Kreuztal. Mehr als hundert Tage ist Kreuztals neue Stadtbaurätin im Amt. Vom Freibad bis zum Baugebiet: Ihr Arbeitsprogramm ist lang und vielfältig.
Auf dem Wegweiser im Treppenhaus geht es noch zum „Stadtbaurat“. Auf dem Schild neben der Bürotür steht jetzt „Beigeordnete“. Am Schreibtisch sitzt Stadtbaurätin Christina Eckstein. Seit 1. Juni ist sie im Amt, mit 36 Lebensjahren nur wenig jünger als ihr Vorgänger Eberhard Vogel, der Ende März nach drei Amtszeiten über je acht Jahre in den Ruhestand getreten ist.
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Von Kreuztal nach Siegen und zurück
Wenn das Glücksschwein, ein Talisman aus Holz, und die Zimmerpflanze sprechen könnten, würden sie Wiedersehen feiern. Die waren nämlich schon einmal hier in Kreuztal und sind mit Christina Eckstein nach Siegen gezogen. Bis 2017 war sie hier Stadtplanerin, an der Neugestaltung von Rotem Platz und Marburger Straße, auf die sie nun aus dem Rathausfenster herunterschauen kann, hat sie mitgearbeitet. Bei der Stadt Siegen hat sie die Arbeitsgruppe Stadtentwicklung geleitet. Und jetzt ist sie, als Baudezernentin und Mitglied des Verwaltungsvorstands, Chefin von Kolleginnen und Kollegen auf 138 Planstellen: Verwaltungskräfte, Ingenieure, Handwerker, Techniker, Hausmeister.
Zur Person
Christina Eckstein wohnt in Freudenberg. Sie hat das Raumplanungs-Studium an der TU Dortmund als Diplom-Ingenieurin abgeschlossen und das Referendariat bei der Stadt Witten als Bauassessorin.2013 kam sie zur Stadt Kreuztal ins Sachgebiet Stadtplanung, 2017 wechselte sie in die Arbeitsgruppe Stadtentwicklung bei der Stadt Siegen. Im Februar 2021 wurde sie vom Kreuztaler Rat einstimmig zur Stadtbaurätin gewählt.
„Die Themenvielfalt ist sehr groß“, stellt Christina Eckstein fest, „das ist eine schöne Herausforderung.“ Und, das sagt sie auch., „es ist schön, wieder mit den Kollegen zusammenzuarbeiten.“ Die meisten sind noch da, schließlich war sie nur vier Jahre weg. Die kleinere Stadt und ihre Verwaltung haben einen eigenen Charme: „Vieles läuft hier auf direktem Weg.“ Ereignisärmer als in der benachbarten Kreisstadt ist die Arbeit sowieso nicht: „Hier passiert eine Menge.“ Gerade jetzt.
Das liegt jetzt an: Bender und Buschhütten
In der Stadtplanung ist die studierte Raumplanerin zu Hause. Bauland schaffen, lautet der wichtige Auftrag – eine Reihe von Bauwilligen sucht händeringend nach Grundstücken., um die 250 stehen auf der Liste. „Am ehesten gelingt das, wo die Stadt selbst Grundstückseigentümerin ist.“ Am Struthbornweg in Stendenbach ist das zum Beispiel gerade gelungen. Da konnte die Stadt eine 3200 Quadratmeter große Wiese erwerben, auf der nun sechs bis acht Wohnhäuser gebaut werden können. Die großen Vorhaben sind aufwändiger: Für das Ferndorfer Bender-Gelände läuft der städtebauliche Wettbewerb, in Kürze wird die Jury den oder die Sieger ermitteln. Sozialer Wohnungsbau ist dort ein Thema, Altlastensanierung, Klimaanpassung auch. Und die „digitale Mitte“: Unter diesem Thema läuft nämlich die Regionale-Bewerbung der Stadt mit dem Bender-Projekt: „Wir wollen gern den zweiten Stern bekommen.“ Und danach natürlich den entscheidenden dritten Stern.
Außerdem läuft die Planung der Neuen Mitte in Buschhütten, dort sammelt die Stadt gerade Gebote und Konzepte. „Natürlich schwierig“ sei vor diesem Hintergrund die Zuschreibung der Regionalplanungsbehörde, die „stagnierende Region“ verbrauche zu viel Landschaft für Bauland. Ferndorf und Buschhütten seien Beispiele, wie die Stadt Flächen wieder neu nutze. „Aber wir brauchen auch den Zugriff.“ Auf die oft genannten Baulücken hat ihn die Stadt nicht. „Da brauchen wir auch Schützenhilfe“, sagt Christina Eckstein und wirft den Begriff der „Grundsteuer C“ ein. Das wäre eine erhöhte Grundsteuer, die ab 2025 wieder für bebaubare, aber unbebaute Grundstücke erhoben werden kann.
