Bad Fredeburg. Angekündigt hat er es schon vor Monaten, nun steht der Zeitpunkt fest. Wann Dietmar Seidel seine Praxis schließt und wie es weitergeht.

Bereits Anfang des Jahres hatte der Kinderarzt Dietmar Seidel bekannt gegeben, dass er seine Praxis in Bad Fredeburg im Laufe des Jahres schließen werde - aus Altersgründen, wie der inzwischen 70-Jährige gegenüber der Redaktion erklärt hatte. Die Suche nach einem Nachfolger - die schon seit mehreren Jahren und in den vergangenen Monaten noch intensiver lief - blieb jedoch ohne Erfolg. Nun ist es gewiss: Ende Juni ist Schluss in der Kinderarztpraxis in Bad Fredeburg.

Familien aus Schmallenberg sind daher gezwungen, sich einen neuen Kinderarzt in den Nachbarkommunen zu suchen. Die nächstgelegen Praxen sind in Bad Berleburg, Bestwig, Olsberg, Meschede und Freienohl - mit Fahrtzeiten zwischen 25 und 40 Minuten pro Strecke. Nach Informationen unserer Zeitung nehmen einige dieser Praxen auch noch neue, „jüngere“ Patienten auf. Einigen Eltern mit Kindern im Schulalter wurde auch dazu geraten, zum Hausarzt der Familie zu wechseln. Dann ist nämlich die Zeit der Früherkennungsuntersuchungen (U1 bis U9 bis zum 6. Lebensjahr) zur altersgerechten Entwicklung vorbei.

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Komplizierter wird es auf jeden Fall für Flüchtlingsfamilien mit kleinen Kindern, weiß die Stadtverwaltung in Schmallenberg. Denn diese Familien sind in der Regel auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen und die Verbindungen im ÖPNV zum Beispiel nach Bad Berleburg, Freienohl oder Olsberg gestalten sich oft schwierig.

Kinderarzt Dietmar Seidel (70) geht Ende Juni in den Ruhestand.
Kinderarzt Dietmar Seidel (70) geht Ende Juni in den Ruhestand. © WP | Reinhold Beste

Was passiert denn, wenn nun eine U ansteht und eine Familie hat Schwierigkeiten, einen neuen Kinderarzt zu finden? „Wenn Termine nicht wahrgenommen werden, wird zunächst eine zentrale Stelle im Landeszentrum Gesundheit NRW informiert, das die Eltern bzw. Sorgeberechtigten anschreibt und zur U-Untersuchung einlädt“, erklärt die Stadtveraltung Schmallenberg. Erst danach werde das Jugendamt informiert. „Das Jugendamt verschickt keine weiteren Erinnerungen an die Eltern, sondern entscheidet im Einzelfall, ob es ergänzend Kontakt mit der Familie aufnimmt.“ In NRW werde eine Teilnahme an den Früherkennungsuntersuchungen für Kinder zwar dringend empfohlen, eine gesetzliche Pflicht zur Teilnahme gebe es aber nicht.

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Die Stadt Schmallenberg hatte sich in den vergangenen Monaten auch bei der Suche nach einem neuen Kinderarzt oder einer Kinderärztin beteiligt. Über den Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte hat die Verwaltung zum Beispiel eine Anzeige in der Pädiatrie-Börse geschaltet. Nach Gesprächen mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) konnte die Stadtverwaltung zudem erzielen, dass Schmallenberg in ein Förderprogramm der KVWL aufgenommen wurde.

Für die Übernahme eines Versorgungsauftrages in einem Fördergebiet kann dann zum Beispiel ein zinsloses Darlehen gewährt werden. Um die Startphase einer Praxisgründung oder Praxiserweiterung in einem Fördergebiet finanziell zu unterstützen, kann auch eine Umsatzgarantie erteilt werden. Für den Aufbau und Betrieb von Zweigpraxen in einem Fördergebiet kann laut KVWL zum Beispiel ein Kostenzuschuss von 25.000 Euro gewährt werden.

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Trotz dieser Anreize, ist es bislang aber nicht gelungen, eine Kinderärztin oder einen Kinderarzt für Schmallenberg zu gewinnen. Eine Praxis für Kinder- und Jugendheilkunde wird es im Stadtgebiet ab dem 1. Juli also nicht mehr geben.