Schmallenberg. Zwei Schmallenberger kritisieren das Vorhaben der EEH, an dem sich die Stadt beteiligen will. Welche Ideen sie stattdessen haben.

„Windkraftwerke im Schmallenberger Sauerland werden kommen, ob wir sie wollen oder nicht. Wir dürfen den Energiebedarf im Sauerland nicht mehr auf andere Regionen übertragen.“ Da sind sich Daniel Schulte und Ralf Stricker einig. Sie sind die Sprecher einer Schmallenberger Initiative von aktiven Befürwortern von Windenergie im Sauerland: Maschinenbau- und Wirtschaftsingenieur Ralf Stricker engagiert sich ehrenamtlich im Vorstand der Bürger-Energiegenossenschaft Siegen-Wittgenstein-Sauerland eG, die bereits sechs Windprojekte auf den Weg gebracht hat; Energieberater und Ingenieur Daniel Schulte beschäftigt sich schon seit Jahren beruflich mit dem Thema. „Wichtig ist, dass die Wertschöpfung der Windenergie in der Region bleibt“, machen beide deutlich.

Diesen Weg sehen sie mit dem Unternehmen Erneuerbare Energien Hochsauerland (EEH) und der Gesellschaft Wind und Sonne Hochsauerland (WISO) nicht, die der Hochsauerlandkreis in Zusammenarbeit mit den Kommunen gründen und an dem sich Schmallenberg beteiligen will. Von den Einkünften der WISO würde zu großen Teilen die RWE profitieren - denn die EEH hätte nur 49 Prozent der Unternehmensanteile inne.

Warum man mit der EEH-Lösung nicht zufrieden sein sollte

88 Prozent der Unternehmensanteile gehören institutionellen Aktionären, nichtmal ein Viertel davon aus Deutschland. „Dazu kommt, dass die RWE auch plant, außerhalb der Windenergiebereiche zu bauen, während die Stadt deutlich gemacht hat, dass sie keine Windräder außerhalb der Bereiche zulassen möchte“, sagt Daniel Schulte. „Wie passt das zusammen?“

In vielen Regionen, wie hier in Bad Berleburg, gehören Windkraftanlagen schon fest dazu.
In vielen Regionen, wie hier in Bad Berleburg, gehören Windkraftanlagen schon fest dazu. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

„Es soll auch einige Bürgerbeteiligungsmodelle in der EEH geben“, so Daniel Schulte. „Ob diese Angebote aber für Bürger attraktiv sein werden, ist aus heutiger Sicht vollkommen offen. Im Vergleich zu einer Bürgerenergiegenossenschaft, die von Beginn an darauf ausgelegt ist, sind die Angebote unzureichend.“ Da die Energie im Sauerland gewonnen werde, sollten die Sauerländer und die Unternehmen vor Ort so gut es geht davon profitieren, glauben Schulte und Stricker.

Ralf Stricker ist Windkraftbefürworter und leitet ein Nachhilfeunternehmen mit Hauptsitz in Schmallenberg.

„Wir Bürger müssen mit den Windrädern leben, während andere den Nutzen haben. Das ist nicht akzeptabel.“

Ralf Stricker
Vorstandsmitglied Bürger-Energiegenossenschaft Siegen-Wittgenstein-Sauerland

Statt der Beteiligung an WISO und EEH würden sich Schulte und Stricker wünschen, dass Schmallenberg sich ein Beispiel zum Beispiel am Bürgerwindpark Attendorn nehme: Dort werden auf zwei Flächen Windenergieanlagen durch einen Zusammenschluss von Stadt, Volksbank und Bigge Energie projektiert, an denen sich die Bürger beteiligen können - sie werden dann direkt am Gewinn beteiligt. „Wir Bürger müssen mit den Windrädern leben, während andere den Nutzen haben“, sagt Ralf Stricker. „Das ist nicht akzeptabel.“

Der Bürgerwindpark bei Hilchenbach - solche Projekte wünschen sich Daniel Schulte und Ralf Stricker auch für Schmallenberg.
Der Bürgerwindpark bei Hilchenbach - solche Projekte wünschen sich Daniel Schulte und Ralf Stricker auch für Schmallenberg. © Privat | Privat

Die meisten privaten Flächen innerhalb der Windenergiebereiche seien mittlerweile „unter Dach und Fach“. Die Bürger-Energiegenossenschaft Siegen-Wittgenstein-Sauerland hatte sich bereits nach Flächen rund um Schmallenberg erkundigt, und sei bei allen Anfragen zurückgewiesen worden. „Spätestens seit Beginn des Ukrainekriegs gibt es förmlich einen Run auf mögliche Flächen“, erklärt Ralf Stricker. Umso wichtiger für die Kommunen im HSK, schnell tätig zu werden und sich für die Zukunft aufzustellen.

Daniel Schulte ist Energieberater und Windkraftbefürworter.

„Schmallenberg hat es verschlafen, sich da frühzeitig aufzustellen, da ist zu lange nichts passiert oder aktiv verhindert worden. Die aktive Planung wurde 2018 eingestellt, wodurch die kommunale Planungshoheit abgegeben wurde.“

Daniel Schulte
Energieberater

„Momentan wird viel von Wildwuchs der Windenergie gesprochen“, sagt Daniel Schulte. „Das Wort will ich eigentlich nicht in den Mund nehmen - aber Schmallenberg hat es verschlafen, sich da frühzeitig aufzustellen, da ist zu lange nichts passiert oder aktiv verhindert worden. Die aktive Planung wurde 2018 eingestellt, wodurch die kommunale Planungshoheit abgegeben wurde.“ Er fürchtet, dass sich nicht nur die Fronten von Windenergie-Befürwortern und -Gegnern weiter verhärten, je länger nichts passiert, sondern auch, dass Schmallenberg bei der Erzeugung und Wertschöpfung von und mit erneuerbaren Energien abgehängt werden könnte.

Was sich die Windkraftbefürworter in Schmallenberg wünschen

Die Idee: Eine Bürgergenossenschaft für Schmallenberg, an der sich bestenfalls auch die Stadt beteiligt. Eigene Windräder, an deren Gewinn die Stadt und die Menschen beteiligt werden, die Teil der Genossenschaft sind. Ausgleichs- oder Entschädigungszahlungen für die Menschen, die in unmittelbarer Nähe zu den Windrädern leben. „Jeder Schmallenberger könnte sich direkt beteiligen, Unternehmen aus Schmallenberg könnten langfristig erneuerbaren Strom zu gesicherten Preisen beziehen.“ Man müsste nichtmal eine neue Genossenschaft gründen, sondern könnte auch als Gesellschaft zum Beispiel als Teil der Bürger-Energiegenossenschaft Siegen-Wittgenstein-Sauerland fungieren.

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„Energieerzeugung geht nicht ohne Kompromisse“, fasst Daniel Schulte zusammen. „Man muss den Weg mit dem besten Kosten-Nutzen-Verhältnis und den geringsten Umweltauswirkungen finden - und das sind aus unserer Sicht Wind- und Solarenergie.

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