Beringhausen. Kurklinik? Tagungshotel? Oder doch Abriss? Was wird aus der prachtvollen Ruine in Beringhausen, die als Geisterklinik bekannt wurde?
Wie im Dornröschenschlaf thront die alte Veramed-Klinik am Tannenberg über Beringhausen. Sie wartet darauf, wieder zum Leben erweckt zu werden. Seit der Insolvenz 2009 hat sich in und um die Klinik vieles zugetragen. Doch die Zukunft des altehrwürdigen Gebäudes scheint ungewiss.
Ein Rittergut wird zur Heilstätte
Um 1900 wurde das ehemalige Rittergut an den allgemeinen Knappschaftsverein Bochum verkauft. Dieser errichtete die Auguste-Victoria-Knappschaftsheilstätte für lungenkranke Bergleute. Für damalige Verhältnisse war die mit 118 Betten geplante Heilstätte eine vorbildliche Einrichtung, mit imposanter Architektur und einer Seilbahn, die den Aufstieg erleichterte.
Zu Kriegszeiten wurde die Heilstätte dann zum Reserve- und Kriegsgefangenenlazarett umfunktioniert. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Klinik wieder in den Besitz der Knappschaft über. 1986 wurde sie dann verkauft und unter dem Namen „Veramed-Klinik am Tannenberg“ betrieben. Bis 2009 wurden am Tannenberg noch Kranke behandelt, ehe die Klinik dann für immer geschlossen wurde.
Airsoftsport in verlassenem Klinikgebäude
Nach der Schließung stand die Klinik lange Zeit leer, bis Airsoft-Spieler das Gelände für sich entdeckten und es „The Hill“ tauften. Airsoft ist ein Taktiksport, bei dem mehrere Teams oder Einzelspieler in Militäroptik mit Luft- oder elektrisch betriebenen Waffen gegeneinander antreten. In Airsoft-Foren wird „The Hill“ als eines der besten und schönsten Spielfelder der Region, wenn nicht sogar Deutschlands, gelobt. Die Anwesenheit der teils martialisch gekleideten Taktikspieler hatte auch einen schützenden Charakter vor Vandalen und Dieben.
Auch haben die Mitglieder des Team Sat e.V., dem Verein, der die Airsoft-Spiele in der Veramed-Klinik veranstaltete, für einen gewissen Unterhalt des Geländes und Gebäudes gesorgt. Nach deren Abzug verfällt das Gelände wieder spürbar. In den Coronajahren wurde die Nutzung als Sportstätte dann untersagt.
Informationen dieser Zeitung zufolge, war die Nutzung als Sportstätte nur geduldet, da der Flächennutzungsplan nur einen Klinikbetrieb vorsieht. Stadtsprecher Jörg Fröhling sagt dazu: „Man hätte mit Sicherheit eine Änderung des Flächennutzungsplanes erwirken können.“ Die wurde ihm zufolge jedoch nicht angestrebt. Vonseiten des aufgelösten Team Sat e.V. war niemand für eine Stellungnahme erreichbar.
Patientenakten im Gebäude verstreut
Schlagzeilen machte die Klinik 2015, als zurückgelassene Patientenakten in den Gebäuden gefunden wurden. Diese waren bereits von Einbrechern und Urbexern (Menschen, die in verlassene Gebäude einsteigen, um sie zu erkunden, Anm. d. Red.) durchwühlt worden, ehe der Kreis sie aus der Klinik schaffte und in Verwahrung nahm. Noch bis 2038 werden die Unterlagen nun sicher verschlossen gelagert.
Wie geht es nun aber weiter mit der als Geister-Klinik bekannt gewordenen Heilstätte? Vonseiten der Stadt heißt es: „Wir sind in einem lockeren Austausch mit dem Eigentümer.“ Fröhling zufolge liegt das Gelände im Privatbesitz und deshalb dürfe er aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Aussagen über den Eigentümer tätigen. Nach Informationen dieser Zeitung liegt die Eigentümerschaft bei der Vitatel GbR.
Eigentümer unklar
Gegründet wurde diese Firma vom ehemaligen Klinikdirektor Fritz Platzer. 2023 schied laut Handelsregister Platzer aus und eine neue Geschäftsführerin wurde bestellt. Diese möchte namentlich in der Zeitung nicht genannt werden.
Sie bestreitet auf Nachfrage Eigentümerin der Klinik zu sein. Dem Onlineportal Northdata zufolge, sind auf ihren Namen mehrere Firmen angemeldet. Keine dieser Firmen hat eine Webseite oder Telefonnummer. Auf Anfrage erklärt die in den Daten benannte Geschäftsführerin der Vitatel, dass dies „Vorratsgesellschaften sind, die lediglich ihr eigenes Vermögen verwalten und zurzeit am öffentlichen Geschäftsverkehr nicht teilnehmen.“ Die Frage nach dem aktuellen Eigentümer der Immobilie ließ die zuletzt bekannte Eigentümerin unbeantwortet.
Zudem wird die Klinik als Projekt bei der Unicorn Real Estate GmbH aus Düsseldorf gelistet. Ihren Sitz hat die GmbH an der Königsallee, in einem Gebäude, unter dessen Adresse zahlreiche virtuelle Büros angeboten werden. Durch virtuelle Büros kann man eine Adresse bekommen, ohne selber Räumlichkeiten dort anmieten zu müssen.
Intransparente Kommunikation
Zwei weitere Projekte listet die Unicorn Real Estate in ihrem Portfolio. Beispiel: Die Charlottenhöhe ist Ende des vergangenen Jahres abgebrannt und lag ähnlich wie die Veramed-Klinik in Meschede brach. Trotz des Brandes wird das Projekt weiter gelistet und sich öffentlich nicht zu den Vorkommnissen geäußert.
Die Unicorn Real Estate GmbH möchte aus dem Gelände eine Kurklinik mit angeschlossenem Veranstaltungshotel und einer Seniorenresidenz machen. Auf jüngste Anfragen dieser Zeitung wird in Düsseldorf nicht reagiert. Im vergangenen Jahr teilte man jedoch mit, dass man im regen Austausch mit den Behörden sei und man bald das Projekt der Öffentlichkeit zur Beteiligung vorstellen wolle.
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Nötig für die geplante Nutzung des Geländes ist aber unter anderem eine Änderung des Flächennutzungsplanes. Diese kann mitunter Jahre dauern. Vonseiten der Stadt Meschede jedoch teilt man auf Anfrage mit, dass, entgegen der Kommunikation der beteiligten Akteure, bislang keinerlei Anfragen und Anträge zur baulichen Änderung des Geländes eingegangen seien. Die Zukunft der Klinik ist also weiterhin ungewiss.
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