Menden. Mendener Ordnungsamtschefin geht ins Rennen um den Chefsessel im Rathaus. Kritik an der SPD bringt ihr im Saal den größten Applaus.
Manuela Schmidt ist Bürgermeister-Kandidatin der Mendener CDU. Eine couragierte Rede, eine überraschend klare Absage an eine gemeinsame Kandidatur mit der SPD und ein Dank an ihren Beinahe-Konkurrenten Dirk Gottschalk bringen ihr bei der Nominierung am Donnerstagabend stehende Ovationen und mehr als 90 Prozent der Stimmen ein, und das in geheimer Wahl. In ihrer Danksagung für das überzeugende Ergebnis verspricht sie den rund 100 Christdemokraten im Spiegelsaal der Wilhelmshöhe: „Wir rocken das!“
Spontaner Lacher im Saal löst die Spannung
Vor der Rede ist ihr die Nervosität anzusehen, doch manchmal hilft einfach das Momentum. So hat Kreisgeschäftsführer André Krause eingangs eine halbe Stunde lang ohne Mikrofon mit kräftiger Stimme dem Saal das Wahl-Prozedere erklärt. Als er Manuela Schmidt nach vorn bittet, schnappt die sich ein Mikrofon, das im Hintergrund bereitliegt. Der verblüffte Krause staunt: „Wo ist das denn her?“ Der spontane Lacher im Saal löst die Spannung, sie legt unbefangen los.
Stärkster Applaus für SPD-Kritik, Dank an Gottschalk für Fairness
Den stärksten Applaus erntet Manuela Schmidt gegen Ende mit ihrer klaren Absage als gemeinsame Kandidatin von CDU und SPD. Das hatte sie noch vor wenigen Wochen in ihrem einzigen Duell mit Dirk Gottschalk, dem sie heute für einen fairen Wettbewerb dankt, vor der Senioren-Union verteidigt. Zuvor hatten SPD und auch die Grünen erklärt, sich eine gemeinsame Kandidatur vorstellen zu können.
SPD Menden hat für CDU-Kandidatin „rote Linie überschritten“
Dann aber folgte der Vorstoß von CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz zur Asylpolitik. Merz sei daraufhin aus Reihen der Mendener SPD in sozialen Medien in die Nähe von Faschisten gerückt worden. Auch der Umgang der SPD mit dem Mendener CDU-Fraktionsvorsitzenden Bernd Haldorn, mit einem Zitat zur Grundsteuer auf Web-Auftritten der SPD präsentiert wurde, gehe nicht. Schmidt: „Damit ist eine rote Linie überschritten, auch bei mir. Es wird keinen gemeinsamen Wahlkampf mit der SPD geben.“
Deutliche Worte zu beständigem Führungsstreit im Rathaus
Noch deutlicher als vor der Senioren-Union fällt auch ihre Kritik an Bürgermeister Dr. Roland Schröder aus, wobei sie ihren Chef nicht namentlich nennt. Aber sie konstatiert: „Es fehlt im Rathaus an Führung. Konflikte im Verwaltungsvorstand werden nach außen getragen und stehen regelmäßig in der Zeitung. Das darf so nicht weitergehen.“ Wieder gibt es großen Applaus.
Wirtschaft steht in der Nominierungsrede ganz obenan
Wirtschaft, Sicherheit, Bürgernähe: Das sind die drei wichtigsten inhaltlichen Stichworte dieser Nominierungsrede. Manuela Schmidt, Volljuristin und verheiratete Mutter einer erwachsenen Tochter, arbeitet im Mendener Rathaus als Leiterin des Bereichs Bürgerdienste, Sicherheit und Ordnung. Nachdem der Unternehmensberater Dirk Gottschalk seine Kandidatur zurückgezogen hat, stellt sie als nunmehr einzige Bewerberin ihrerseits die Wirtschaft ganz nach vorne.
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Stadtentwicklungskreis soll wiederauferstehen
Sie will mit einer „wirtschaftsfreundlichen Verwaltung“ in der aktuellen Krise die 3000 Mendener Unternehmen in der Stadt halten, auf Bedarfe der Betriebe eingehen und alle Spielräume nutzen, um ihnen Wege freizumachen, statt Bedenken voranzustellen. Sie will den Stadtentwicklungskreis wieder ins Leben rufen, der früher in Menden die Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Politik und Verwaltung war. Den neuen Gewerbepark Hämmer sieht sie als „Riesenchance“, und die soll Chefsache sein, um auch auswärtige Unternehmen für Menden zu begeistern.
