Meschede. Der neue Schützenkönig der Schützengemeinschaft Meschede-Nord im Interview: Wie es nach den Buh-Rufen unter der Vogelstange weiterging.
Als Markus Bakara unter die Vogelstange tritt und schießt, geschieht etwas, dass es so bisher in Meschede wohl noch nicht gegeben hat: Buh-Rufe aus den Reihen der Zuschauer!Teile des Publikums nehmen es Bakara übel, dass er in den Wettkampf eintritt, obwohl sich bereits zwei Vorstandsmitglieder ein Duell liefern. Für viele steht bis dato fest, einer von den beiden wird der Schützenkönig im Jubiläumsjahr in Meschede-Nord. Doch dann fällt der Vogel bei Bakara - nach seinem fünftem Schuss.
Herr Bakara, haben Sie mit dem späten Eintritt ins Gefecht um die Königswürde ein ungeschriebenes Gesetz gebrochen?
Wenn der Vogel schon gewackelt hätte, wäre ich natürlich nicht unter die Vogelstange gegangen. Der Korpus hing noch und ich habe beim Schießkommando gefragt, ob es okay ist, wenn ich noch einsteige. Ich war ehrlich gesagt davon ausgegangen, dass es noch eine Weile dauert, deshalb habe ich für 50 Euro Schussscheine geholt. Ich hatte die Taschen voll mit den blauen Karten. Dass es dann so schnell ging, war für mich auch überraschend.
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Warum sind Sie denn erst so spät unter die Vogelstange getreten?
Ich habe noch auf meine Frau gewartet. Sie sollte dabei da sein, wenn ich schieße. Für mich war aber auch klar, spätestens wenn der zweite Flügel unten ist, gehe ich drunter.
Haben Sie die Buh-Rufe gehört?
Ja, das hat mich gekränkt. Ich habe nicht genau hingeschaut, woher die Rufe kamen und auch nicht darauf reagiert, weil ich niemanden provozieren wollte. Aber ich hätte auch noch 30 Minuten unter Buh-Rufen weiter geschossen, weil es mein Herzenswunsch war, König zu werden. Deshalb habe ich auch sofort voll draufgehalten.
Und wie war das für Ihre Frau Anastasia?
Sie haben die Reaktionen auch gekränkt. Aber die Freude hat dann auch überwogen.
Also gab es den festen Plan, König zu werden?
Ja, absolut. Ich habe vor elf Jahren schon einmal ersthaft geschossen, danach passte es nicht, weil ich beruflich häufig in Asien unterwegs sein musste. Nun habe ich meinen Arbeitgeber gewechselt und bin zeitlich flexibler. Auch mit meiner Frau habe ich vorher alles besprochen. Samstag und Sonntag hatte ich auch meinen Freunden erzählt, dass ich schießen werde, aber die haben mich nicht so ernst genommen (lacht).
Wie lief dann die Proklamation ab?
Wenn es da wieder Buh-Rufe gegeben hätte, hätte mich das fertig gemacht. Da bin ich ehrlich. Deshalb war ich schon nervös. Auch dem Vorstand ging es so. Aber als Michael Brieden sagte: „WIR haben einen neuen König“, gab es nur Jubel und Freude pur. Ich war einfach nur glücklich. Der vorherige König Dirk Siepe hatte Tränen in den Augen, als er mir die Königskette überreicht hat. Wir kennen uns, weil wir vor Jahren bei Briloner Leuchten Arbeitskollegen waren. Das war für mich einer der emotionalsten Momente. Es gab viele weitere. So zum Beispiel auch die Glückwünsche von Carsten Wrede (amtierender Schützenkönig von St. Georg). Auch wir kennen uns schon ewig aus JU-Zeiten.
Wie groß ist der Rückhalt in der Schützengemeinschaft?
Der Vorstand und die Königsvereinigung stehen hinter mir. Auch mit den beiden, die mit mir unter der Vogelstange standen, habe ich gesprochen. Es ist alles geklärt. Wir kennen uns ja auch schon alle sehr lang.
Und was wurde aus dem Bierwagen vor der Gaststätte am Pulverturm?
Da musste ich zurückrudern (lacht). Ich wusste ehrlich gesagt nicht, dass der Ablauf an diesem Punkt umgestellt wurde. Aber das war überhaupt nicht schlimm, weil wir dann einfach bis zum Ende mit allen oben gefeiert haben. Und am nächsten Tag ging es dann zum Aufräumen, da habe ich dann auch viele der jüngeren Schützen kennengelernt.
Stehen die Pläne schon für den Hofstaat?
Ja, der König darf 14 Paare in seinen Hofstaat einladen. Es wird ein bunter Hofstaat aus Meschedern, Berlinern, Schweizern und Freunden aus Fulda. Darauf freuen wir uns schon sehr.
Und wo werden Sie sich abholen lassen?
Das steht noch nicht fest. Vielleicht an der Gaststätte Zum Pulverturm. Aber auch meine Schwester würde sich freuen, wenn wir es an ihrem Haus am Lindenbrink machen. Wobei das ein logistischer aufwändiger wäre, weil der Weg für ältere Schützen vielleicht zu weit sein könnte. Aber ich bin mir sicher, dass wir eine gute Lösung finden werden – auch fürs Kränzen.
Sie leben in Fulda, wie werden Sie die vielen Termine als Königspaar vor Ort organisieren?
Ich habe schon eine Liste mit allen offiziellen und inoffiziellen Terminen bekommen. Weil ich nun wie gesagt beruflich flexibler bin, wird das alles kein Problem sein. Und wir freuen uns schon sehr darauf. Nur beim Schützenfest in Remblinghausen am Wochenende kann ich leider nich nicht vor Ort sein.
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Gibt es schon ein Lieblingslied, auf das Sie als Königspaar unbedingt tanzen möchten?
Ja! „Ich hab‘ die Liebe gesehen“ von Vicky Leandros wäre grandios. Das war auch unser Hochzeits-Walzer.
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