Schmallenberg. In einer Bürgerversammlung werden Ideen für die Umgestaltung der Kernstadt Schmallenberg gesammelt. Warum die Stadt kritisiert wird.
Rund 100 Menschen, vermutet Bürgermeister Burkhard König, waren zu der Bürgerversammlung am Dienstagabend im kleinen Saal der Stadthalle Schmallenberg gekommen. Das Thema: die Verkehrssituation in der Kernstadt, allem voran auf Ost- und Weststraße.
Die Hintergründe
Verkehrszählungen aus August und September dieses Jahres zeigen: In einer Woche fahren mehr als 78.000 Fahrzeuge über die Oststraße. Fast die Hälfte davon ist Durchgangsverkehr. Immerhin fahren die Autos im Durchschnitt nur rund 40 statt der erlaubten 50 Kilometer pro Stunde.
Dass vor allem der Durchgangsverkehr ein Problem darstellt, wurde schon 2017 bekannt, als das derzeit gültige Mobilitätskonzept vorgestellt wurde - getan hat sich seitdem nichts. Das Bürgerbegehren von Hans-Georg Schenk hatte Anfang des Jahres neuen Schwung in die politische Aufarbeitung des Themas gebracht, die Bürgerversammlung sollte vor allem dabei helfen, die Probleme, Wünsche und Ideen der Anwohner rund um Ost- und Weststraße zu sammeln.
Die Probleme
Probleme sehen die Schmallenberger viele: zu viel Verkehr, zu wenig Rücksichtnahme auf Fahrradfahrer, zu wenig Platz auf der Fahrbahn, besonders, wenn auch größere Fahrzeuge wie Transporter oder Lkw unterwegs sind. Eine Innenstadtumgehung über Fleckenberger Straße und B236, die nicht als attraktive Alternativroute angesehen und deswegen nicht genutzt wird.
Zu viele Stolperfallen für Fußgänger, an Straßenrändern, aber auch auf dem Kopfsteinpflaster. Dazu eh schon wenig Parkraum, der dann auch noch von den Mitarbeitern der Geschäfte für Besucher blockiert wird, weil der Langzeitparkraum am Rande der Innenstadt unattraktiv ist.
Die Einbahnstraßen-Idee
Ganz klar ist: In den Augen der Menschen muss sich etwas tun. Aber auch: „Wir sollten nicht unsere ganze schöne Altstadt auf links krempeln!“ Eine Einbahnstraßenregelung auf Ost- und Weststraße wird nicht nur von Verwaltung und Rat abgelehnt, sondern auch von vielen Anwohnern und Geschäftsleuten in der Kernstadt.
Als Gründe nannten sie unter anderem die Verlagerung des Verkehrs, die sinkende Attraktivität der Kernstadt für Besucher, die an Schmallenberg die einfache Erreichbarkeit mit dem Auto schätzen sowie die Tatsache, dass man dann nicht mehr für Veranstaltungen „mal eben“ eine der beiden Straßen sperren könnte. Eine andere Überlegung lautete, nur die Weststraße als Einbahnstraße zu führen - das fand insgesamt weniger Gegenwehr.
Die Ideen
Einig waren sich alle Anwesenden in einer Sache: „Wenn der Verkehr reduziert wird, können viele Probleme gelöst werden.“ Der Fokus bei der Neugestaltung von Ost- und Weststraße soll auf der Lebens- und Aufenthaltsqualität liegen, sowohl für die Anwohner als auch für Gäste - dem Durchgangsverkehr hingegen soll es unangenehm gemacht werden.
Dafür müsste, so der Konsens, die Umgehungsstrecke über die Fleckenberger Straße attraktiver werden: durch bessere Ampelschaltungen, weniger Ampeln oder Kreisverkehre. „Das ist nicht so leicht umzusetzen“, warnte Bürgermeister König. „Für die B236 ist Straßen.NRW zuständig.“
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Gleichzeitig müsse das Fahren durch die Oststraße für den Durchgangsverkehr unattraktiver gemacht werden: Eine Temporeduzierung soll dabei helfen. Durch eine Tempo-30-Regelung könnte man nicht nur Verkehrslärm minimieren, sondern auch subjektiv die Durchfahrt unattraktiver gestalten. Gleichzeitig kam die Überlegung auf, auf der Weststraße sogar Tempo 20 einzuführen - auch so könnte mehr Sicherheit für alle geschaffen werden.
Außerdem soll für Fahrradfahrer etwas getan werden: Piktogramme auf der Fahrbahn könnten deutlicher machen, dass sich der Verkehr auf Ost- und Weststraße mische, dass Autofahrer auf Fahrradfahrer Rücksicht nehmen müssen. Eine Idee war auch, die Weststraße zur Fahrradstraße zu machen - dafür könnten aber zu wenig Fahrradfahrer unterwegs sein.
Außerdem wünschen sich die Anwohner deutlich mehr Zebrastreifen sowie weniger Stolperfallen: Bürgersteigkanten müssten abgesenkt werden, die Bürgersteige begradigt. Dazu könnten auch mehr Sitzmöglichkeiten entlang Ost- und Weststraße die Barrierefreiheit zu erhöhen.
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Der Experte
All diese Ideen hörte sich auch Dr. Michael Frehn, Geschäftsführer der Dortmunder Planersocietät an, die vor sieben Jahren das Mobilitätskonzept erarbeitet hatte. Immer wieder ordnete er Vorschläge ein, erklärte auch, warum manche Dinge - wie die Fahrradstraße - schwierig oder unmöglich sein dürften; oder eben doch einfacher umzusetzen wären als erwartet. Am Ende des Abends war klar: Viele Ideen der Anwohner wurden schon im Mobilitätskonzept präsentiert, waren also seit 2017 bekannt. Das machte einen Schmallenberger wütend: „Wenn das schon seit sieben Jahren bekannt ist, warum warten wir darauf dann immer noch?“
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