Meschede. Die Türkische Gemeinde in Meschede bezieht eine bemerkenswerte Position. In den sozialen Medien entbrannte darum eine große Diskussion.

Erst gejubelt, dann gesperrt: Merih Demiral sorgte für Empörung, dass er das international als kontrovers bezeichnete Zeichen der Grauen Wölfe, den Wolfsgruß, benutzt hat. Auch in Meschede wird über den Vorfall diskutiert. Hierzulande ist die Geste auch als Schweigefuchs aus Schule und Kindergarten bekannt.

Stein des Anstoßes: Als mindestens kontrovers bezeichnen die internationalen Nachrichtenagenturen den Wolfsgruß, den Merih Demiral beim Spiel gegen Österreich gezeigt hat.
Stein des Anstoßes: Als mindestens kontrovers bezeichnen die internationalen Nachrichtenagenturen den Wolfsgruß, den Merih Demiral beim Spiel gegen Österreich gezeigt hat. © AFP | Ronny Hartmann

Erklärung des Verfassungsschutzes

Und doch wird das Zeichen immer präsenter in den Köpfen der Mescheder. Zur Erinnerung: Das Handzeichen, bei dem sich Daumen, Mittel- und Ringfinger berühren, während Zeigefinger und kleiner Finger nach oben stehen, steht für eine großtürkische Herrschaft, die wahlweise historische Grenzen oder auch alle Siedlungsgebiete von Turkvölkern umfasst, wie der deutsche Verfassungsschutz schreibt.

Kurden beziehen Standpunkt

Wolfsgruß“ - ein Erkennungszeichen der Grauen Wölfe - während einer Pro-Türkischen Demonstration.
Wolfsgruß“ - ein Erkennungszeichen der Grauen Wölfe - während einer Pro-Türkischen Demonstration. © DPA Images | Peter Kneffel

Die Türkisch-Islamische Gemeinde Meschede trifft durch ihren ersten Vorsitzenden Mahmut Polattimur diese Aussage: „Wir stehen der ganzen Sache neutral gegenüber und haben keine Meinung dazu.“ Anders sieht es beim Kurdenverein „Mala Kurda“ aus. Dessen Vorsitzender Ahmet Güner verurteilt die Verwendung der Geste: „Wir sind gegen solche Zeichen im Fußball und verurteilen dies.“ Er fügt noch hinzu, dass er Rassismus in aller Form hasse und, dass wenn „Jemand so etwas tut, dann ist das nicht gut.“

Solche Gesten sind keinesfalls neu. Auch in der deutschen Geschichte gibt es ein rechtsextremistisches Zeichen: den Hitlergruß, jedoch ist der Wolfsgruß in Deutschland nicht verboten. Der Gruß ist Symbol und Erkennungszeichen der in der Türkei in den 1960er-Jahren gegründeten rechtsextremistischen Bewegung der „Grauen Wölfe.“

Der Autokorso der Türkei-Fans in Meschede mit Fingerzeig.
Der Autokorso der Türkei-Fans in Meschede mit Fingerzeig. © WP | Ilka Trudewind

Rechte in der Türkei-Regierung

Zu den „Grauen Wölfen“ zählen unter anderem auch Mitglieder der Milliyetçi Hareket Partisi, kurz MHP, der Partei der Nationalistischen Bewegung. Die MHP ist derzeit in der Türkei an der Regierung beteiligt. Sie wird als rechtsextrem und ultranationalistisch eingestuft. Im April luden am Ramadan die Grauen Wölfe zu einer Veranstaltung in die Menden Arena, bei der auch Funktionäre der MHP anwesend gewesen sein sollen. Auch in Meschede gibt es eine lokale Vereinigung der Grauen Wölfe.

Tauhid-Finger im Auto-Korso

Was zuletzt auf den Feiern der Türken in Meschede zum Sieg einer EM-Partie außerdem zu sehen war, ist der Tauhid-Finger. Er ist eine typische Geste bei Muslimen und Teil eines jeden Gebets. Dabei wird die rechte Hand in die Höhe gehalten und der Zeigefinger ausgestreckt. Diese Geste symbolisiert im Islam die Einheit Gottes – im Gegensatz zur christlichen Dreifaltigkeitslehre und ist somit ein Glaubensbekenntnis. Seit Jahren jedoch verwenden insbesondere Islamisten die Geste, um auch Abneigung gegenüber der Demokratie zu kennzeichnen.

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Der Autokorso der Türkei-Fans in Meschede mit Palästina-Flagge.
Der Autokorso der Türkei-Fans in Meschede mit Palästina-Flagge. © WP | Ilka Trudewind

Was bei den türkischen Fußball-Feierlichkeiten in Meschede übrigens auch zu sehen war: die - nicht verbotene - palästinensische Flagge. Warum ausgerechnet sie dort geschwenkt wurde, konnten sich jedoch die beiden Vertreter der Vereine nicht erklären.

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