andree Schmidt im Schulausschuss. Denn formell werden die Kinder erst schulpflichtig, wenn sie bei der Ausländerbehörde registriert sind. Und das kann dauern.
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Stärkere Zuwanderung nach Siegen als 2015
„Im Laufe des Jahres“ wird das wohl geschehen können, schätzt Schmidt: Die Zahl ist zu groß, der Aufwand je Person beträchtlich. Vorrang hatte die Registrierung beim Sozialamt, damit Geld für den Lebensunterhalt ausgezahlt werden kann. Innerhalb von zehn Wochen sind 937 Menschen aus der Ukraine nach Siegen gekommen, „wir gehen auf die 1000 zu.“ Das ist sehr viel, verglichen mit den 1300. die im gesamten Jahr 2015, dem stärksten der letzten Massenflucht, aufgenommen wurden. Nur rund 50 Personen wurden der Stadt durch die Bezirksregierung zugewiesen, alle anderen kamen auf eigene Initiative. Siegen habe Standortvorteile, erklärt der Schul - und Sozialdezernent diese Entscheidungen: die Universität, die medizinische Versorgung, ein starkes Ehrenamt und eine der wenigen ukrainischen Gemeinden.
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Insgesamt erfüllt Siegen derzeit seine Aufnahmeverpflichtung von Geflüchteten zu 104 Prozent. Neben den Asylsuchenden und Kriegsflüchtlingen gehören dazu die nun auch vermehrt eingetroffenen ehemaligen afghanischen Ortskräfte der Bundeswehr. „Einige Familien wurden ausgeflogen“, berichtet Andree Schmidt. Hinzu kommt die große Gruppe der anerkannten Geflüchteten, die Siegen mit einer Wohnsitzauflage für drei Jahre zugewiesen werden. 2400 Menschen sind das, doppelt so viele, wie die Stadt aufnehmen müsste – die Quote wird zu 200 Prozent erfüllt.
Medizinische Erstversorgung und Impfung in Kredenbach
„In dem Moment, wo ein Kind hier angekommen ist, sollte es auch die Möglichkeit haben, eine Schule zu besuchen“, sagt Schuldezernent Andree Schmidt. Bei Kindern im Grundschulalter soll die „nach Möglichkeit“ die wohnortnächste Schule sein. Bei der Auswahl der passenden weiterführenden Schule unterstütze das Kommunale Integrationszentrum beim Kreis. In der Regel geht auch bei den Kindern die „zentrale medizinische Erstversorgung“ voraus. Siegen schickt die Neuangekommenen dazu, wie andere Kommunen auch, ins vom Kreis Siegen-Wittgenstein als Ankommenszentrum eingerichtete ehemalige Kredenbacher Krankenhaus. Die dort ansässige Hausarztpraxis übernimmt die Impfungen gegen Covid, Masern und Tuberkulose. Gerade Tuberkulose, sagt Andree Schmidt, sei in der Ukraine „ein großes Thema“, das nun nach Deutschland mitgebracht wird.
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Schulen bekommen leistungsstarke Schüler
Aus den Schulen höre er positive Rückmeldungen, sagt Andree Schmidt. Die Integration der Kinder erfolge „bisher relativ unproblematisch“. Erleichternd wirke sich die „gewisse Nähe“ der Kulturkreise aus. „Die Sprachbarriere ist das größte Problem", berichtet Schulausschussvorsitzender Florian Kraft (Grüne), selbst Lehrer, über seine Erfahrungen mit ukrainischen Schülerinnen und Schülern. Eine Reihe von ihnen spreche allerdings sehr gut Englisch. Insgesamt, so sein Eindruck, kämen „sehr leistungsstarke“ Jugendliche neu an die Schulen in Deutschland.
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