Die 22 Wahlkreisbewerber der CDU
Die CDU Menden hat am Donnerstagabend auch die Kandidatinnen und Kandidaten für die 22 Wahlkreise (WK) im Stadtgebiet zur Mendener Kommunalwahl am 14. September 2025 besetzt. Demnach kandidieren:
WK1 Christian Manger, WK2 Dennis Böcker, WK3 Peter Hölzer, WK4 Christian Rose, WK5 Julian Schattner, WK6 Robin Kroll, WK7 Mike Stern, WK8 Kathrin Schaefer, WK9 Nikolaus Paraschos, WK10 Matthias Eggers, WK11 Brigitta Erdem, WK12 Henning Schwake, WK13 Bernd Haldorn, WK14 Frank Oberkampf, WK15 Joachim Buß, WK16 Nina Schaefer, WK17 Thorsten Weische, WK18 Benjamin Friedrich, WK19 Tim Kroher, WK20 Wolfgang Exler, WK21 Ulrich Burgard, WK22 Lea Nähring.
Projekte: Altes Rathaus, Wilhelmshöhe, Parkhaus Nordwall
Die Innenstadt, sagt Schmidt, brauche eine Bedarfsanalyse, um etwas anderes hineinzuholen „als den xten Imbiss“. Für das Alte Rathaus als Schmuckstück der Innenstadt kann sie sich einen Mix aus Gastronomie, Kultur und eventuell auch Verwaltung vorstellen. Zur Zukunft der Wilhelmshöhe seien auch Bürger-Ideen gefragt. Das Parkhaus Nordwall müsse kommen, mit direkter Anbindung an den Veranstaltungsort Wilhelmshöhe. Die Lebensqualität in den Stadtteilen gelte es zu erhalten und auszubauen.
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Sicherheit in der Stadt als Grundbedürfnis und Standortfaktor
Das Sicherheitsgefühl in der Stadt nennt Schmidt „ein elementares Grundbedürfnis und einen Standortfaktor“. Manuela Schmidt ist indes als Leiterin des Mendenerin Krisenstabes SAE auch mit Hochwasserlagen, Waldbränden oder Bombenentschärfungen konfrontiert gewesen. Gemeinsam mit der Feuerwehr hat sie dazu ein Krisenhandbuch entworfen, in dem die wichtigsten Abläufe vor Ort im Fall des Falles festgehalten sind. „Wichtig wäre mir auch eine geordnete Nachsorge für betroffene Menschen.“
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Viele Gespräche zu neuen Risiken für Veranstaltungen
Mit Blick auf die Risiken von Veranstaltungen und die heute fälligen Sicherheitskonzepte sagt sie: „Gerade wenn ich an unsere Schützen denke, dann habe ich festgestellt, dass sich viele Hindernisse im persönlichen Gespräch ausräumen lassen.“ Für alle Veranstalter in Menden hatte sie kürzlich bereits zu einer großen Runde mit Vorträgen und Thementischen eingeladen.
„ Ja, ich will!“
Zum Abschluss noch ein Adenauer-Zitat
Stichwort Bürgernähe: Neben der Wiederaufnahme des Neubürgertages und der Bürgersprechstunden will Schmidt als Bürgermeisterin in der Amtsführung ausstrahlen: „Wir sind für euch da.“ Als Leiterin der Bürgerdienste wisse sie, wo die Leute in Menden der Schuh drückt. Zum Abschluss zitiert sie CDU-Altkanzler Konrad Adenauer: „Ich will mich mit warmem Herzen und kühlen Kopf für unsere Stadt einsetzen.“
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Als André Krause sie nach der Abstimmung fragt, ob sie die Wahl auch annimmt, sagt sie laut: „Ja, ich will!“ Auf eines geht Manuela Schmidt indes mit keinem Wort ein: Sie wäre die erste Bürgermeisterin der Stadtgeschichte.
Anmerkung der Redaktion: In der Ursprungsfassung dieses Berichts konnte der Eindruck entstehen, dass Manuela Schmidt der SPD vorgehalten habe, auch den CDU-Fraktionschef Bernd Haldorn in die Nähe von Faschisten gerückt zu haben. Wir bedauern den Fehler und bitten für das Missverständnis um Entschuldigung.