Hochsauerland. Das Klinikum Hochsauerland passt die Ausbildung an: Kindermedizin im Fokus. Was sich ändert und was das für Eltern und Kinder bedeutet.

Es ist eine Rolle rückwärts. Um die Versorgung der kleinen Patienten sicherzustellen und für die Zukunft ausreichend Nachwuchs zu gewinnen, reformiert das Klinikum Hochsauerland zum 1. Oktober die Ausbildung in der Kinderkrankenpflege. Ralf Vollmer, Bereichspflegeleiter der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, und Ina Wegner, Pflegedirektorin im Klinikum Hochsauerland, erklären, was passiert und warum das nötig ist.

Pädiatrie
Stefanie Brunnberg (Fachkinderkrankenschwester), Anna Sander (Fachkinderkrankenschwester) kümmern sich mit um die Einarbeitung der jungen Kräfte. © Funke Medien NRW | Klinikum Hochsauerland

Warum muss die Kinderpflegeausbildung neu gedacht werden?

Ina Wegner: Vor drei Jahren hat der Gesetzgeber die bis dato getrennten Ausbildungsgänge Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege zu einer generalistischen Ausbildung zusammengefasst. Dahinter stand die nachvollziehbare Idee, dass Fachkräfte Menschen aller Altersgruppen in allen Settings pflegen können soll. Beispielsweise benötigen Pflegekräfte im Krankenhaus mehr Kenntnisse im Umgang mit immer älteren, pflegebedürftigen Menschen, andererseits wird man in Altenpflegeeinrichtungen mit immer mehr chronisch und mehrfach erkrankten Menschen konfrontiert. Die Kinderkrankenpflege kommt jedoch in Teilen zu kurz .

Ina Wegner
Ina Wegner, Pflegedirektorin im Klinikum Hochsauerland erklärt, warum die Ausbildung verändert wird. © Funke Medien NRW | Klinikum Hochsauerland

Warum?

Ralf Vollmer: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Es gibt 4000 eigene Krankheitsbilder, die nur Kinder und Jugendliche zeigen. Wer eine generalistische Ausbildung zum Krankenpfleger macht, kennt davon nur einen Bruchteil.

Wegner: Während wir als Erwachsene medikamentös ungefähr gleich reagieren, müssen Tropfen, Pillen, Zäpfchen für Kinder je nach Größe und Gewicht jedes Mal neu dosiert werden. Und die Beobachtung spielt natürlich auf der Kinderstation auch eine viel größere Rolle. Die Kleinen können ja nicht immer sagen, wo es ihnen weh tut.

Ist das eine Erkenntnis daraus, dass Sie jetzt die ersten fertigen Generalisten auf Ihrer Station haben?

Vollmer: Auch. Aber das war uns schon vorher klar. Betonen möchte ich, dass die frisch ausgebildeten Generalisten, die mein Team unterstützen, mit sehr viel Herzblut bei der Sache sind. Sie haben sich aktiv für die Kinderkrankenpflege entschieden und hätten die Ausbildung zum Kinderkrankenpfleger, wenn es sie denn noch gegeben hätte, sicher auch direkt gemacht. So aber ist es Aufgabe des Teams, sie weiterzubilden und das muss neben der täglichen Pflege geleistet werden.

„Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Es gibt 4000 eigene Krankheitsbilder, die nur Kinder und Jugendliche zeigen. “

Ralf Vollmer
Bereichsleiter Pflege der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin

Das Klinikum bietet daher jetzt zusätzliche Ausbildungsmöglichkeiten an. Dabei kann man zum einen auf die dreijährige, generalistische Ausbildung ein weiteres Jahr Kinderkrankenpflege aufsatteln. Man lernt also vier Jahre. Oder man entscheidet sich bei einer dreijährigen Ausbildung im dritten Jahr für die Spezialisierung auf die Kinderkrankenpflege. Wie wirkt sich das im Berufsalltag aus?

Wegner: Die fertigen Krankenpfleger bleiben im ersten Fall Generalisten, die in allen Abteilungen und auch in der Kinderkrankenpflege einsetzbar sind. Im zweiten Fall führt die Spezialisierung zum ausschließlichen Einsatz in der Kinderkrankenpflege.

Eine Kinderintensivpflegekraft dokumentiert die Behandlung eines kleinen Patienten am Computer.
Eine Kinderintensivpflegekraft dokumentiert die Behandlung eines kleinen Patienten am Computer. © dpa | Ole Spata

Sie wollen damit auch den Auszubildenden entgegenkommen. Warum?

Vollmer: Es gibt einige junge Menschen, die sich bewusst für die Kinderkrankenpflege entscheiden wollen. Das ging mir damals auch so. Es ist ein anderes Arbeiten mit den Kindern. Ganz banal, es macht einen Unterschied, ob ich Kinder wickle oder Erwachsene. Und ich wusste zum Beispiel schon vor meiner Ausbildung, dass ich einen besonderen Draht zu Kindern habe.

Wegner: Wir hoffen, dass wir diesen jungen Menschen über die neuen Ausbildungsschienen einen Anreiz bieten, sich direkt für die Kinderkrankenpflege zu entscheiden. Und wir wollen so auch die Pflegeteams in der Pädiatrie bei der Ausbildung entlasten.

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Fachkräftemangel gilt für alle Bereiche in der Pflege. Aber in der Pädiatrie ist er noch mal besonders gravierend?

Vollmer: (lacht) Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass Menschen, die in der Pädiatrie arbeiten, Kinder besonders lieben. Ich habe ein junges Team. Für 30 Betten plus acht Betten auf der Neointensiv-Station sind das 40 Köpfe, 24 Mitarbeiter, davon viele Frauen, die immer mal wegen Schwangerschaften ausfallen. Sie kommen dann zwar zurück, aber erst mal nur mit wenigen Stunden. Um das und den demografischen Wandel aufzufangen, ist es wichtig, dass wir die Ausbildung anpassen. Und im besten Fall hilft das dann auch dabei, Wartezeiten für die Eltern zu reduzieren. Wir tun unser Bestes, wünschten uns da aber manchmal mehr Verständnis.

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