Freienohl. Im Wald zwischen Oeventrop und Freienohl gibt es eine Mega-Baustelle: Das ist geplant, das ist der Zeitplan, das sind die Akteure.
Es ist das erste Windkraft-Projekt im Rahmen der Energiewende, das jetzt im Stadtgebiet von Meschede umgesetzt wird. Bei Freienohl werden die ersten neuen Windräder gebaut. Derzeit sorgt ein riesiger Baukran über Freienohl für Aufsehen.
Schwertransporte kommen ab Juni
Fünf Windräder entstehen oberhalb der Rümmecke und der Autobahn A 46 zwischen Freienohl und Oeventrop. Im Herbst 2023 startete die Bauvorbereitung mit Rodungsarbeiten und ersten Arbeiten an den Wegen. Sie sind jetzt zum Abschluss gekommen, nun werden die Arbeiten an den Fundamenten beginnen. Die Anlieferung der eigentlichen großen Komponenten für die Windräder ist für den Juni geplant - dann werden mit Schwertransporten die Gondeln, Rotorblätter und Turmsegmente angeliefert, die dann vor Ort zusammengebaut werden. Das teilt das Unternehmen Abo Wind aus Wiesbaden als Projektentwickler auf Anfrage mit. Der erste neue Windpark in Meschede soll nach jetzigem Stand damit im vierten Quartal 2024 dann in Betrieb gehen. Die Abnahme etwa der Fundamente und der Rohbauten ist Sache der Stadt Meschede. Aus der Autobahnabfahrt Oeventrop ist eine eigene Zufahrt aus Fahrtrichtung Arnsberg für den Windpark hergerichtet worden.
Grüner Strom für die Region
Gemeinsam gekauft haben die fünf Anlagen des neuen Windparks das Klinikum Hochsauerland und die Fondsgesellschaft LHI aus München - ein großer Investor im Bereich der Erneuerbaren Energien. LHI, so Abo-Wind-Sprecher Alexander Koffka, habe bereits einige Windparks bei dem Wiesbadener Entwickler gekauft: Im Freienohler Fall komme mit dem Klinikum ein regionaler Akteur hinzu. Der Windpark soll bis zu 45 Millionen Kilowatt Strom im Jahr produzieren. Mit dieser Menge will das Klinikum nicht nur seinen eigenen Bedarf an den Krankenhausstandorten in Meschede, Arnsberg und Neheim-Hüsten decken.
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Der übrige grüne Strom soll in der Region verbraucht werden können. Sitz der künftigen Betreiber-Gesellschaft soll in Meschede sein. „Mit dem Bezug von Strom aus einer regionalen Energieerzeugung sichert sich das Klinikum langfristig wichtige Mengen seines jährlichen Strombedarfs und trägt zudem wesentlich dazu bei, die dringend notwendigen Schritte zur Schaffung klimaneutraler Energieerzeugung zu unterstützen“, hatte Markus Bieker, Geschäftsführer der Klinikum Hochsauerland Infrastruktur GmbH, zuletzt erklärt.
Viele Jahre von Idee bis Umsetzung
Das Windkraftprojekt in Freienohl zeigt die ganze Problematik, wie sehr sich solche Projekte von der Idee bis zum Bau hinziehen. 2015 war das Vorhaben vor Ort vorgestellt worden. Damals hatte Abo Wind auch auf dem Berg als Erstes einen 140 Meter hohen Mess-Mast errichtet - so wurde die sogenannte Windhöffigkeit ermittelt, also das Aufkommen an Wind dort und damit die Eignung für Windräder.
2016 gab es den ersten Genehmigungsantrag. Die Stadt Meschede hatte danach die Genehmigung des Windparks abgelehnt, weil das Freienohler Gebiet ihrer Ansicht nach nicht als mögliche Vorrangzone für die Windkraft vorgesehen war. Abo Wind wiederum klagte 2018 gegen diese Ablehnung. Es kam zu Gerichtsverfahren, in denen die Stadt Meschede letztlich 2020 mit einer abgelehnten Zulassung zur Berufung vor dem Oberverwaltungsgericht scheiterte. Letztlich machte der Mescheder Stadtrat im Herbst 2022 eine Kehrtwende und entschied sich gegen eine neue Klage, als bekannt wurde, dass das Klinikum jetzt hinter dem Projekt stehe - und damit die ganze Region profitieren würde.
Bürger wollen Darlehen zeichnen
Abo Wind will in der Region weitere Windparks errichten - zum Beispiel vier Windräder im Bereich südlich von Remblinghausen. Auch bei Eslohe und Lennestadt sollen Windräder entstehen: Die Windparks Herrscheid-Lennestadt und Herrscheid-Eslohe sollen planmäßig Ende 2024 in Betrieb gehen.
Dort hat das Unternehmen Abo Wind jetzt ein Interessenbekundungsverfahren über eine „Schwarmfinanzierung“ beendet, durch die Bürger finanziell am Projekt mit profitieren können - die Interessen können Nachrangdarlehen mit einer fünfjährigen Laufzeit zeichnen, mit 6,1 Prozent an Verzinsung. Die Nachfrage war groß, sagt Abo-Wind-Sprecher Alexander Koffka: „Wir wollen den Menschen vor Ort die Möglichkeit geben, sich am Ausbau der Windkraft zu beteiligen.“ Das ist erfolgreich in diesem Fall: 77 Interessenten wollen zwischen 1000 und den maximal möglichen 10.000 Euro investieren und sich beteiligen, eine Gesamtsumme von 500.000 Euro kommt so zusammen. Abo Wind haftet als Gesamtunternehmen dafür.