Grafschaft. Die Klinikreform in NRW sorgt für Unruhe. Wie die Versorgung aussehen soll, wird immer klarer. Was das für Grafschaft bedeutet.

Die landesweite Klinikreform schreitet voran. Ziele sind, dass sich Kliniken spezialisieren und dass die Zahl der Häuser reduziert wird. Das Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft ist eines der rund 330 Krankenhäuser im Land, die vor wenigen Tagen Post vom NRW-Gesundheitsministerium erhalten haben. Darin wird mitgeteilt, wie sich dieses die künftige Versorgungsstruktur vorstellt. Es geht um neue Vorgaben für Behandlungsqualität, Spezialisierung und Fallzahlen. Jedes Krankenhaus weiß nun, welche Eingriffe es künftig noch abrechnen kann und welche absehbar nicht mehr.

Vor einem Monat hatte das Land bereits die künftige Versorgungsstruktur für Standardbehandlungen der Allgemeinen Chirurgie, der Allgemeinen Inneren Medizin, der Geriatrie und Intensivmedizin veröffentlicht. Konkret geht es jetzt noch um offene 60 sogenannte Leistungsgruppen mit zum Teil hohem medizinischen Spezialisierungsgrad.

Das Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft liegt in Schmallenberg im Ortsteil Grafschaft.
Das Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft liegt in Schmallenberg im Ortsteil Grafschaft. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

„Insgesamt sehen wir uns auf einem guten Weg als Fachkrankenhaus für die Region. Auch die Idee unseres Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann, ,Qualitätszentrierte Kliniken‘ auf den Weg zu bringen, tragen wir mit und sehen wir positiv“, erläutert Stefan Schumann, Geschäftsführer der Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft GmbH, die aktuelle Entwicklung.

Das Fachkrankenhaus habe sechs Leistungsgruppen beantragt und fünf zugeordnet bekommen. Damit sei man zunächst recht zufrieden, „gerade auch, wenn man sieht, was bei anderen Kliniken in Zukunft wegfällt.“ Da werde Tabula Rasa gemacht.

„Ob sich das im Flächengebiet tatsächlich bewährt, muss die Zukunft zeigen.“

Stefan Schumann
Geschäftsführer der Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft GmbH

Ein Wermutstropfen für das Fachkrankenhaus, aber auch für die Bevölkerung: „Der von uns beantragte Bereich Stroke-Unit wurde im HSK lediglich dem Klinikum Hochsauerland - hier dem Karolinen-Hospital Hüsten - zuerkannt“, erklärt Schumann. Das bedeutet, dass Schlaganfall-Patienten demnächst nicht mehr nach Grafschaft, sondern nach Hüsten gefahren werden müssten - oder in den Nachbarkreis Siegen-Wittgenstein.

Aus der Sicht der Qualität - und da mit Blick auf die große Fallzahl - sei die Entscheidung durchaus nachvollziehbar. „Ob sich das im Flächengebiet tatsächlich bewährt, muss die Zukunft zeigen“, gibt Schumann zu bedenken. Eine Stroke-Unit ist eine auf die schnelle Behandlung von Patienten mit Schlaganfall (oder Verdacht auf Schlaganfall) spezialisierte Abteilung.

Stefan Schumann, Geschäftsführer der Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft GmbH (links) und Chefarzt Philippe N‘ Guessan.
Stefan Schumann, Geschäftsführer der Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft GmbH (links) und Chefarzt Philippe N‘ Guessan. © WP | Leandra Stampoulis

Schumann wird eine Stellungnahme beim Gesundheitsministerium zum Bereich Stroke-Unit abgeben. Wichtig sei aber auch die Rolle der Politik. Auch die müsse nun noch mal aktiv werden. Der endgültige Versorgungsauftrag soll bis Jahresende erteilt werden - danach werde eine Anpassung kaum noch möglich sein.

Zugesprochen wurde dem Fachkrankenhaus dagegen die Leistungsgruppe „28.1 Intensivmedizin“, und zwar in der höchsten Stufe 3 (hochkomplexe Intensivmedizin). Damit deckt die Grafschafter Klinik, zusammen mit dem Klinikum Arnsberg, die höchste Leistungsstufe in der Intensivbehandlung ab.

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„Nicht verwunderlich ist die Leistungsgruppe 5.1 Komplexe Pneumologie, die uns als Lungenzentrum gemäß G-BA ebenfalls zuerkannt wurde“, erklärt Schumann. „Die Leistungsgruppe 27.1 Geriatrie und deren Zuweisung zeigen, dass wir durch unseren Neubau und das tolle Behandlungsteam auf einem guten Weg sind. Unsere Belegungszahlen, die über den zugewiesenen MAGS-Zahlen liegen, bestätigen dies.“

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In der Leistungsgruppe 1.1 Allgemeine Innere Medizin versorgt das Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft laut Schumann die meisten Patienten im Kreis und ist wichtiger Partner in der Notfallversorgung. Insbesondere Herz-/ Kreislaufpatienten, Brust-/ Bauschmerzen und unklare Atemnot fallen zunächst in diese Gruppe. „An dieser Stelle ist unserem Rettungsdienst im HSK ein großes Lob und Anerkennung für die tolle Arbeit auszusprechen - für diese lebenswichtige Arbeit in unserem Flächengebiet“, betont Stefan Schumann.

„Herzensangelegenheit“ sind und waren die Palliativpatienten in der Leistungsgruppe 29.1. Dazu erklärt Stefan Schumann: „Die sind uns zunächst von den Kostenträgern nicht zugeordnet worden, sie wurden uns nun aber vom Gesundheitsministerium NRW zuerkannt.“  Es sei einfach wichtig, dass unheilbar erkrankte Menschen in ihrer letzten Lebenszeit weiterhin wohnortnah - und dementsprechend in der Nähe ihrer Angehörigen - versorgt werden können.

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