Meschede. Die Preise explodieren: So teuer ist Bauen in Meschede jetzt. Wir haben mit Experten über den Grundstücksmarktbericht gesprochen.

„Es ist unsere Bibel“, sagt Gutachter Ramon Laetsch und lacht. Er meint den aktuellen Grundstücksmarktbericht. Doch was lässt sich aus den 135 Seiten für Meschede ableiten? Wir haben uns dazu mit Von-Poll-Makler Daniel Münster, dem selbstständigen Finanzierungsexperten Markus Nickchen und eben Gutachter und Sachverständigen Ramon Laetsch unterhalten. Die Profis sind sich einig: den größten Einfluss auf den Immobilienmarkt haben die hohen Zinsen der Banken.

Ramon Laetsch, Gutachter und Sachverständiger aus Arnsberg, kennt sich mit Immobilien aus.
Ramon Laetsch, Gutachter und Sachverständiger aus Arnsberg, kennt sich mit Immobilien aus. © Ramon Laetsch | Privat

Weniger Grundstücke verkauft, aber keine Veränderung bei den Häusern

Der Grundstücksmarktbericht erscheint jährlich und betrachtet immer die Zahlen des zurückliegenden Jahres. Der Bericht 2024 wertet also die Zahlen von 2023 aus. Auffällig: Die Gesamtzahl der geschlossenen Grundstücks-Kaufverträge ist um 14 Prozent, verglichen mit 2022, zurückgegangen.

Die Zahl der verkauften Ein- und Zweifamilienhäuser ist jedoch auf einem konstanten Niveau zum Vorjahr. Wie kann das sein? Markus Nickchen vermutet, dass sich die Menschen derzeit eher eine Eigentumswohnung zulegen anstatt zu bauen. Nickchen ist selbstständiger Finanzberater aus Freienohl. Er berät Menschen, die eine Immobilie kaufen oder verkaufen oder aber energetisch sanieren möchten, in allen Finanzfragen.

Markus Nickchen aus Freienohl berät künftige Immobilienbesitzer. 
Markus Nickchen aus Freienohl berät künftige Immobilienbesitzer.  © Markus Nickchen | Privat

Zu wenig Bauplätze

Ramon Laetsch ergänzt, dass schlichtweg sehr wenige Bauplätze zur Verfügung stehen. Aufgrund der hohen Zinslage seien sogar einige Baugrundstücke wieder zurückgegeben worden und stattdessen ein Gebrauchthaus gekauft worden, unterstreicht Laetsch. Gebrauchthäuser wechselten für im Schnitt 240.000 Euro den Eigentümer.

Diese Vermutung stützen die Zahlen des Berichts: seit 2014 sind die Verkaufszahlen auf einem Langzeittief. Bereits seit 2021 ist der Grundstückshandel rückläufig. Nickchen setzt das in einen Zusammenhang mit den 2021 gestiegenen Zinsen und immens verteuerten Baukosten. Vergleicht man die Verkaufszahlen der Eigentumswohnungen, so fällt auf, dass sich in 2023 die Zahlen aus dem Vorjahr fast verdoppelt haben: von 14 auf 26.

Das Neubaugebiet Ziegelei II in Meschede. Wie hat sich der Immobilienmarkt entwickelt? Wir haben uns den Grundstücksmarktbericht angesehen und mit Experten gesprochen.
Das Neubaugebiet Ziegelei II in Meschede. Wie hat sich der Immobilienmarkt entwickelt? Wir haben uns den Grundstücksmarktbericht angesehen und mit Experten gesprochen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Falsche Preisvorstellungen

Die Baukosten in Meschede sind aber historisch hoch: Seit 20 Jahren ist der Bodenpreis in Meschede der teuerste. Erst in 2021 wurde Meschede von Brilon überholt. Was Makler Daniel Münster aus Winterberg in seinem Alltag beobachtet: Die Menschen haben eine verschobene Erwartungshaltung an den Wert der eigenen Immobilie. Er betreut in seinem Winterberger Büro auch Kunden aus Meschede und kennt den Markt entsprechend gut.

Daniel Münster, Von Poll Immobilien Winterberg

„Die Preisvorstellungen entsprechen nicht der Zinsentwicklung.“

Daniel Münster

„Viele Menschen haben noch die Preise von vor zwei Jahren im Kopf. Jetzt, wo die Zinsen aber so hoch sind, sind die Preisvorstellungen meist über dem üblichen Niveau“, so Daniel Münster. Ihm zufolge sind die finanziellen Anforderungen an einen Neubau sehr hoch. Er rechnet vor, dass man für die Finanzierung eines Neubaus nach energetischen Standards etwa ein Haushaltsnettoeinkommen von 7500 Euro benötige, dass die Banken in der Regel einem Baukredit zustimmten.

Widerspruch zum Bundesvorhaben

Wer sich den Grundstücksmarktbericht aufmerksam durchliest, wird auf diesen Satz stoßen: „Im Beobachtungsgebiet sind Verkäufe von unbebauten Flächen für Geschosswohnungsbau selten und spielen auf dem lokalen Immobilienmarkt keine Rolle.“ Laetsch erklärt, dass der Gutachterausschuss zu wenig Daten hat, um eine Aussage tätigen zu können.

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Sprich: es wurden zu wenig Grundstücke für den Bau von Mehrfamilienhäusern verkauft. Eine Schere zu den Ambitionen der Bundesregierung, den Wohnungsbau zu fördern. Perfide ist aber auch, dass viele Banken den Kauf von Mehrfamilienhäusern nicht mit Krediten unterstützen wollten, so Markus Nickchen. „Ein Mehrfamilienhaus ist nicht attraktiv für die Bank. Die Ertragslage ist zu schlecht, deshalb lehnen die Banken meist ab.“

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