Menden. Sie ist eine von rund 150 Straßen in Menden, die noch nicht endausgebaut ist: die Drosselstraße. Für Baumaßnahmen werden Anwohner zur Kasse gebeten.

Es ist ein Projekt, bei dem die Stadt seit Jahrzehnten buchstäblich hinterherläuft: der Endausbau von Straßen. Rund 150 gibt es in Menden noch. Als Nächstes sollen Bagger an der Drosselstraße anrücken. Anwohner fürchten um ihr Erspartes angesichts von Kosten, die in die Million gehen könnten.

60 Jahre lang eine Schotterpiste

In Lendringsen geht die Angst um - zumindest entlang der Drosselstraße. Denn sie steht auf der Liste der Abschnitte, die die Stadt sukzessive endausbauen will. Und genau das bereitet Anwohner immer wieder Sorge. Denn für neue Kanäle und eine glatte Asphaltdecke müssen sie sich an den Kosten beteiligen. „Wie können wir verhindern, dass erschlossen wird?“, fragt eine Anwohnerin der Drosselstraße jüngst im Mobilitätsausschuss. Ihre Befürchtung: Für ein Einfamilienhaus am Ende eine Rechnung im hohen fünfstelligen Betrag. „Das können wir uns nicht leisten“, schieben andere Anwohner prompt hinterher. 60 Jahre lang sei die Drosselstraße „eine Schotterpiste“ gewesen. „Leute, die hier gebaut haben, leben zum Teil schon nicht mehr.“ Noch dazu habe sich die Straße seit Errichtung des Neubaugebiets in eine „Rennstrecke“ entwickelt.

„Wie können wir verhindern, dass erschlossen wird?“

Anwohnerin
im Mobilitätsausschuss

Doch die Wahrscheinlichkeit, dass die Stadt von ihren Plänen absieht, stehen wohl schlecht. „Die Straße ist in einem sehr schlechten Zustand“, erklärt Dirk Wiegand, Abteilungsleiter Straßenbau. Das grundlegende Problem: die Drosselstraße ist nicht endausgebaut, im westlichen Teil gibt es keine Asphaltierung. „Dieser schlechte bauliche Zustand führt dazu, dass nicht nur die städtebauliche Qualität, sondern auch die Funktionalität der Verkehrsfläche stark beeinträchtigt ist“, urteilt die Abteilung Straßenbau dazu.

Was genau und vor allem in welcher Form die Arbeiten schlussendlich über die Bühne gehen sollen, ist allerdings noch offen. „Eine Anliegerversammlung ist im zweiten Quartal vorgesehen“, erklärt Dirk Wiegand den besorgten Anwohnern. Dabei solle dann auch besprochen werden, wie etwa die Kanalerneuerung durch die Stadtwerke ausfallen soll.

Nur eine von 150 Straßen auf der Liste

Grünen-Fraktionschef Peter Köhler kann die Sorge der Mendenerinnen und Mendener zwar verstehen, „wir haben allerdings zehntausende Häuser, die an Straßen liegen, die nicht endausgebaut sind. Dabei geht es auch um eine Gleichberechtigung der Bürger“. Insgesamt, so Sven Christiansen, seien noch rund 150 Straßen auf der Liste. Wie hoch die Kosten für die Anwohner schlussendlich ausfallen, könne der Leiter der städtischen Umwelt- und Bauabteilung, aber noch nicht sagen. Dafür stehe eine Bewertung der Grundstücke noch aus.

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Sicher ist allerdings, dass am Ende wohl eine Gesamtrechnung von über einer Million Euro bei herauskommen könnte. Aktuellste Einschätzungen der Stadt gehen von 1,1 Millionen aus; doch buchstäblich in Stein gemeißelt ist diese Summe nicht.

„Jeder möchte gerne nichts zahlen“, sagt Wolfgang Exler (CDU). Doch auch andernorts habe man Anwohner zu Kasse bitten müssen, etwa am Hüingser Ring. Größter Kostentreiber in allen Fällen: die Kanalbauarbeiten. Um den Anwohnern dennoch entgegenzukommen, gelte es für Exler nun, eben jene Tiefbaukosten möglichst gering zu halten - unter anderem mit einer Vergabe an die Stadtwerke. „Wir haben leider in den 60er Jahren mit dem Endausbau aufgehört - und jetzt hat es sich aufgetürmt“, so Exler. Gleichwohl macht die Stadt Fortschritte. 2022 standen noch rund 180 Straßen auf der Liste.

Einstimmig winkt der Mobilitätsausschuss das Projekt schlussendlich durch. Eine Entscheidung über den Endausbau der Drosselstraße soll am 30. Januar im Bauausschuss fallen.