Schmallenberg. Sanitärexperte Alexander Schmidt leitet eine Firma, die doppelt so alt ist wie er. Wie er mit der Verantwortung und Herausforderung umgeht.
Alexander Schmidt hat schon als Kind seinem Vater auf den Baustellen geholfen. Jetzt ist der 34-Jährige selbstständig, leitet die Firma „Heizung, Sanitär Gördes“ in Schmallenberg und ist Chef von mehreren Angestellten. So hat er es von einem Angestellten im Außendienst bis in den Chefsessel geschafft.
Mit dem Heizungs- und Sanitär-Beruf ist Alexander Schmidt schon früh in Berührung gekommen. Sein Vater hat ebenfalls in dem Bereich gearbeitet und seine eigene Firma geführt. „Ich bin sozusagen vorbelastet durch meine Familie“, erzählt er augenzwinkernd.
Die Arbeit mit seinem Vater machte ihm Spaß, während der Schulzeit bewältigte er auch ein Praktikum im Bereich Heizung und Sanitär. Nach seinem Schulabschluss folgte die Ausbildung und nach seinem Meister arbeitete er neun Jahre lang im Außendienstverkauf im Sauerland. Seine Kernaufgabe war es, Handwerksbetriebe zu Heizungsprodukten zu beraten, erzählt er.
Junge Gründer im HSK erzählen
Für die Serie „Junge Gründer im HSK“ sprechen wir mit den unterschiedlichsten Menschen aus dem Hochsauerlandkreis, die sich in ihren 20er oder 30 Jahren selbstständig gemacht haben. Sie erzählen von ihren Erfahrungen in der Selbstständigkeit und den Herausforderungen, die eine Unternehmensgründung mit sich bringt.
Alle Texte lesen Sie unter: www.wp.de/lokales/junge-gruender-im-hsk-unsere-sereie/
Sie haben sich jung selbstständig gemacht oder einen Betrieb, ein Unternehmen oder Geschäft übernommen und kommen aus dem Sauerland? Dann melden Sie sich gerne unter der Mail katleen.diekgraefe@funkemedien.de.
Der Weg in die Selbstständigkeit
Anfang 2022 hat sich dann alles geändert: „Mit meinem kleinen Bruder habe ich den Betrieb von meinem Vater weitergeführt, weil er gesundheitlich ausschied“, erinnert sich Alexander Schmidt zurück. „Das hat so gut funktioniert, dass ich händeringend Leute brauchte“, erzählt er weiter.
Dann erreichte ihn eine Nachricht: Der Chef der Firma Gördes, zu dem Schmidt in seinem Beruf im Außendienst bereits Kontakt geknüpft hatte, wollte altersbedingt aufhören. Und so führte eins zum anderen und der heute 34-Jährige hat den Betrieb inklusive der Mitarbeiter und dem 74 Jahre alten Kundenstamm übernommen. Zurzeit arbeiten zwei Festangestellte und sieben Aushilfen auf 520-Euro-Basis unter ihm.
Seit dem 1. Januar 2024 führt Alexander Schmidt die Firma Gördes. Den Namen habe er ebenfalls übernommen – aus gutem Grund. „Der Name ist seit 74 Jahren am Markt, daraus entsteht die Marke und die Leute kennen ihn.“
Und das zeigt sich auch an den Aufträgen: „Die vorhandene Arbeit kann nicht so schnell abgearbeitet werden, wie neue Aufträge reinkommen“, erklärt Schmidt. „Unser Ziel ist es immer, die Kunden pünktlich an unserem gewohnt hohen Standard zu bedienen – bei der Menge an Arbeit eine ziemlich große, ja, die größte Herausforderung“, gibt er zu. Natürlich suche auch er – wie viele andere Betriebe auch – nach Nachwuchs.
12 Stunden Arbeitstage und begrenze Freizeit
An seinem ersten Arbeitstag als Selbstständiger mit der neuen Firma erinnert sich Alexander Schmidt gut: „Das ging von null auf tausend, alles prasselte auf mich ein und ich konnte mich kaum sortieren. Die ersten Wochen waren ziemlich heftig.“ Mittlerweile habe sich aber alles eingependelt, trotzdem ist sein Arbeitstag als Selbstständiger immer noch stressig.
„Ich bin immer der erste, der kommt, und der letzte, der geht“, sagt der 34-Jährige. „Ein Tag mit 90 bis 100 Anrufen ist keine Seltenheit.“ Unter der Woche arbeite er meistens von 6 bis 18 Uhr, am Samstag in der Regel halbtags – außer natürlich ein Notfall kommt rein. „Bei Notfällen muss ich losfahren, auch sonntags. Wenn bei minus zehn Grad die Heizung ausfällt, will ich den Kunden natürlich nicht im Kalten sitzen lassen“, sagt er.
Ein Arbeitstag von zwölf Stunden sei für ihn Alltag. Die Freizeit ist also recht begrenzt, doch das tut Alexander Schmidt mit einem Achselzucken ab. Er liebt seinen Job. „Selbstständigkeit muss man leben und man muss es gerne machen“, erklärt Schmidt. Trotzdem nutzt er jede freie Sekunde für seine Familie und seinen kleinen Sohn.
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Selbstständigkeit: Darum lohnt es sich
„Man muss der Typ dafür sein, Verantwortung zu übernehmen“, so Alexander Schmidt weiter. Er würde sagen, dass sich der Schritt in die Selbstständigkeit lohnt. „Man kann sich in der Selbstständigkeit verwirklichen und das Unternehmen so formen und aufbauen, wie man es sich vorstellt. Man muss niemanden Fragen, was oder wieso etwas getan werden muss“, listet er einige der positiven Seiten auf.
Die Idee, sich selbstständig zu machen, habe er immer schon im Hinterkopf gehabt, gibt Alexander Schmidt zu. Und wenn er könnte, würde sich wieder dafür entscheiden. „Es ist anspruchsvoll, aber es macht Spaß“, fasst er zusammen.
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