Bei Baugenehmigungen ziemlich schnell
Im Bauordnungsamt werden unter anderem Baugenehmigungen erteilt. Mit einer durchschnittlichen Genehmigungsdauer von 44 Tagen für ein normale Einfamilienhaus gehört Kreuztal zu den schnellen Verwaltungen im Lande. „Wir sind ja hier auch nah dran und arbeiten gut zusammen.“
Gebäudemanagement: Das ist das Amt, mit dem die Stadt selbst baut – das Bürgerforum, das Mitte nächsten Jahres fertig werden soll, die Aufstockung von Gymnasium und Gesamtschule, geplant für die Jahr 2022 und 2023, der Umbau der Hauptschule Eichen zur Grundschule. Hier ist auch das große Feld der Gebäudeunterhaltung angesiedelt. „Das nimmt man öffentlich gar nicht so wahr", sagt Christina Eckstein. Schließlich die Arbeit, die Corona zusätzlich macht: Luftfilteranlagen? Raumlufttechnik? Auch dazu wird die Stadtbaurätin in der nächsten Sitzung des Infrastrukturausschusses wieder etwas sagen.
Straßensanierung und die KAG-Anliegerbeiträge
Das Tiefbauamt ist für alles zuständig, was auf den Straßen und darunter passiert. Dazu gehört auch die Umsetzung des Radverkehrskonzeptes, die jetzt mit dem Ausbau der Pendlerroute über den Schwarzen Weg zwischen Eichen und Kreuztal Fahrt aufnimmt. Dazu gehören die Bäder, da vor allem die anstehende Freibadsanierung in Buschhütten. Dazu gehört der Straßenbau: Die Hüttenstraße zwischen Langenauer Brücke und dem Café Basico im Lokschuppen wird nun ausgebaut. Wobei im Raum der Wunsch steht, beim Bahnhof die Bahngleise zu über- oder zu unterqueren und auf der Lokschuppen-Seite einen weiteren Park-and-Ride-Platz anzulegen.
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Noch im Bau: die Marburger Straße und der Sport- und Bildungscampus im Schulzentrum; beide werden in diesem Jahr fertig. Schließlich die Straßensanierung: Da läuft gerade eine neue Bestandsaufnahme. „Ich mache mir keine Illusionen.“ Der Zustand der Stadtstraßen ist nicht gut, und er ist auch in den letzten Jahren nicht besser geworden, weil Anlieger nicht mit Beitragsbescheiden belastet werden sollen, zumindest so lange das Kommunalabgabengesetz (KAG) auf der Kippe steht. „Das Fass wird nächstes Jahr neu aufgemacht“, sagt Christina Eckstein. „Vielleicht. Je nachdem.“ Denn nächstes Jahr wird der Landtag neu gewählt. Das andere große Thema im Tiefbau sind Kanäle und Klärwerke. „Auch da wird was kommen“, kündigt die Stadtbaurätin an, auch unter Aspekt Energieeinsparung und Klimaschutz.
Management für den Klimaschutz
Eine Klimaschutzmanagerin oder ein Klimaschutzmanager wird, sobald die geeignete Person ausgewählt ist, das Rathaus verstärken, wo es schon seit vielen Jahren eine Umweltberatung gibt. Offen ist, ob die neue Aufgabe in Christina Ecksteins Dezernat angesiedelt wird oder beim Bürgermeister oder dem Kämmerer. Die Bereiche arbeiten ohnehin eng zusammen – Liegenschaften oder Wirtschaftsförderung sind weitere Themen, die keine Ressortgrenzen kennen. Gemeinsam müssen sie ohnehin mit dem Handicap fertig werden, Personal für die Verwaltung zu gewinnen. „Den Fachkräftemangel bekommen wir auch zu spüren.“ Die Bewerbungslage sei dünn, am schlimmsten bei den Architekten: „Die Privaten können mehr bezahlen.“
Baubetriebshof: Schlaglöcher und Blumenbeete
Schlaglöcher, Pflanzbeete, Bäume: Den Menschen am nächsten ist die Mannschaft des Baubetriebshofs. Wenn die Kolonnen ausrücken, bekommen sie die Rückmeldungen der Bürgerschaft sehr direkt. „Wir hatten in diesem Sommer eine ganz seltsame Wachstumsperiode“, erklärt Christina Eckstein, warum so schnell gar nicht gemäht werden konnte. Und zumindest auf den Blumenwiesen auch nicht sollte, jedenfalls nicht direkt nach dem Verblühen: „Das sieht dann eine Weile ungepflegt aus, ist aber besser für die Insektenwelt.“
Sie kennt die Diskussionen selbst, noch von damals, in ihrer ersten Kreuztaler Zeit, als die Säge an die Platanen auf den Roten Platz gelegt wurde. „Im ersten Entwurf, den wir selbst gemacht haben, waren sie noch drin...“ Oder die Frage, ob der Bus weiter durch die Marburger Straße fahren soll: „Wir wollten den ÖPNV unterstützen.“ Jetzt sind zwei neue Haltestellen angelegt, barrierefrei. Der Job hat was: Man sieht, was man getan hat.
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