Eslohe. Bei Taxi Fabri in Eslohe ist man mehr als nur Taxifahrer. Was man dort alles erlebt und was es wirklich ausmacht, Taxifahrer zu sein.
Sie sind mehr als nur Taxifahrer: Sie sind Wegbegleiter, Möglichmacher und manchmal auch Kummerkästen und Beschützer. Die meisten ihrer Kundinnen und Kunden begleiten sie über Jahre, und auch die, die nicht für Krankenfahrten auf Taxis angewiesen sind, sind oft Stammkunden. „Michaela kennt sie alle“, sagt Ahmet Aytekin.
Das ist ein Segen für die Taxifahrer - manchmal aber auch ein Fluch für die Fahrgäste, die meinen, sie könnten Zeche prellen oder sich daneben benehmen. Taxi Fabri aus Eslohe ist eine Taxi-Institution im Sauerland; Chefin Michaela Wälter und drei Angestellte erzählen aus dem Leben als Taxifahrerinnen und Taxifahrer im Sauerland.
„Das ist der tollste Beruf, den ich mir vorstellen kann“
„Mal zu allererst: Das ist der tollste Beruf, den ich mir vorstellen kann“, sagt Sabine Rizzi. Sie ist seit vielen Jahren Taxifahrerin, und liebt die Vielseitigkeit des Berufs. „Wir haben mit ganz vielen verschiedenen Menschen zu tun.“ Bei Taxi Fabri bestehen fast 90 Prozent der Fahrten gar nicht aus den klassischen Taxifahrten, wie man sie sich als Laie vorstellt, sondern eben aus Krankenfahrten und Bring- und Holdiensten zu Schulen und Tagespflegeeinrichtungen.
Persönliches und Berufliches trennen
Die meisten ihrer Fahrgäste begleiten die Taxifahrerinnen und -fahrer über Jahre. „Viele der Menschen, die wir fahren, sind schwer krank“, erklärt Michaela Wälter. Sie ist seit fast sechs Jahren Inhaberin von Taxi Fabri, hat das Unternehmen von ihrem ehemaligen Chef übernommen. „Und natürlich ist jeder anders, aber je nachdem, wie oft und wie weit man miteinander fährt, kommt man natürlich auch miteinander in Kontakt; wir bauen eine Beziehung auf, kennen die Lebensumstände der Gäste“, erklärt sie. Ihre Tochter, Lisa Bürger, selbst Taxifahrerin, ergänzt: „Da wird es dann schonmal schwierig, Privates und Berufliches zu trennen, wenn man die Schicksale kennt. Das muss man lernen.“
Weitere wilde Geschichten von und mit Taxi Fabri:
- 2020: Während Corona wurden die Taxis zu Einkaufswagen
- 2022: Michaela Wälter hat selbst Hilfsgüter an die ukrainische Grenze gefahren
- 2024: Wenn die Taxifahrerin zur Lebensretterin wird
Neben dem reinen Hin- und Herfahren unterstützt das Unternehmen seine Fahrgäste aber zum Beispiel auch bei allen möglichen Anträgen und Papierkram. „Man geht auch mit anderem Blick durch die Welt. Wie oft hab ich schon irgendwelches Infomaterial aus Warteräumen mitgenommen, weil ich dachte, das könnte für den einen oder anderen Fahrgast interessant sein“, sagt Lisa Bürger.
Sie versuchen immer, möglich zu machen, was eben so geht. Das Team, bestehend aus 22 Fahrerinnen und Fahrern, hat mal Geld gesammelt und ist mit einer schwer an Krebs erkrankten Frau Ballon gefahren - nur wenige Wochen später ist sie verstorben. Einer anderen Frau hat Michaela Wälter einen Tattootermin besorgt und ihr so im Alter von 67 Jahren den Traum vom ersten eigenen Tattoo ermöglicht.
Besonders kuriose Geschichten hat Ahmet Aytekin in seinen fünf Jahren Wochenend-Nachtdienst erlebt. „Ich habe mal eine Gruppe Touristen abgeholt, sie wollten zum Berghotel in Eslohe“, erzählt er. „Das gibt‘s hier aber nicht. Sie hatten einen Zimmerschlüssel, wussten aber nicht, in welchem Hotel sie untergekommen waren. Wir haben dann alle Hotels in der Umgebung abgeklappert - und das Hotel nicht gefunden. Da hab ich sie wieder da abgesetzt, wo ich sie abgeholt hab.“ 75 Euro hatte der Ausflug die alkoholisierten Männer gekostet.
„Und als wir in Paris sind, schlafen die alle tief und fest. Ich hab Michaela gefragt: Soll ich sie aufwecken? Das hab ich dann gemacht.“
Außerdem war er schon als Taxifahrer in Paris. „Da rufen mich nachts drei Jungs an, ob sie wohl ein Taxi nach Paris bekämen - und waren ganz überrascht, als ich ja gesagt hab“, erinnert sich Michaela Wälter. „Dann waren sie dabei. Ich würde nie in Paris Auto fahren - aber ich wusste, dass Ahmet schonmal da war, der hat es sich zugetraut.“ Eine Kaution wurde vereinbart, weil die Gruppe unbedingt auf der Fahrt Alkohol trinken wollte und der Taxiwagen brandneu war. Der Deal: Das Auto sauber wieder bekommen, sonst gäbe es die Kaution nicht zurück.
„Dann bin ich mit den Jungs gefahren“, erzählt Ahmet Aytekin. „Und als wir in Paris sind, schlafen die alle tief und fest. Ich hab Michaela gefragt: Soll ich sie aufwecken? Das hab ich dann gemacht.“ Problem: Kurz vor dieser Fahrt war die Beleuchtung des Eiffelturms ausgeschaltet worden. Sehen konnten sie also nichts. Die Gruppe entschied: Ab zu McDonalds und dann wieder zurück.
Kaum noch Kneipenverkehr
Insgesamt würden die Fahrten abends und nachts aber abnehmen. „Kneipenverkehr gibt es eigentlich gar keinen mehr. Montags bis Mittwochs haben wir quasi keine Nachtfahrten, da bin ich die Einzige auf Bereitschaft“, erzählt Michaela Wälter. Donnerstags kamen zumindest einige Anrufe, Freitags und Samstags dann schon mehr. „Das ist immer spannend. Tagsüber werden wir gesiezt, da begleiten wir die Leute und kümmern uns um sie. Und nachts fragen sie mich immer direkt ‚Bist du verheiratet?‘. Aber respektlos wird da keiner“, erzählt Sabine Rizzi. Sie gehört zu den wenigen im Unternehmen, die sowohl Tag- als auch Nachtdienste fährt. Die meisten fahren entweder nur Tag- oder nur Nachtdienste.
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Ihr Dreh- und Angelpunkt ist die Zentrale in Eslohe an der B55 - direkt neben der Sparkasse. Hier gibt es immer Kaffee, Getränke, Snacks und einen warmen Ort für die Taxifahrer. Das Trinkgeld, das über den Tag reingespielt wird, kommt in die Kaffeekasse, davon werden dann regelmäßig Firmenfeiern organisiert. „Das ist toll, dann lernen wir auch mal die andere Schicht besser kennen“, sagt Ahmet Aytekin. Lisa Bürger ist sich sicher: „Wir sind hier eine große Familie.“
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