Grevenstein/Meschede. Welche Standorte taugen endgültig für Windkraft? Der Verteilungskampf ist entbrannt - vor allem bei Grevenstein. Wer will alles bauen?

Wird die Umgebung von Grevenstein zu einem gewaltigen Windpark? Darauf deuten die aktuellen Entwicklungen hin. Das Wettrennen von Investoren hat offenbar begonnen, um sich Standorte zu sichern. „Diese Dimension hatten wir noch nicht“, sagte Fachbereichsleiter Klaus Wahle im Ausschuss für Stadtentwicklung in Meschede.

35 Windräder rund um Grevenstein?

Für den Bereich von Grevenstein hat das Unternehmen Felix Nova aus Rahden als Betreiber von Windkraftanlagen Anträge für 18 Windräder gestellt – allein auf Mescheder Stadtgebiet. Hinzu kommen laut Stadtverwaltung aber weitere 17 bei den Nachbarn: Vier Anlagen auf dem Stadtgebiet Sundern und 13 auf Esloher Gebiet im Bereich der Homert. Auf Mescheder Gebiet geht es erst nur um einen so genannten Vorbescheid – dabei geht es um Fragen des Planungsrechtes und möglicher Belastungen durch Lärm oder Schattenwurf.

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Die Lage ist kompliziert: Berücksichtigt werden muss, ob Flächen einerseits in Bereichen liegt, die der übergeordnete Regionalplan für geeignet hält für Windräder, oder andererseits auf Flächen, die auch die Mescheder Politik für Windräder freigeben könnte. Der Ausschuss für Stadtentwicklung hat drei Standorte für tauglich erklärt, weil sie passend liegen, weitere vier werden noch untersucht.

Es geht jetzt auch um „Windklau“

Dabei werden „Claims“ abgesteckt, wie es Bürgermeister Christoph Weber bezeichnet. Denn das Unternehmen schreibt: „Der Vorbescheid wird angestrebt, um die Priorisierung bezüglich Ausschöpfung von Emissionen gegenüber konkurrierenden Vorhaben zu erreichen.“ Denn in Grevenstein wollen auch, wie berichtet, die Brauerei Veltins und das Unternehmen Naturwerke Windräder bauen – das sind die „konkurrierenden Vorhaben“. Wer wird zuerst da sein, wer kann später einen Anspruch auf die Genehmigung seiner Anträge umsetzen?

„Diese Dimension hatten wir noch nicht.“

Klaus Wahle
Fachbereichsleiter
Die Umgebung von Grevenstein. Projektierer von Windrädern interessieren sich besonders für Grevenstein als möglichem Standort für Windkraft.
Die Umgebung von Grevenstein. Projektierer von Windrädern interessieren sich besonders für Grevenstein als möglichem Standort für Windkraft. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Windräder zu dicht beieinander gebaut würden sich gegenseitig den Ertrag an Wind wegnehmen, „Windklau“ heißt das: Sie wären dann unproduktiver, fahren weniger Wind ein – und Geld. Außerdem würden zu dicht beieinanderstehende Windräder zu Standsicherheitsmängeln führen – das müsste eine Kommune ablehnen. Also: Wer hat das Planungsrecht am Ende auf seiner Seite? Die CDU hat das Ziel, „eine Umzingelung von Grevenstein zu vermeiden“, so Martin Eickelmann: Man will Windkraft, „aber mit Augenmaß“.

Hochsauerlandenergie will bei Wallen bauen

Verhindert werden soll außerdem Windkraft auf dem Vogelsang in Meschede, in Mosebolle, am Astenberg bei Ennert, im Nierbachtal, Am Sterz bei Löttmaringhausen. Das schlägt die Stadtverwaltung vor – obwohl der Regionalplan diese Flächen für tauglich hält: Die Flächen seien zu klein, dort gebe es schützenswerten Laubwald, Windräder dort rückten zu nah an Ortschaften heran.

Ermöglichen will die Politik auf Antrag der CDU dagegen unter anderem Windräder im Bereich von Wallen in Richtung der Steinbrüche. Dazu gibt es einen Antrag des heimischen Energieversorgungsunternehmens Hochsauerlandenergie: Sie will sieben Windräder dort bauen.

Interesse an der Rümmecke

Im Bereich von Freienohl interessiert sich der Windpark-Projektierer Abo Wind aus Wiesbaden jetzt auch dafür, im Bereich Rümmecke Windräder bauen zu wollen: Abo Wind hat laut Stadtverwaltung bereits die Eigentümer der Flächen angeschrieben, ob sie ihre Grundstücke verpachten wollen. Das Unternehmen baut aktuell bereits die ersten Windräder oberhalb von Freienohl. Ein Bereich der Rümmecke ist im Standortkonzept auch für Windkraft geeignet.

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