Menden. Bröckelnder Turm der Mendener Wilhelmshöhe bereitet Politikern Sorgen. Eine umfangreiche Modernisierung soll frühestens 2028 beginnen.
Es ist einer dieser besonderen Abende, an denen Menden stolz sein kann auf seine Wilhelmshöhe. Lioba Albus steht auf der Bühne, begeistert das Publikum im historischen Saal. Nur die Bühne ist beleuchtet, das Publikum sitzt im Dunkel, lauscht der Kabarettistin. Applaus, Lachen – in diesem Moment denkt wohl niemand daran, dass der historische Bau vor einer „Not-OP“ der besonderen Art steht. Die Wilhelmshöhe muss saniert werden, es droht ein jahrelanger Ausfall des Veranstaltungsortes. Der Titel von Lioba Albus´ Programm könnte passender nicht sein: In „Ende offen“ spielt sie mit der Frage, ob sie selbst noch ein weiteres Programm präsentieren wird oder ob ihr Fokus mehr denn je auf ihrem Autorendasein liegen wird.
„Wir müssen die Wilhelmshöhe jetzt anpacken. Wie wollen Sie verhindern, dass während der Modernisierungsarbeiten das kulturelle Leben in der Stadt Menden brach liegt?“
Dass dem nicht so ist, macht Moritz Kickermann in der Ratssitzung deutlich. Wenn der Tagesordnungspunkt aufgerufen wird, darf er nichts sagen – und so nutzt er die Einwohnerfragestunde: „Ich möchte explizit betonen, dass wir als Veranstalter nicht von der Wilhelmshöhe abhängig sind. Es geht uns hier einzig und allein darum, unsere Heimatstadt Menden nach vorne zu bringen. Wir begrüßen die Beschlussvorlage, dass der Planung und der Modernisierung mehr Zeit eingeräumt wird und dazu noch externe Expertise hinzugezogen werden soll.“ Die Planung und die Konzeptionierung dürfe nicht weiter aufgeschoben werden: „Wir müssen die Wilhelmshöhe jetzt anpacken.“ Moritz Kickermann fragt Bürgermeister Roland Schröder: „Wie wollen Sie verhindern, dass während der Modernisierungsarbeiten das kulturelle Leben in der Stadt Menden brach liegt?“ Man habe während der Sperrung keine Veranstaltungsstätte, die eine Kapazität von über 150 Zuschauern habe.
Das „phono forum“ veranstaltet regelmäßig Kabarett- und Comedy-Abende, aber auch Konzerte und Shows auf der Wilhelmshöhe. Die „alte Dame“ Mendens ist einer der Veranstaltungsorte, auf die die Agentur setzt. Aber auch andere Säle in Nordrhein-Westfalen bespielen die „Kickermänner“.
Bürgermeister Schröder zeigt Verständnis für Kickermanns Sorgen: „Es muss uns allen klar sein: Immer dann, wenn ich baue und saniere, kann ich etwas nicht nutzen. (...) Sicherlich werden wir uns Gedanken machen, wie Alternativen aussehen können, vielleicht auch in Kooperation mit anderen. Aber ich kann Ihnen jetzt nicht garantieren, dass, wenn die Wilhelmshöhe saniert wird, die Stadt dann irgendwo eine Möglichkeit hat, eine Größe der Wilhelmshöhe als Eventfläche anzubieten.“
Teile bröckeln vom Turm der Wilhelmshöhe
In der Diskussion wird schnell deutlich, dass das Jahr 2027 für Veranstaltungsbuchungen freigegeben werden soll. Sorge bereitet aber das Gebäude. „Wir fragen uns, ob die Turmsanierung so lange noch warten kann“, erklärt CDU-Fraktionschef Bernd Haldorn. Es fielen schon Teile vom Turm ab. Die Außenfassade und das Gebäude müssten „in einem Zustand versetzt werden, damit es überhaupt bis dahin gebraucht werden“ könne. Roland Schröder stimmt zu: „Wenn es Maßnahmen zur Verkehrssicherung geben muss oder Dinge draußen gemacht werden müssen, dann werden die durchgeführt werden müssen. Da führt kein Weg dran vorbei.“ Die Stadt werde auch immer wieder nach Fördermitteln gucken.
FDP-Ratsherr Klaus Luig befürchtet, eine Konzeptionierungsphase könne den Sanierungsstau vergrößern – „und dass wir tatsächlich irgendwann vor einem wirtschaftlich noch größeren Totalschaden stehen als jetzt durch die fehlenden Instandhaltungs- und Versorgungsmaßnahmen, die das Gebäude wirklich braucht.“ Die FDP sei der Meinung, dass man das unmittelbar angehen müsse. Die Verwaltung solle im Ausschuss für den Immobilienservice Menden (ISM) ein Konzept vorlegen, mit welchen Schritten und mit welchem Budget das angegangen werden solle. Schließlich entscheidet der Rat nicht, Mittel für eine Konzeptionierung zur Verfügung zu stellen – aber Veranstalter wie das „phono forum“, die MKG Kornblumenblau, amante della musica, der Chorverband Hönne-Ruhr und das Halinger Dorftheater können für 2027 planen. Neben dem ISM-Ausschuss soll auch der Ausschuss für Kultur und Tourismus bei den weiteren Beratungen beteiligt werden.
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