Menden. Aktuelle Infos nach dem Anschlag von Magdeburg: Wie hoch liegt in Menden jetzt die Latte zur Genehmigung von Festen und Umzügen?

Knallrot im Kalender anstreichen sollten sich alle Veranstalter in Menden den 25. Januar. Denn an dem Samstag lädt das „Team Sicherheit und Ordnung“ der Stadt Menden von 15 bis 18 Uhr in die Aula des Gymnasiums an der Hönne ein: zu einer „Veranstaltung für Veranstalter“. Drei Stunden sind zwar ein ordentliches Brett. Doch gerade mit Blick auf die Sicherheit von Feiern und Festen gibt es nach den Terroranschlägen von Solingen und Magdeburg viel zu besprechen.

Anschlag von Magdeburg „noch einmal eine Zäsur“

„Magdeburg ist für alle natürlich noch einmal eine Zäsur gewesen“, sagt Ordnungsamtsleiterin Manuela Schmidt. Dort war bekanntlich ein Attentäter in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt gerast. Der Täter setzte sein Auto als Waffe ein, tötete sechs Menschen und verletzte mindestens 300.

Veranstaltung soll auch zu mehr Sicherheit beitragen

Manuela Schmidt berichtet dazu, es habe sie tief beeindruckt, dass nur Tage später beim Turmblasen an Heiligabend in Menden die Menschen dennoch wieder in großer Zahl erschienen: „Die Mendener lassen sich nicht einschüchtern, und sie vertrauen dabei auch auf uns, dass sie sicher sind.“ Die jetzt angekündigte Veranstaltung für Veranstalter solle zu dieser Sicherheit beitragen.

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Vorschriften vom Sanitätsdienst bis zum Versicherungsschutz

Drehen soll es sich am 25. Januar um die Pflichten, die Veranstalter haben, und um die vorzulegenden Sicherheitskonzepte, um notwendige Genehmigungen, aber ebenso um den Sanitätsdienst oder den Versicherungsschutz. Das Ziel: Nach diesem Abend im Hönne-Gymnasium sollen alle klüger sein als zuvor, wenn es um die Ausrichtung von Konzerten, Martins- oder Karnevalsumzügen, Schützenfesten oder Sport-Events geht. Auch für größere private Veranstaltungen wie etwa Straßenfeste gelten Vorschriften, die einzuhalten sind. Und Schmidt beteuert, dass die Sicherheitsbehörden überall dieselben Maßstäbe anlegen, egal ob die Veranstalter städtisch sind oder nicht.

Sport
Sanitäter gehören auch im Sport bei größeren Veranstaltungen unbedingt dazu. © Falk Blesken | Falk Blesken
Manuela Schmidt

„Die Mendener lassen sich nicht einschüchtern, und sie vertrauen dabei auch auf uns, dass sie sicher sind.“

Manuela Schmidt
Leiterin der Ordnungsbehörde

Gratwanderung: Sicherheitsmaßnahmen ja, Überforderung nein

Dabei ist Manuela Schmidt und ihrem Team klar, dass es immer auch um eine Gratwanderung geht, wie sie betont. Einerseits muss die Sicherheit so weit wie möglich gewährleistet sein, zugleich dürfe man gerade ehrenamtliche oder private Veranstalter auch nicht völlig überfordern. Denn was auf keinen Fall passieren soll: dass Veranstaltungen schlicht abgesagt werden, weil die Anforderungen an die Sicherheit unerfüllbar sind.

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Jugendschutz, Baurecht, Brandschutz: Viele Erlaubnisse einzuholen

Gleichwohl gibt es auch unterhalb der Schwelle des Terrorschutzes viel zu beachten. Dazu zählt eine ganze Reihe von Rechtsvorschriften zu Themen wie Brandschutz, Baurecht, Gewerbe- und Gaststättenrecht, Jugend- und Umweltschutz und last not least zum Straßenverkehrsrecht. Für Veranstalter bedeutet das: Je nach Größe der Veranstaltung sind vorher zahlreiche Genehmigungen und Erlaubnisse einzuholen.

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Rathaus-Team will Partner sein und nicht nur die böse Aufsicht

Das Rathaus-Team Sicherheit und Ordnung wolle am 25. Januar auch zeigen, was zuletzt mit den Mendener Schützenvereinen aus Sicht von Manuela Schmidt gut geklappt hat: „Wir wollen schon bei der Planung Partner auf Augenhöhe sein, nicht bloß die böse Aufsichtsbehörde.“ Allerdings setze das auch das Verständnis auf der Gegenseite voraus, dass es gerade in Fragen der Sicherheit an vielen Stellen keine Kompromisse geben kann.

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Neue zentrale Anlaufstelle soll vorgestellt werden

Zur Kooperationsbereitschaft und Bürgernähe zähle auch das neue Konzept eines Zentralen Ansprechpartners für Veranstaltungen. Diese Anlaufstelle, die am 25. Januar nochmals vorgestellt werden soll, könne Veranstaltern lange Wege und viele Termine bei unterschiedlichen Adressaten im Rathaus, der Polizei oder der Feuerwehr ersparen.

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Einladung an Thementische zu speziellen Fragen

Auch die „Veranstaltung für Veranstalter“ ist so konzipiert, dass sie mehr ist als ein Vortrag vom Podium. Vielmehr wollen sich die Ordnungsbeamtinnen und -beamten gemeinsam mit Besucherinnen und Besuchern an Thementische setzen, um das Gehörte zu diskutieren und sich auch persönlich zu speziellen Fragen auszutauschen. Denn jede Veranstaltung sei anders und stelle andere Herausforderungen, außerdem gebe es auch immer neue. So erinnert Manuela Schmidt an die jüngste Biathlon-Gaudi, an der sie auch selbst teilnahm. Oder an das riesige „Menden dreht auf“-Festival in Hämmer-Süd im Sommer 2023 samt der parallel laufenden „Deutschland-Tour“, als die besten Radrennfahrer der Welt durch Menden rauschten.

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„Mendener Winter“ hat noch einmal Fragen aufgeworfen

Dass es beim Thema Sicherheit indes auch noch haken kann, zeigte der letzte „Mendener Winter“. Auf den Mendener Weihnachtsmarkt hätten Angreifer über die Bahnhofstraße ungehindert einfahren können, wie die SPD anschließend kritisierte (die WP berichtete). Die Ursachenforschung ergab bis jetzt, dass die offenbar zuvor gesetzten Poller zwischenzeitlich wieder entfernt worden waren, womöglich von Beschickern des Marktes. Ähnliches, sagt Schmidt, habe es zuvor auch auf dem Mendener Wochenmarkt schon gegeben.

Jetzt regelmäßige Kontrollen der Zufahrten aufs Gelände

Um das in Zukunft zu verhindern, müssten die Veranstalter oder der eingesetzte Sicherheitsdienst in Zukunft die regelmäßige Kontrolle der Zufahrten auf das Gelände auch während des Events ernst nehmen und gewährleisten.